Hallo ihr Lieben,
heute ist Dienstag, der 02.07.2024, und wir befinden uns auf der Garden Route! Es handelt sich dabei um die beliebteste und wohl meist befahrene Straße Südafrikas, die sich an der Südküste des Landes befindet. Warum die Straße so einen poetischen Namen trägt? Die Bezeichnung stammt aus der Zeit der ersten Europäer, die das Gebiet aufgrund seiner fruchtbaren und farbenfrohen Landschaft so schön fanden, dass sie es namentlich an den Garten Eden anlehnten. Die Route verläuft entlang der Nationalstraße N2, wobei sich bei Start- und Endpunkt die Geister scheiden: Die offizielle, historische Garden Route beginnt in Mossel Bay im Westen und endet hinter dem Tsitsikamma Nationalpark an der Storms River Brücke. Teilweise wird die Route im Westen bis nach Kapstadt und im Osten bis nach Port Elizabeth (Gqeberha) verlängert. Was jetzt richtig oder falsch ist, wollen wir nicht bewerten, aaaber wir wissen ja: Es kommt doch sowieso nicht auf die Länge an. Ob wir uns – so wie viele andere Reisende auch – in die Garden Route verliebt haben, verraten wir euch im Laufe des Eintrags.
Da wir aber wegen unserer Giraffen-Exkursion in Swellendam steckten und das Beamen noch nicht verstanden haben, fuhren wir zunächst noch auf der Route 62. Die Route 62 verläuft grob gesagt immer parallel zur Garden Route etwa 100 Kilometer landeinwärts und ist wie das amerikanische Vorbild (die Route 66) eine Fernstraße, die durch landschaftlich reizvolle Gebiete in Südafrika führt.

Country roads, take me home 🎵 aka. Oudtshoorn
Wir düsten also los auf die gut ausgebaute, aber wirklich wenig befahrene Straße, die oft am Horizont zu verschwinden schien. Unsere Fahrt führt über kurvige Bergpässe, fruchtbare Täler, trockenbraune weite Landschaften, sowie nicht zuletzt vorbei an zahlreichen Weingütern. Und mitten in der Pampa steht ein Sex-Shop, der zusätzlich Kaffee anbietet. Hä? Wir recherchieren und finden heraus, dass Ronnie in seinem Shop eigentlich nur Farmprodukte verkaufen wollte – mit mäßigem Erfolg. Bis kreative Freund:innen ihm nachts – so die Legende – den entscheidenden Zusatz „Sex“ auf die Fassade pinselten. Seitdem haben Ronnie und sein Road-Café Kultstatus! Wir fahren weiter und kommen in die südlichen Ausläufer der Kleinen Karoo Halbwüste, die größer als Deutschland ist und sich über vier südafrikanische Provinzen zieht. Die Bezeichnung Karoo geht auf den indigenen Stamm der Sans zurück und bedeutet übersetzt „trockenes, dürres, steiniges Land“, womit auch schon beschrieben wäre, wie es dort aussah.
