Hallo ihr Lieben,
heute ist Sonntag, der 28.04.2024, und wir sind seit genau 4 Monaten unterwegs. Es ist schon verrückt, wie schnell die Zeit vergeht! Mittlerweile wissen wir übrigens auch, wohin wir nach Japan reisen werden: Zunächst fliegen wir für ein paar Tage nach Singapur, wo wir Jonas und Monika wieder treffen werden, die ihr bereits aus Kambodscha "kennt". Darauf freuen wir uns schon sehr! Anschließend geht es für uns beide weiter nach Lombok. Es handelt sich dabei um eine indonesische Insel, die oftmals als kleine Schwester Bali's bezeichnet wird. Wir wollen nämlich noch ein paar Surfstunden nehmen und Zeit am Strand verbringen, bevor wir uns dann vermutlich zu unserem nächsten Kontinent aufmachen werden. Aber wozu all dieses Glaskugel-Lesen, wenn wir noch gar nicht von der letzten Woche berichtet haben? Recht habt ihr und damit folgt nun unser "Was bisher geschah" Wochenrückblick:
Nagoya: Oasis ohne Wonderwall, Fernsehtürme und Tierväter
Vergangene Woche haben wir in Nagoya verbracht, was sich als recht unspektakuläre Stadt herausstellen sollte. Da das Wetter aber auch nur so medium prächtig werden sollte, war diese Tatsache kein wirkliches Drama. An unserem ersten Nachmittag haben wir uns zu einem kleinen Stadtbummel aufgemacht, dessen Ziel der Fernsehturm sowie das daneben stehende Oasis 21 waren. Letzteres ist eine Anlage, die Restaurants, Geschäfte und einen Busbahnhof beinhaltet. Das coole Dach ist eine große ovale Glaskonstruktion, die mit Wasser gefüllt ist. Und ihr mögt es kaum glauben, aber auch in Japan gibt es verrückte Tiermenschen: Am Fuße des Fernsehturms hat hier nämlich ein Mann seine 6 flauschigen Katzenfreunde, vermutlich Main Coons, in einem Kinderwagen ausgeführt. Passend dazu hier mal wieder ein bisschen unnützes Wissen für euch: Durch die seit Jahren sinkende Geburtenrate haben Tiere mittlerweile Kinder rein zahlenmäßig überholt: In Japans Haushalten leben nämlich knapp 16 Millionen Haustiere, dafür aber nur 15 Millionen Jugendliche unter 15. Kein Wunder, dass man da einem Katzenpapa über den Weg läuft!
Auch Japan besticht mit seiner Bürokratie
Am Montag erledigten wir dann unseren ersten Behördengang - jedenfalls fühlte es sich so an. Da wir am Donnerstag ja unseren Mietwagen abholen wollten, mussten wir vorher noch eine japanische Übersetzung des Führerscheins anfertigen lassen. Jap, richtig gehört. Wir brauchten eine Übersetzung. Dazu müssen wir erwähnen, dass wir uns in Deutschland bereits 2 internationale Führerscheine haben ausstellen lassen. Wieso 2? Na weil der Eine nur in den einen Ländern gilt und der Anderen nur in den anderen Ländern - ist doch klar. Japan akzeptiert jedoch keinen der beiden Kumpels und so mussten wir zum ADAC des Landes (JAF - Japan Automobile Federation) und uns eine Übersetzung anfertigen lassen. Umgerechnet 30€ ärmer und zwei Stunden später, hielten wir den Wisch dann in den Händen.
