Chiang Mai - Die Rose des Nordens

Salut ihr Lieben,


wir schreiben Sonntag, den 04. Februar und wir melden uns aus dem Norden Thailands, genauer gesagt aus Chiang Mai. Es handelt sich um die fünftgrößte Stadt des Landes und uns gefällt besonders, dass sie nicht mehr ganz so hektisch und groß wie Bangkok ist. Zudem ist die Stadt von Bergen umgeben, was die Atmosphäre immer gleich ein bisschen besser werden lässt. Chiang Mai hat übrigens die höchste Tempeldichte Thailands! Auf dem Stadtgebiet stehen mit über 300 Gotteshäusern so viele Tempel pro Einwohner und Quadratkilometer wie sonst nirgends in Thailand. Wir entschieden uns jedoch kulturbanausig für eine tempellose Woche, da unsere übernächste Station Chiang Rai wieder mit super speziellen Tempeln auf uns wartet und so bewunderten wir die Bauten jeweils "nur" von außen. Unser Plan für Chiang Mai war stattdessen nämlich: Natur pur! Und so mieteten wir uns einen Roller, um in die umliegenden Nationalparks zu fahren. 


Dementsprechend sitzen wir hier nun mit Muskelkater in den Beinen auf unserer Couch unserer Airbnb-Wohnung, futtern Schokoriegel aus dem benachbarten 7-Eleven und versuchen, das Vergangene in Worte zu fassen. Heute erfahrt ihr, wieso wir vergangene Woche nicht nur einmal gefroren haben, weshalb Pierre einen wildfremden Menschen geküsst hat und warum wir einen Wasserfall hochgeklettert sind! Viel Spaß beim Lesen!

Sunday Night Market & eine wilde Partynacht


Letzten Sonntag verabschiedeten wir uns von unserem geliebten Pool in Bangkok und fanden uns nach einer knappen Stunde Flugzeit im 713 km nördlicher gelegenen Chiang Mai wieder. Abends waren wir erneut mit Sinéad verabredet. Ihr erinnert euch? Die coole Australierin, die wir im Elefanten-Reservat kennengelernt hatten. Ausgesprochen wird ihr Name übrigens Schänäihd. Ja, Schänäääihd. Wer sich jetzt fragt, wie bitte Schreibweise und Aussprache ihres Namens zusammenpassen: Sie hat irische Wurzeln. "Die spinnen, die Iren", würden Asterix und Obelix jetzt wohl sagen und wir schließen uns da einfach mal an.


Jedenfalls war unser Ziel der berühmte Sunday Night Market, der - wie der Name es vermuten lässt - nur sonntags stattfindet. Dass es unzählige weitere Nachtmärkte auch an jedem anderen Tag der Woche gibt, haben wir dann erst später herausgefunden. Wir bewunderten also die vielen Stände, an denen allerlei Kleidung, Handwerkskunst und Kram verkauft wurden. Als wir dann genug gesehen hatten, hüpften wir in einen der kleinen, roten Busse, die hier an jeder Ecke auf Reisende warten. Für 30 Baht (ca. 85 Cent) kann man hier innerhalb des Stadtgebiets überall hingefahren werden.


Nächste Station: Die Ram Show Bar, in der eine Ladyboy Show auf uns wartete. Nach dem ersten Bier haben unsere geschulten Augen dann erspäht, wie die Ladies an unserem Nachbartisch fröhlich aus einem Eimer tranken, der an Sangria am Ballermann erinnerte. Wir fanden heraus, dass das gefährlich-witzig aussehende Zeug in den Geschmacksrichtungen blau, grün und gelb bestellt werden kann und sich "Bucket" nennt. Wir entschieden uns für blau, wobei wir schon ein wenig Angst bekamen als der Barmann alchemistengleich einen Alkohol nach dem anderen in den Topf schüttete und nur mit einem Döschen Sprite ablöschte. Die Angst war nach ein paar Strohhalm-Schlucken aber magischerweise verschwunden und irgendwie wollte es das Schicksal so, dass wir auch noch die Buckets in grün und gelb ausprobieren. Währenddessen zauberten die Ladyboys engelsgleich zu Abba, Lady Gaga und co. eine atemberaubende Show aufs Parkett. Ob Pierre dabei vielleicht von einem Lady Boy auf den Mund geküsst wurde und ob es davon Beweisvideos gibt? Hehehe. hehe. Nunja, überraschenderweise hatten wir nach den ganzen Zaubertränken noch keine Lust ins Bett zu gehen, sodass wir uns von einem roten Bus zum nächstbesten Club namens Spicy fuhren ließen. Und was sollen wir euch sagen? Sonntags um 23 Uhr steppte in dem Club nicht mal ein kleiner Bär, sondern anfänglich nur wir. Aber auch hier haben Bier und Cider Abhilfe geschaffen, sodass wir so lange getanzt haben bis die Tanzfläche plötzlich voller Menschen war. Gegen 4 Uhr nachts waren wir dann endlich zuhause und wir verraten so viel: Am nächsten Tag haben wir jetzt vielleicht nicht ganz so viel gemacht außer geschlafen, gegessen und uns für einen ersten Spaziergang durch die Stadt geschleppt.