Unser Ziel: Oudtshoorn, die Straußenmetropole. War ja irgendwie klar, dass die gefiederten Riesenvögel - so wie die Wale in Hermanus - ebenfalls eine Stadt haben. Um 1870 boomte hier nämlich das Straußen-Business und die sogenannten Feder-Barone verdienten sich eine goldene Nase mit dem Verkauf von modischen Straußenfedern. Inzwischen sind Straußenfedern kein sonderlich gefragtes Accessoire mehr, sodass das Kerngeschäft der Stadt nun die Produktion von Straußenfleisch geworden ist. Da wir nun aber schon wilde Strauße sehen, und auf der Weintour einen füttern durften, war uns nicht nach einer Straußen-Expedition auf einer der zahlreichen Farmen. Hier trotzdem ein paar Fakten, um unseren Bildungsauftrag zu erfüllen: Die schnuckeligen Langhals-Enten werden bis zu 2,70 Meter groß, bis zu 60 Jahre alt und bis zu 70 km/h schnell. Oh, und bei Gefahr legen sie sich schützend über ihr Nest, da Feinde ihr Federkleid dann für einen Busch halten – irgendwie witzig haha. Wir fuhren stattdessen zu den Cango Caves, die zu den größten und ausgedehntesten Tropfsteinhöhlensystemen der Welt gehören. Und hier wären Lara Croft und Indiana Jones stolz auf uns gewesen, denn wir buchten die „Abenteuer Tour“. Mit jedem Schritt, den wir machten, ging es tiefer in die gewaltigen und geheimnisvollen 10.000 Jahre alte Kammern aus Kalksteinmassiv und emporragende Formationen, die ein wenig an außerirdisches Leben erinnerten. Richtig spannend wurde es aber erst, als die Menschen, die die Standard Tour gebucht haben, umdrehten. Ab da wurde dann nämlich gekrochen, geklettert und gequetscht. Es wurde immer dunkler und stickiger und die unerwartet hohe Luftfeuchtigkeit von bis zu 100% ließ uns an Kambodscha denken. Schwitzend kamen wir dann zum Herzstück der Tour, dem Teufels-Schornstein: Ein Loch von 45 Zentimeter Breite, welches 3,50 Meter in die Höhe ging. Während Patty nahezu elfenhaft durch das Loch krabbelte, quetschte sich Pierre eher weihnachtsmann-ähnlich und ein wenig verzweifelt durch den engen Kamin. Wir halten fest: Ein lohnenswerter Ausflug, der jedoch nichts für mopsige Hummeln mit Klaustrophobie ist.
PS: Ja, das letzte Foto zeigt Patty's Po in einer Krabbel-Höhle!
Wilderness & Plettenberg Bay: Strand, Käse & Wein
Nachdem wir am nächsten Tag mit dem voluminösen Kater Mufasa gefrühstückt hatten, fuhren wir dann endlich auf die Garden Route. Wir entschieden uns dazu, ein paar Tage in Plettenberg Bay zu verbringen, denn das Wetter sollte bombastisch werden. Auf unserer Fahrt machten wir einen Zwischenstopp im kleinen Örtchen Wilderness, in dem uns der Vibe irgendwie gut gefallen hat. Vermutlich würden wir das nächste Mal dort übernachten. Wir spazierten gemütlich am Sandstrand entlang und genossen dann einen Kaffee in der Sonne bevor wir in das süße Städtchen fuhren, das von den Südafrikanern liebevoll nur „Plett“ genannt wird. Dort besuchten wir zunächst den örtlichen Supermarkt (hier ist übrigens die Kette „Spar“ weit verbreitet) bevor wir dann in unseren süßen Bungalow einchecken konnten. Da wir abends dann keine Lust mehr auf Menschen hatten, bestand unser Abendbrot aus einer Käseplatte mit Wein, die wir auf unserer Veranda bei Kerzenlicht verspeisten. Am nächsten Morgen schliefen wir endlich mal wieder aus, wuschen Wäsche und entschieden uns dann für einen gemütlichen Spaziergang am Strand, der nur 150 Meter von unserer Unterkunft entfernt war. Und so liefen und liefen wir bei strahlendem Sonnenschein am Wasser entlang bis wir irgendwann im Ortskern für einen Kaffee ankamen.
Relativ schnell machten wir uns dann aber auf den Weg nach Hause, denn die Abende werden hier im Winter doch schnell frisch ohne den wärmenden Feuerball aka. Sonne. Abends gingen wir im Bella Valle lecker essen, wobei sich die Location als ungedämmte Holzscheune herausstellte, sodass wir quasi mit dem Heizstrahler kuschelten, um nicht zu erfrieren. Übrigens sind hier auch alle Wohnungen und Hotelzimmer einfach null isoliert oder gar mit Heizungen ausgestattet, sodass wir immer die Klimaanlage nutzen müssen, um nicht als Eiszapfen zu enden.
Plettenberg Bay: Die Robben, ihr Berg und wir
Am zweiten Tag machten wir dann den Ausflug zum vielfach empfohlenen Robberg Nature Reserve. Es handelt sich dabei um eine ca. 3,5 Kilometer lange Halbinsel, an/auf der eine riesige Robbenkolonie wohnt. Und mit riesig meinen wir auch riesig: Entlang der gesamten Küste tummeln sich nämlich bis zu 8.000 Pelzrobben. Das Gebiet ist seit 1998 ein Naturschutzgebiet und wurde zudem zum Weltkulturerbe ernannt, da man in einigen Höhlen entlang der Halbinsel Beweise für eine Besiedlung in der mittleren und späteren Steinzeit gefunden hat.