Unser Ausflug ins Lego-Land
Der Dienstag stand mal wieder im Zeichen einer Reise in die Vergangenheit. Wenn wir nämlich an Spielwaren der Kindheit zurückdenken, fällt uns neben Mario Kart, Zelda, Pokémon und der Carrera Bahn nämlich unweigerlich die bekannte Marke ein, die wie der Kakao am Morgen zum Tag dazugehörte: Plastiksteine des dänischen Herstellers Lego. Den gibt es bereits seit 1932, und dass „Lego“ ein dänisches Kunstwort ist, welches sich von „leg godt“ (spiel gut) ableitet, ist wahrscheinlich den Wenigsten bekannt – und somit auch wieder nur eine Randbemerkung wert. Interessanter ist, dass Lego-Steinchen echt verdammt wehtun, wenn man drauftritt - ihr wisst vermutlich alle, wovon wir hier auf einer Schmerzskala sprechen. Naja, zurück zu Dienstagmorgen: Wir planten jedenfalls, dem Lego-Land einen Besuch abzustatten. Es regnete zwar, womit wahrlich keine perfekten Voraussetzung für unseren Plan herrschten, aber die Wetteraussicht für den restlichen Tag sah vernünftig aus, sodass wir uns mutig doch Karten kauften. Und was sollen wir euch sagen? Der Plan ging auf: Kein Regen mehr und noch viel besser: Kaum Menschen. Ein verregneter Dienstag war wohl auch kein sonderliches Lockinstrument für Besuchende - zu unserem Glück!
So spazierten wir seelenruhig u.a. durch nasse Wasserwelten, einen Ninja-Parcours, wilde Piratenschiffe, eine ägyptische Pharaonenwüste und eine Ritterburg. Besonders verrückt war dabei unsere Fahrt mit dem U-Boot durch ein Aquarium mit echten Fischen. Außerdem gab es einen Bereich, in dem besondere Gegenden Japans nachgebaut wurden - eine schöne Zeitreise für uns, da wir ja bereits einige Städte sehen durften.
Ein witziges Phänomen in allen Freizeitpark ist hier übrigens, dass überall massiv gut gelaunte (bzw. dafür bezahlte) Mitarbeitende herumlaufen, die einem herzlich zuwinken und dabei aussehen wie Honigkuchenpferde. Natürlich ist uns nicht nur das aufgefallen, weshalb wir ein paar Fakten für euch zusammengetragen haben:
1. Es gibt kaum öffentliche Mülleimer. Die Abschaffung dieser ist direkt verbunden mit einem, wenn nicht dem, traumatischen Erlebnis der japanischen Gesellschaft vor dem Reaktorunfall in Fukushima. Im Jahr 1995 verübte eine Weltuntergangssekte einen Giftgasanschlag auf die Tokioter U-Bahn, bei dem 12 Menschen starben. Der Schock über diesen Anschlag, der quasi das Herz der modernen japanischen Gesellschaft angriff, führte zu weitreichenden Maßnahmen, um die Sicherheit zu erhöhen. Eine dieser Maßnahmen bestand darin, die öffentlichen Mülleimer zuerst zu versiegeln und anschließend ganz abzubauen, um mögliche Ablageorte für Bomben und andere Terrormittel zu minimieren.
2. Es gibt reine Frauenabteile in Zügen. Leider sind sexuelle Belästigungen in den überfüllten Zügen seit Jahrzehnten ein gesellschaftliches Problem in Japan. Chikan nennt sich auf Japanisch dieses Phänomen der Grapscher und Triebtäter. Als Antwort darauf begannen vor zwanzig Jahren erste Bahnbetreiber während der Hauptverkehrszeiten «Women Only»-Wagen einzuführen, die ab 2005 zu einem Standard in den urbanen Regionen wurden.
3. Frauen lieben Pony. Nein, nicht das Pferd. Die Frisur! Es ist absurd auffällig, dass hier sicherlich 80% der weiblichen Bevölkerung einen Pony tragen. Eine mögliche Erklärung: Viele Ladies hierzulande versuchen möglichst niedlich zu erscheinen und ein Pony verkürzt das Gesicht optisch und macht es baby-ähnlich rund. Für weitere (bessere) Ideen sind wir natürlich offen - meldet euch, wenn ihr es besser wisst!
Regen heißt Museum!
Lasst uns nun die Haarwelt verlassen und wieder zurück zu unserem Wochenrückblick kommen: Am Mittwoch regnete es dann wirklich, sodass wir uns zu einem Museumsbesuch motivieren mussten. Wir entschieden uns, der Wissenschaft auf der Grund zu gehen und fuhren entsprechend zu Science Museum.