Chi Pat Bua Tong Wasserfall


Unser erstes Ziel war der Bua Tong Wasserfall knapp 60 km außerhalb von Chiang Mai. Dort angekommen konnten wir zuerst unseren Augen und dann unseren Füßen nicht glauben! Da kletterten Menschen doch tatsächlich fast mühelos den Wasserfall hoch und nahmen nicht die daneben befindlichen Treppen (!) Das wollten wir auch ausprobieren und so liefen wir zunächst hinunter und blickten am malerischen, milchig-weißen Wasserfall hoch. Und tatsächlich: Statt wie vermutet gefährlich rutschig zu sein, sind die nassen Steine ziemlich rau und lassen sich mühelos erklimmen. Magie? Fast! Der Wasserfall wird von einer kalziumreichen Quelle gespeist, die über die Felsen stürzt. Im Laufe der Zeit haben die Mineralablagerungen den Felsen eine bimsähnliche Textur verliehen. Aus diesem Grund ist er auch bekannt als der sticky waterfall bzw. klebrige Wasserfall. Also ja, wir sind tatsächlich einen Wasserfall hochgeklettert! Nach so viel Naturspektakel waren wir super glücklich, sattelten unseren motorisierten Kumpel und fuhren wieder Richtung Stadt. Abends bummelten wir dann noch über mindestens 3 Nachtmärkte, von denen uns der Ploen Ruedee Night Market am besten gefallen hat. Auf einem nicht überdachten Platz lockten alle möglichen Essensstände mit ihren Angeboten und die Live Musik an dem Abend war genau nach unserem Geschmack: Rock-Alternative á la Metallica, Green Day und Nirvana. 


Nationalpark Doi Suthep-Pui


Am nächsten Tag standen wir recht früh auf (Pierres Lieblingsbeschäftigung), denn wir wollten eine mehrstündige Wanderung im Doi Suthep-Pui Nationalpark unternehmen. Unser Ziel war der Gipfel Doi Pui, der mit 1685 Metern die höchste Erhebung des Nationalparks ist. Wegen der Höhenlage ist das Klima dort oben recht kühl, sodass wir uns zum ersten Mal seit Wochen lange Sachen anzogen und uns wieder auf unseren Roller schwangen. Je höher wir kamen desto nebliger und kälter wurde es bis wir plötzlich (!?) die Wolken-Nebeldecke durchbrachen und bei strahlendem Sonnenschein weiterfuhren. Die Kurven wurden zum Ende hin dann relativ eng und uneinsehbar, sodass Patty als Beifahrerin mehr als glücklich war als wir endlich an unserem Wanderstartpunkt ankamen. Wir machten uns also gut gelaunt auf den Weg und stellten nach einem ersten steilen Anstieg fest, dass unsere Wasserflasche noch beim Roller verweilt. Patty als alte Bergziege hat dann eine Wasserflaschen-Rettungsaktion durchgeführt und so konnten wir dann mit Wasser weiterwandern. Wir kamen an einem Vogelbeobachtungspfad vorbei, der genauso erfolglos war wie der in Kambodscha. Geborene Ornithologen sind wir nun wirklich nicht - maximal 'ne Amsel haben wir gesehen.. oder war es doch ein Rabe? Nach knapp 7 Kilometern hatten wir unseren imposanten höchsten Punkt der Wanderung erreicht und mampften zufrieden unser mitgebrachtes Obst bei fabelhafter Aussicht. Anschließend hatten wir einen steilen, wurzeligen Abstieg vor uns, der uns in ein abgelegenes Dorf führen sollte, welches für seinen exzellenten Kaffee bekannt ist. 4 Kilometer später saßen wir also in einer abgeschiedenen Bambushütte, tranken unseren Kaffee und stärkten uns mit Mittagessen bevor wir uns auf den Rückweg machten. Nach einem kurzen Abstecher auf einer bunten Erdbeerplantage beendeten wir dann unseren Wander-Rundweg nach ungefähr 16 Kilometern. Nach der knapp 90 minütigen Rückfahrt hatten wir dann auch die Nase voll vom Roller und hüpften in die Badewanne bzw. unter die warme Dusche.

