Hallo ihr Lieben,


heute ist Freitag, der 13.12.2024, und heute schicken wir euch in die Wüste – hehe. Heute nehmen wir euch nämlich mit in den Norden Chiles, wo die Atacama Wüste zu finden ist. Atacama heißt in der alten Atacameño-Sprache übrigens „Ende der Welt“ und irgendwie können wir verstehen, dass man dieses Gebiet mit seinen roten Bergen, Salzseen, tiefblauen Lagunen, Flamingos, fauchenden Geysiren und bunten Felsformationen so betitelt. Ein schönes Ende halt. Naaa, neugierig geworden, was die trockenste Wüste der Welt so für uns parat hatte? Guuut, dann seid ihr hier nämlich genau richtig. Wer nun aber direkt die Richtigkeit unserer Angaben anzweifelt und sich fragt, wieso es Lagunen und Bergseen in einem so trockenen Gebiet geben soll, den können wir beruhigen: die Anden sind schuld. Eine Reihe schneebedeckter Vulkane speist nämlich die Flusstäler, Oasen und Salzlagunen. Aber tatsächlich wird in der Atacama kaum Niederschlag gemessen und so beträgt die Luftfeuchtigkeit im Schnitt gerade einmal 6 Prozent – zum Vergleich: in Deutschland sind es zwischen 70 und 85 Prozent. Sooo, da nun alles klar ist, lasst uns loslegen und damit wünschen wir viel Freude beim durch-die-Wüste-Schlendern mit uns. 

San Pedro de Atacama: Ein klassischer Advent in der Wüste


Nach unserem kurzen und entspannten Flug empfing uns die Atacama Wüste natürlich standesgemäß mit strahlendem Sonnenschein. Direkt am Flughafen in Calama holten wir unser nächstes Reisemobil ab und fuhren nach einem Großeinkauf knapp 2 Stunden durch schier endlose sandige Weiten nach San Pedro de Atacama. Dieser charmante Wüstenort mit leichtem Hippie-Flair hat trotz der vielen Reisenden sein archaisches Dorfbild bewahrt: nur wenige Wege sind gepflastert und im Schatten der kleinen Lehmhäuser dösen die freundlichen Straßenhunde im Schatten. Alles wirkte jedoch auch recht touristisch und so läuft man in der kleinen Innenstadt ausschließlich an Hostels, Cafés, Geschäften, Fahrrad-Verleihenden und Tourenanbietern vorbei, die einen bereits an der Tür recht penetrant von ihren „sensationellen“ Angeboten überzeugen wollen. Wir hatten uns jedoch eine kleine, rustikale Holz-Hütte etwas außerhalb des Städtchens gemietet und waren mit der sonnigen Einsamkeit total glücklich. Als wir dann feststellten, dass die Adventszeit angefangen hat, mussten wir ein wenig schmunzeln – und so machten wir uns eine Weihnachts-Playlist an und sangen bei 30 Grad beherzt „Last Christmas“ mit. 

Laguna Cejar: Wie wir (fast) zur Salzbrezeln wurden


Unser erster Ausflug führte uns am nächsten Vormittag dann zur Lagune Cejar. Eingebettet in die Weiten der Wüste, mit Vulkanen am Horizont und einem Himmel, der aussieht, als hätte jemand einen Instagram-Filter darübergelegt, bietet sie eine Kulisse, die uns irgendwie sprachlos gemacht hat. Wir starteten unseren Rundgang und kamen an der ersten (nicht betretbaren) Cejar Lagune vorbei, in der wir überraschenderweise wunderschöne Flamingos antrafen. Bevor wir weiter zum zweiten Salzbecken schlenderten, fingen wir in einem unbemerkten Moment natürlich noch schnell das schönste Exemplar und stopften es in unseren Rucksack.


In der zweiten Lagune namens Piedra war das Baden dann erlaubt und das ließen sich Patty und Frauke nicht zwei Mal sagen. Und nun, meine Damen und Herren, folgte das wohl lustigste Schwimmerlebnis, das wir je hatten. Die hohe Salzkonzentration des Wassers hat nämlich zur Folge, dass man einfach an der Wasseroberfläche bleibt. Mit einem nicht enden wollenden Lachflash schwebten wir dann wie glückliche Bojen im kristallklaren Wasser umher und freuten uns wie verrückt über das seltsame Gefühl der Schwerelosigkeit im Wasser. Pierre, der sich wegen des frisch gestochenen Tattoos nicht ins Wasser traute, beobachtete das witzige Spektakel von außen. Nach ca. 20 Minuten hüpften wir dann auf Empfehlung der Aufpasser wieder an Land, da der hohe Salzgehalt die Haut ziemlich schnell austrocknen und reizen kann. Mit der leichten Salzkruste auf unseren Körpern fühlten wir uns anschließend wie eine wilde Mischung aus altem Schwamm und knuspriger Salzbrezel und waren glücklich über die vorhandenen Duschen. Entspannt machten wir uns auf den Rückweg und planten, den Sonnenuntergang an einem ganz besonderen Ort zu bestaunen.