Zwar waren die Exponate nur mit japanischen Texten versehen, aber da es sich eher um ein Mitmach-Museum handelte, konnten wir uns viele Informationen durch die aufgebauten Experimente selbst erarbeiten. Aber naja, mal ehrlich: Bei der Fibonacci-Folge oder anderen supermegakomplizierten Themen waren dann aber auch wir am Ende unseres Lateins, sodass wir beispielsweise das Quiz auf Japanisch zu den Unterschieden von DNA und RNA schnell hinter uns ließen und nach 2 1/2 Stunden das Museum verließen. Der Besuch war eine schöne Abwechslung, aber die absoluten Museums-Menschen werden wir wohl beide nicht. Drückt uns also bitte die Daumen, dass es nicht so super oft regnet, sodass wir uns das sparen können.
Besuch bei Liberty Walk: Pierre's wahrgewordener Auto-Traum
Am Donnerstag war es dann soweit: Wir holten unser Mietauto, einen schnittigen Toyota Yaris, ab, um die ländliche Seite des Landes etwas besser bereisen zu können. Geplant sind 4 Zwischenstopps rund um den berühmten Vulkan Mount Fuji, bevor wir den Wagen dann wieder in Nagoya abgeben werden. Da standen wir also vor unserem neuen Begleiter und packten fleißig unser Zeug in den Kofferraum. Hierzulande gilt übrigens Linksverkehr, sodass der Fahrende, in unserem Fall Pierre, rechts sitzt. Das wohl Witzigste an der anderen Bauart? Der Blinker ist dort, wo sich bei uns der Scheibenwischer befindet. Wir verraten so viel: Unsere Scheibe ist sehr sauber!
Natürlich gibt es hier auch Mautstraßen, die unangenehm teuer werden können. Vor allem, wenn man auf eine kostspielig bezahlte Autobahn fährt, sich im Kreuz falsch einordnet, abfährt und wieder neu blechen darf. Also nicht, dass uns das passiert wäre, aber... naja. Lassen wir das. Pierre hatte sich jedenfalls recht schnell auf das neue Gefährt eingestellt und so fuhren wir zu unserer ersten Station des Tages: Zu Liberty Walk. Noch nie gehört? So ging es Patty auch, aber Pierre sorgte schnell für Aufklärung: Es handelt sich dabei um einen Hersteller aus der japanischen Auto-Tuning-Szene. Dieser zerstückelt, verbreitert, lackiert und legt vor allem Autos wie Ferraris und Lamborghinis gern tiefer. Was dabei rauskommt? Extreme Breitbauten, bei denen die zusätzlichen Teile einfach mit Nieten an der Karosserie befestigt oder an ihr verschraubt werden. Natürlich dürfen auch aufgesetzte Kotflügel in Kombination mit geänderten Front- bzw. Heckschürzen nicht fehlen. Zu Pierre's Freude befindet sich eine der Werkstätten und Verkaufsflächen von Liberty Walk in der Nähe von Nagoya. Schon als wir die ersten umgebauten Karren sahen, war Pierre bereits im 7. Automobil-Himmel und fuhr vor Aufregung fast am Parkplatz vorbei. Wir wurden grinsend von ein paar freundlichen Mitarbeitern empfangen und gemeinsam mit einem Paar aus Finnland rumgeführt. Während Pierre grinsend in den Motorräumen von irgendwelchen Autos verschwand, dachte Patty unweigerlich an die MTV-Fernsehsendung "Pimp My Ride" (dt.: ‚Motz meine Karre auf‘), in der Rapper Xzibit die alten und rostigen Vehikel von Bewerbern abholte und diese in einer Tuning-Garage aufmöbeln ließ - und zwar ohne jegliche Scheu vor Kosten und Mühen. Besonders funkelten Pierre's Augen natürlich bei den umgebauten Nissan GTRs und einem super unbequemen Ferrari F40, in den wir uns jeweils für ein Foto reinquetschten. Nachdem alle Glückshormone freigesetzt waren, hüpften wir wieder in unser unspektakuläres Auto und fuhren 230 Kilometer über die Autobahn zu unserer Unterkunft. Freut euch also auf den Blogeintrag der kommenden Woche, wenn ihr Bilder vom Mount Fuji sehen und unseren Erzählungen über das ländliche Japan lauschen wollt. Bis dahin wünschen wir eine grandiose nächste Woche.