Trennung auf Zeit - Kartfahren & Fotographie


Am nächsten Morgen ließen wir es gemütlich angehen und gingen ausgiebig frühstücken. Sobald es irgendwo Avocado, Carrot Cake und Cappuchino gibt, ist Patty bekanntermaßen glücklich, weshalb das Lokal Bella Goose zu unserem Lieblingscafé geworden ist.


Anschließend trennten sich unsere Wege für ein paar Stunden: Während Patty mit ihrer Kamera durch die Stadt spazierte, fuhr Pierre zu einer nahegelegenen Kartbahn und stellte dort ein paar Rekorde auf. Spannenderweise war die Rennstrecke trotz der sehr guten Rezensionen fast menschenleer, sodass sich Pierre teilweise ein wenig wie in einer Geisterstadt vorkam.



Nachmittags legten wir uns dann wieder zusammen an unseren Dachterassen-Pool und gingen anschließend ins Fitnessstudio (wie cool ist es bitte, dass so viele Wohnhäuser in Asien beides "einfach so" haben?). Abends schauten wir wieder auf "unserem" Nachtmarkt vorbei, da wir uns vorgenommen hatten, uns durch die verschiedenen Stände zu probieren. Und so wanderte ein gesunder Mix aus Maiskolben, Burrito, Spare Ribs und Mango Sticky Rice in unsere Bäuche. Der Live-Act an diesem Abend war ein wahres musikalisches Low-Light. Das hätte sogar Patty besser hinbekommen (und wer weiß, wie sie singt, kann sich vorstellen, wie gruselig der Auftritt gewesen sein muss). Mit blutenden Ohren und vollen Bäuchen kugelten wir schließlich nach Hause. 

Doi Inthanon Nationalpark & Flower Festival


An unserem letzten vollen Tag in Chiang Mai stand ein Ausflug in den südlich gelegenen, rund 480 km² großen Doi Inthanon Nationalpark. Hier sollte nämlich der höchste Punkt Thailands mit 2565 Metern auf uns warten. Insgesamt lagen erstmal rund 2 Stunden knackige Rollerfahrt vor uns. Und da es schon auf knapp 1700 Metern vor ein paar Tagen knackig frisch war, zogen uns lieber noch eine Schicht mehr an. Bestens vorbereitet mit Obst und einer warmen Kaffeeflasche düsten wir also los.


Unser erster Stopp war der wunderschöne Wachirathan Wasserfall, der etwas ganz Besonderes für uns bereit hielt: Der Sonneneinfall hat lauter kleine Regenbogen entstehen lassen, die magisch über dem Flussbett thronten. Enttäuschenderweise war der Wasserfall jedoch nicht sticky, sodass wir am Ende des Regenbogens nicht nach Gold suchen konnten - insgesamt vergeben wir also doch nur 2 von 5 Sternen.


Mit jedem Höhenmeter, den wir höher kamen, wurde es kälter und oben angekommen waren es dann nur noch traurige 14 Grad. Schmunzelnd betrachteten wir die Touristen, die in kurzen Klamotten und Flipflops aus ihren Wagen stiegen. Mit langen Thermo-Klamotten schauten wir uns ein wenig auf dem Gipfel um und spazierten noch den knapp 400 Meter langen Ang Ka Nature Trail entlang, der mal wieder fast menschenleer war. Der Doi Inthanon ist übrigens einer der letzten Ausläufer des Himalayas. Wir haben also quasi den Himalaya bestiegen - oder so ähnlich halt.