Wir mutierten nicht zu Höhlenforschern, sondern zu Robbenexperten und entschieden uns – wie sollte es anders sein – für die mit 9,2 Kilometern längste der drei angebotenen Rundwanderrouten namens „The Point“. Der Weg führte immer den Kamm entlang – zunächst über Holzpfade, dann über recht steiniges und felsiges Gelände. Es dauerte nicht lange, ehe wir die Robben riechen und auch hören konnten. Wobei wir nicht sicher waren, ob es nicht doch schwimmende Ziegen waren – so klangen die Pelzfreunde nämlich für unsere ungeübten Ohren. Es führt übrigens kein Weg zu den Robben hinunter, sodass die Tiere weitestgehend ungestört bleiben. Für uns natürlich extrem doof, da wir so kein Exemplar fangen und mitnehmen konnten. Spaß, wir finden es natürlich cool, dass die platschigen Kumpels so ihre Ruhe haben und hoffentlich noch lange freudig im Wasser rumschwimmen. Es war übrigens super süß den Robben beim Spielen zuzuschauen, denn es sah fast so aus als würden sie in den anrollenden Wellen surfen.
Anschließend wanderten wir in sandigem Terrain an den Robben vorbei weiter bis hin zum Zipfel der Halbinsel. Dort machten wir eine kurze Pause und sahen dabei zu wie das Meer gegen die riesigen Felsen unten uns peitschte. Und mit etwas Verspätung tauchte dann auch Pierre’s Geburtstagsgeschenk auf: Wir entdeckten 3 Wale, denen wir begeistert beim Wasserfontäne-Sprühen zusahen. Anschließend kletterten und rutschen wir die felsige Küste zurück und kraxelten steile Holztreppen rauf und wieder runter bis wir erst die Witsand Düne und letztendlich dann auch wieder den Parkplatz erreichten. Am Ende steckte uns eine wunderschöne, und auch anspruchsvolle Wanderung in den Beinen, von der wir uns zunächst bei einem Cappuccino und Americano erholten, bevor wir abends in der wunderschönen Craft Brauerei Barrington lecker essen gingen.
Das Austern-Festival - die wohl schlechteste Empfehlung der letzten Monate
An unserem letzten Tag entschieden wir uns für einen Ausflug in das Nachbarörtchen namens Knysna (ausgesprochen Neisna). Die Besonderheit der Stadt ist mit Sicherheit ihre Lage, denn zwischen ihr und dem Indischen Ozean liegt eine rund 20 Quadratkilometer große Salzwasserlagune – landschaftlich also ein wahrer Hingucker. Die kleine Hafenpromenade wirkte für uns jedoch etwas spießig, sodass wir uns nicht sonderlich mit ihr und dem Klientel identifizieren konnten. Und so entschieden wir, dass wir trotz der kulinarischen Skepsis, noch auf dem von unserer Vermieterin wärmstens empfohlenen Austern-Festival vorbeischauen, denn Knysna ist schließlich für seine Oysters (Austern) bekannt. Und ja, da wartete sie: Die wohl bisher schlechteste Empfehlung der letzten 6 Monate. Statt Austern, Sekt und coolen Infos empfingen uns nämlich lediglich ein paar olle Bierzelte auf einem Sportplatz, in denen Bratwürstchen, Hot Dogs und Hamburger verkauft wurden. Nach 3 ½ Minuten zogen wir lachend von dannen und nach einem glücklicherweise sonnigen und leckeren Abstecher in der ortsansässigen Bier- und Gin-Destillerie fuhren wir wieder nach Plette.
