Hallo ihr Lieben,


heute ist Mittwoch, der 18.09.2024, und die letzten drei Monate unserer Reise haben begonnen. Ist es nicht verrückt, wie schnell die Zeit vergeht? Naja, genug philosophische Fragen. Lasst uns lieber einen Blick auf unsere vergangene Station werfen. Wie ihr ja wisst, sind wir ungeplant in Brasilien gelandet und hatten bei unserer Ankunft entsprechend wenig Ideen zu unserer Reiseroute. Zum Glück trafen wir auf einer unserer Free Walking Touren Lena aus Österreich, die uns direkt mit zwei Tipps versorgte: Paraty und Ubatuba. Bei einem Blick auf die Karte stellten wir fest, dass die Örtchen ziemlich genau in der Mitte von São Paulo und Rio de Janeiro liegen und so entschieden wir uns für einen einwöchigen Abstecher dorthin. Was genau uns dorthin gezogen hat? Im Endeffekt eine „La Ola“. Wer dabei jetzt an einen Ausdruck massenhafter Begeisterung bei Fußballspielen denkt, hat natürlich recht, aaaber wir haben eine ganz andere Art von „La Ola“ gesucht. Was wir mit dieser kryptischen Andeutung meinen, erklären wir in den folgenden Zeilen und wünschen euch viel Spaß beim Lesen.

Ubatuba: Surfer-Paradies mit dem wohl besten Namen der Welt


Ubatuba – klingt wie der Refrain eines verrückten Songs oder als hätte jemand die Worte "Urlaub" und "Tuba" in einer Mixer geworfen. Tatsächlich ist es der Name eines fantastischen Surferortes an der brasilianischen Küste, der im Staat São Paulo liegt und mehr als 100 (!) Strände hat. Angeber, hm? Vor allem der Praia Itamambuca gilt dabei als Surf-Mekka und ist regelmäßig Austragungsort für internationale Surf-Wettbewerbe.  Aber sind wir ehrlich: nach insgesamt 4 Wochen auf dem Brett sind wir noch lange keine Profis und so haben wir uns demütig einen Strand gesucht, an dem auch für uns die Wellen machbar waren 🏄‍♂️ Und so landeten wir am Praia do Perequê-Açu, der nur wenige Kilometer nördlich des Zentrums von Ubatuba liegt, in dem wir untergekommen waren. Der Strand ist etwa 3 Kilometer lang, hat einen breiten Sandstreifen und bietet eine tolle Aussicht auf die umliegenden Berge und Inseln der Region.


Und bei den Spanisch-Sprechenden unter euch ist vielleicht bereits der Groschen gefallen bezüglich der Frage, welche „Ola“ wir denn nun sehen wollten. Riiichtig: "la ola" ist spanisch und bedeutet „die Welle“. Und so suchten wir direkt am ersten Tag an dem nur 7 Minuten von unserer Wohnung entfernten Strand eine Surfschule. Wir folgten dazu einfach den Empfehlungen auf Google, um mal wieder enttäuscht zu werden: wie so oft waren diese zwar am Strand verlinkt, aber weit und breit nicht zu finden. Als wir fast aufgeben wollten, sprach uns Tata an, die mit ihrem Surfbrett unter dem Arm verdächtig stark nach Surfen aussah. Es stellte sich heraus, dass sie selbst Surflehrerin ist und so hatten wir dann für die nächsten Tage ein Date mit ihr. Während Pierre nach einer (sehr erfolgreichen!) Stunde den Sport aber lieber wieder Patty überließ, stand Patty täglich auf dem Board.


Während bei ihr die Grundlagen mittlerweile verdächtig gut sitzen, ist es nun an der Zeit, selbstständig Wellen zu erwischen. Klingt einfach, ist es aber nicht – haha. Für diejenigen unter euch, die noch nie gesurfed sind: am Anfang ist immer ein Coach mit dabei, um die „perfekte“ Welle auszusuchen und um uns Schüler in die richtige Position zu bringen. Anschließend schieben sie einen buchstäblich mit viel Schwung in die Welle, damit man sie auch kriegt. Je mehr Erfahrung man dann sammelt, desto besser kann man auch selbst die Wasserbewegungen lesen und sich für „seine“ Welle entscheiden. Die paddelt man dann schnell an und sobald man vom Wasser mitgenommen wird, kann man aufstehen. Klingt wirklich einfach, hm? Tja, aber die „richtige“ Welle auszusuchen, sich im korrekten Winkel zu befinden und dann auch noch mit genug Kraft gepaddelt zu haben… ist absolut gar nicht einfach. Sobald also die Coaches jeweils nach einer Stunde aus dem Wasser waren, hat sich Patty selbst ihrem Schicksal gestellt: mit absolut keinem Erfolg. Und so zogen unzählige nicht-gesurfte Wellen an ihr vorbei. Aber da Patty zum Glück ja gar nicht ungeduldig oder erfolgshungrig ist, nimmt sie das Ganze vollkommen gelassen… Ja, okay, die letzte Aussage war eventuell eine kleine Flunkerei… Wie dem auch sei: Übung macht die Meisterin! Irgendwann zumindest... vielleicht.🌊