Anschließend fuhren wir zum Kew Mae Pan Nature Trail, der als einer der schönste Wanderwege Thailands gilt. Am Startpunkt bekommt man zunächst einen Guide zugewiesen, der/die einen dann für den ca. 4 Kilometer langen Rundweg begleitet. Es handelt sich dabei um Einheimische des Hmong Volkes, welche für den Erhalt des Wanderweges verantwortlich sind und sich durch die bezahlte Begleitung ihren Lebensunterhalt verdienen. Wir bekamen die wohl sportlichste und schnellste Hmong Dame zugeteilt, die wahrscheinlich auch auf einem Bein schneller als wir gewesen wäre. Sie verriet uns, dass sie 65 Jahre alt ist und den Weg schon seit vielen Jahrzehnten mehrfach am Tag läuft. Wir schnappten uns jede:r noch einen Wanderstock aus Bambus und marschierten los. Der Weg begann mit einem Aufstieg durch einen alten, magischen, moosbewachsenen Wald bevor er alpine Wiesen erreichte, von denen wir einen atemberaubenden Blick auf die 2.600 Meter tiefer gelegenen Ebenen und die umliegenden Bergsilhouetten hatten. Zum Abschluss marschierten wir wieder durch den tiefgrünen Wald und hatten es nach vielen, vielen Stufen endlich geschafft. Während wir uns den Schweiß von den Stirn wischten, verabschiedete sich unsere nicht im Ansatz erschöpfte Guide von uns. Glücklich kauften wir uns eine Belohnungs-Kokosnuss und machten uns auf die 2-stündige Rückfahrt.


Nach der wohlverdienten Dusche gingen wir was essen und trafen ein letztes Mal Sinéad, um gemeinsam auf das aktuell stattfindende Flower Festival zu gehen. Es handelt sich dabei um die jährlich stattfindende Veranstaltung zur Feier von Blumen und Zierpflanzen, die das Ende der kühlen Jahreszeit markiert. Für diesen Anlass wird der Stadtpark mehrere Wochen lang in ein prächtiges Blumen-Paradies umgewandelt, welcher abends dann noch zusätzlich bunt beleuchtet wird. So standen wir drei dann um 21:30 Uhr mit strahlenden Augen in dem Blumenmeer und freuten uns auf unseren Rundgang. Im Internet stand, dass der Park immer bis 23 Uhr geöffnet hat und so waren wir dann doch mehr als überrascht als um 21:45 Uhr die Lichter ausgingen und wir gebeten wurden, bis 22 Uhr das Gelände zu verlassen. Joa, die 15 Minuten waren... trotzdem gut!

Flower Parade & Wasserpark


Unseren letzten vollen Tag in Chiang Mai nutze Pierre, um auszuschlafen. Patty schnappte sich gleich morgens ihre Kamera, um ein paar Eindrücke der Flower Parade einzufangen. Karnevalsähnlich ziehen hier rund 25 orpulent geschmückte Wagen durch die Stadt und werden von Blaskapellen, Trommlern und weiteren Musizierenden begleitet. Ein wahres buntes Farbspektakel!


Anschließend waren wir wieder zu einem leckeren Avocado-Kuchen-Leckerschmecker Frühstück verabredet bevor wir dann nachmittags in einen Wasserpark fuhren. Wir hatten nämlich Lust auf Rutschen. Ein wenig Bedenken hatten wir aber schon, da es samstags war und es am Wochenende bekanntlich zu einem vermehrten Ausflugsaufkommen gerade bei Familien mit vielen Kinder kommt. Aber was sollen wir euch sagen? Ähnlich wie auf der Kartbahn: Es war fast nichts los! Es warteten 6 coole Rutschen - eine sogar mit Falltür-Start - auf uns und da fast niemand da war, mussten wir auch nicht anstehen. Irgendwie skurill schön. Der Wasserpark an sich hat aber wohl seine Blütezeit schon hinter sich: Das versprochene Wellenbad machte keine Wellen mehr, eine der Rutsche hätte auch "Schmirgelpapier" heißen dürfen, da ihre Beschichtung mindestens 3 Hautschichten von Pattys Rücken abgerubbelt hat und auch das "Wildwasser-Rafting" war eher eine "Mildwasser-Kaffeefahrt" wegen der fehlenden Wassermengen. Aber wir hatten bekommen, was wir wollten: Eine erholsame Abkühlung nach all den Wanderungen! Nachmittags düsten wir dann wieder heim und packten unsere Sachen für unsere nächste Station namens Pai.


Was uns in Pai erwartet, erfahrt ihr in der nächsten Ausgabe der Dr. Sommer Zeitschrift äh unseres Reiseblogs am kommenden Sonntag.

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