Tsitsikamma Nationalpark: Seilrutschen, Quad Tour & Hängebrücken
Freitag checkten wir dann aus und fuhren nach Stormsrivier in der Nähe des Tsitsikamma-Nationalparks, denn wir wollten ein bisschen Action: Voller Vorfreude buchten wir also für vorgestern eine Zipline-Tour sowie eine Quad-Tour für den heutigen Tag. Der Nationalpark ist übrigens schnuckelige 300 km² groß und in ihm befindet sich einer der letzten Urwälder von Südafrika. Dank starker Regenfälle konnte sich hier so nämlich eine üppige Vegetation entwickeln, sodass die Bäume hier zum Teil über 40 Meter groß werden. Und deshalb unternahmen wir auch eine Zipline-Tour durch die Baumkronen des Gebiets. So adrenalinreich wie wir es uns vorgestellt hatten, war es jedoch dann (leider) nicht. Durch die tollen Guides und ein lustiges Pärchen, das auch teilnahm, war es aber trotzdem ein gelungener Ausflug, der 10 Seilrutschen beinhaltete, wobei die längste knapp 90 Meter lang war und 20 Meter über dem Waldboden stattfand. Anschließend waren nicht noch nicht so sonderlich ausgepowert, dass wir noch eine (wirklich) kleine Wanderung zur Suspension Bridge im touristischeren Teil des Parks unternahmen. Dabei handelt es sich genauer gesagt um 3 Hängebrücken, die über die Mündung des Storms River gespannt sind. Nach dem etwa 1 km langen Spaziergang erblickten wir den zwischen Klippen eingezwängten Fluss, die 77 Meter lange Brücke und eine wilde Frauen-Gruppe, die gackernd über den wackelnde Pfad taumelte. Wir vermuten, dass Alkohol im Spiel war, konnten jedoch nicht genug Indizien dafür sammeln und so machten wir uns wieder auf den Rückweg. Abends schauten wir dann das Deutschlandspiel gegen Dänemark im hoteleigenen Pub, wobei wir die einzigen Gäste waren. Der Barkeeper versicherte uns jedoch, dass wir herzlich willkommen seien und so tranken wir einige Cider und stellten uns weitere Fans einfach vor. Gestern Vormittag machten wir dann unsere erste Quad-Tour unseres Lebens! Während Patty nach ihrem missglückten Rollerfahr-Versuch jedoch nicht ganz von ihren Fähigkeiten überzeugt war, war Pierre es umso mehr. Nachdem wir über eine ewig lange, hügelige Sandpiste auf dem riesigen Gelände angekommen waren, trafen wir auf das lustige Paar Hannah und Sharaz aus England, die die Tour ebenfalls machten. Sie versicherten uns lachend, dass Sharaz ein unfassbar schlechter Fahrer sei und dass wir – egal wie doof wir uns anstellen würden – immer noch eine bessere Figur als er machen würden. Und tatsächlich: So war es. Sharaz war langsam, ängstlich und fuhr teilweise aus unersichtlichen Gründen einfach ins Gestrüpp neben dem Weg. Wir wiederum kamen super mit den motorisierten Geräten klar, hatten unfassbar viel Spaß und waren dankbar, dass wir auf der Rücktour vorfahren durften. Ihr könnt euch sicher sein: Das war nicht das letzte Mal, dass ihr uns auf Quads sehen werdet! Anschließend waren wir mit den Beiden noch einen Milchshake trinken, bevor Pierre dann Formel-1 geguckt hat und Patty im Land der Träume noch ein bisschen weiter Quad gefahren ist.
Unser Garden Route Fazit
So, und da wir nun den offiziellen Teil der Garden Route verlassen, hier unser Fazit: Die Fahrt entlang der Küste - vorbei an den ewig weiten Sandstränden und den wunderschönen Landschaften – war definitiv ein Highlight. Außerdem sind die kleinen Küstenorte bestens auf Tourismus eingestellt, sodass es unzählige sportliche und kulinarische Möglichkeiten für uns gab. In 3 Worten: Modern, westlich, sicher. Und da kommen wir zu dem Punkt, den man gut oder schlecht finden kann: Die Garden Route wirkt durch die Einflüsse der vielen Auswanderer schon recht europäisch und ist aus unserer Sicht für Afrika-Einsteiger ein extrem einfach zu bereisendes Ziel. Die Fahrt über die Route 62 hingegen fühlte sich für uns ein wenig authentischer an, wobei uns die Mischung aus beiden Abschnitten eine abwechslungsreiche letzte Woche beschert hat. Nächste Woche wagen wir uns dann in den Teil Südafrikas vor, den viele Tourist:innen auslassen. Wieso, weshalb, warum? Das verraten wir euch im nächsten Beitrag und bis dahin fühlt euch lieb gedrückt.
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