Täglich grüßt das Murmeltier: Surfen, Essen, Schlafen


Was wir sonst noch so gemacht haben? Fairerweise nicht allzu viel 😄 Während unserer weiteren Recherche sind wir zwar auf einige Traumstrände wie den Praia do Félix mit türkisblauem Wasser und wolkenähnlichem Sand gestoßen, aaaber ihr habt es vielleicht bereits gemerkt: wir stehen nicht so auf stundenlange Strandtage. Die Vorstellung, mit einer Kokosnuss in einer Hängematte zu schaukeln und wie in der Raffaello-Werbung ins wunderschöne Wasser zu tauchen, ist nämlich irgendwie fernab unserer Realität. Wir kriegen vom Rumsitzen auf den sandigen Strandhandtüchern Rückenschmerzen, Pickel von der Sonnencreme und fühlen uns nach ein paar kräftigen Wellen auch irgendwie salzig von innen. Also: keine Strandtage für uns Hübschen.


Außerdem trägt Ubatuba den Spitznamen „Ubachuva“. Chuva bedeutet „Regen“ auf portugiesisch und das nicht ohne Grund: Durch seiner Nähe zum Gebirge Serra do Mar und dem Atlantischen Wald ist das Städtchen dafür bekannt, dass es hier mehr regnet, als in vielen anderen Strandgebieten Brasiliens. Und so haben auch wir einige bewölkte bis regnerische Tage erlebt, an denen wir dann einfach in einem Café gesessen haben oder in unseren Dachpool gehüpft sind, bis Patty zum Surfen aufbrach. Eine schöne Abwechslung im Vergleich zu den vorherigen Tagen im Großstadtdschungel Sao Paulo. 

Paraty: Patty & Pierre als Piraten


Irgendwann fiel uns jedoch auf, dass wir ja noch einer weiteren Empfehlung folgen und Paraty (sprich: "Pa-ra-tschi") besuchen wollten. Die kleine Stadt ist ein wahres Juwel der brasilianischen Kolonialzeit und eines der best erhaltenen Beispiele für portugiesische Kolonialarchitektur in Brasilien. Nochmal als kleine Auffrischung: die Kolonialgeschichte Brasiliens begann im Jahr 1500, als der portugiesische Seefahrer Pedro Álvares Cabral das Land für Portugal beanspruchte. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde Brasilien eine wichtige Kolonie des portugiesischen Imperiums, vor allem wegen seiner Ressourcen wie Zucker, Gold und Kaffee. Die Kolonialherrschaft war geprägt von der Ausbeutung indigener Völker und der massiven Versklavung von Menschen aus Afrika, die nach Brasilien verschleppt wurden, um auf Plantagen und in Bergwerken zu arbeiten. Paraty selbst erlebte ihre Blütezeit im 18. Jahrhundert als wichtiger Hafen für den Goldhandel. Und so wollten wir uns selbst davon überzeugen, ob es sich wirklich um einen bezaubernden Küstenort handelt, der so aussehen soll, als wäre er direkt aus einer Piratengeschichte entsprungen. Wir riefen uns ein Uber und fuhren knapp 70 Minuten an der schroffen Küste entlang, bis uns unser Fahrer an der denkmalgeschützten Altstadt absetzte.


Und tatsächlich: Als wir so durch die kleinen Pflastersteinstraßen an den charmanten Kolonialgebäuden entlang schlenderten, kamen wir uns fast so vor, als hätten wir eine Zeitmaschine betreten. Die Häuser sind (meist) frisch gestrichen und sorgen mit bunten Fenster und Türrahmen für farbenfrohe Hingucker. Das Kopfsteinpflaster wurde seinerzeit von den Sklaven verlegt und bis heute werden die meisten Straßen nur von Eselskarren befahren. Anstatt auf Piraten sind wir zum Glück auf gemütliche Cafés, historische Tavernen und ein paar süße Klamottenläden gestoßen – wobei wir durchaus das Gefühl hatten, dass irgendwo um die Ecke ein Schatz vergraben sein könnte.


Als es dann Nachmittag wurde, wurden wir Zeugen von der genialen (!) Straßenarchitektur: Paraty wird nämlich oft als "das Venedig Brasiliens" bezeichnet, weil die historische Altstadt bei Flut teilweise überschwemmt wird. Das Spektakel ist jedoch kein Unfall unfähiger Stadtbauer, sondern das Ergebnis eines cleveren urbanen Designs aus der Kolonialzeit. Als die Stadt nämlich gebaut wurde, legten die Architekten die Straßen so an, dass das Meerwasser den Schmutz wegspülen und das Stadtzentrum sauber halten kann. Cool oder? 

Tschüss Meer - hallo Stadt!


Nach knapp einer Woche war es dann wieder an der Zeit zu gehen.. äh.. zu fahren. Wir hatten uns zwei Plätze in einem der Fernreisebusse reserviert und machten uns entspannt und gespannt auf den Weg in die wohl bekannteste Stadt Brasiliens: Rio de Janeiro. Wie viele Caipirinhas wir an der Copacabana getrunken haben, wie hoch wir auf die Christusstatue geklettert sind und wie oft wir am Zuckerhut geleckt haben, um zu überprüfen, ob er aus Zucker besteht? All das erfahrt ihr dann im nächsten Beitrag. Bis dahin wünschen wir euch eine wunderbare Woche und senden euch brasilianische gute Laune. 

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