Valle de la Luna: Das Mondtal in zwei Anläufen 


„Den Sonnenuntergang müsst ihr uuunbedingt im Valle de la Luna (übersetzt: Tal des Mondes) sehen“, hieß es nämlich und so kauften wir uns - so wie für alle anderen Aktivitäten auch - die Eintrittskarten online. Unser Plan: nachmittags wollten wir uns die surreale Landschaft aus Sand und Gestein anschauen und abends am Aussichtspunkt „Piedra del Coyote“ den Sonnenuntergang mit Panoramablick anschauen. In der Mittagssonne durch ein schattenloses Tal wandern klang für uns nämlich nicht allzu erquickend – haha. Als wir dann so entspannt gegen 16:43 Uhr auf der Terrasse unserer Hütte saßen, stellte Frauke bei einem Blick auf die Öffnungszeiten des Tals jedoch erschrocken fest, dass es bereits um 17 Uhr schließt. Etwas überrumpelt packten wir also unsere Sachen und fuhren los zum Ausguck, um wenigstens den Sonnenuntergang noch zu sehen, bevor unser Ticket komplett seine Gültigkeit verliert – haha. Dort angekommen schickte man uns jedoch ins 15 Minuten entfernte Willkommens-Center… irgendwas schien uns zu fehlen. Verwirrt fuhren wir also wieder runter ins Tal und ließen uns aufklären: wir hätten morgens die digitalen Tickets gegen ein paar Papierschnipsel-Tickets eintauschen müssen, das Tal besuchen und mit dem Zettel dann abends den Ausguck besuchen sollen. Joa. Hatten wir wohl nicht gemacht. Aber zum Glück nimmt man es hier nicht allzu bürokratisch und so durften wir unsere Tickets auch am Folgetag einlösen – dieses Mal wussten wir zum Glück auch, wie – haha.


Und so fuhren wir direkt zur Öffnungszeit um 9 Uhr hin, um die dort möglichen Wanderungen möglichst nicht in der Mittagshitze zu absolvieren, denn Schatten sucht man dort vergeblich. Und so fuhren wir durch die bizarre, unwirkliche Landschaft aus erodiertem Gestein, mächtigen Sanddünen und Salzablagerungen zum ersten Parkplatz. Von hier aus starteten wir eine knapp 1 ½ stündige Wanderung entlang der wilden Erdkrusten, Zacken, Falten und Canyons - hier kamen wir uns wirklich so vor, als wären wir gerade auf dem Mond gelandet. Wir liefen zu verschiedenen Aussichtspunkten, die uns tatsächlich die Sprache verschlugen. Es ist schwer, diese einzigartige Natur in Worte zu fassen und auch die Bilder zeigen (wie immer) nur einen Teil des eigentlichen Spektakels. Anschließend fuhren wir zur stillgelegten Salzmine innerhalb des Tals, die nur ein paar Autominuten entfernt lag. Die weiße Farbe, die das Terrain in einigen Bereichen dieses Tals kennzeichnet, ist auf den hohen Salzgehalt der Seen zurückzuführen. Heute sind sie trocken, aber in der Vergangenheit befanden sich hier die salzigsten Seen des Kontinents. Wenn man ganz leise ist, hört man sogar das Knacken der Felsen aus Salzkristallen. Nachdem wir dann auch noch die letzten Sehenswürdigkeiten abgegrast hatten, fuhren wir für eine kleine Pause wieder in Richtung des Eingangs. Dabei kamen uns einige Fahrradfahrende entgegen, die (vermutlich auf Anraten von Marco Polo) dachten, es sei eine tolle Idee durch die pralle Sonne zu fahren. Wir resümierten, dass es bessere Arten gibt, um zu sterben, und ließen uns den Wind der Klimaanlage ins Gesicht pusten. 

Die Tatio Geysire: Mordor, du schon wieder? 


El Tatio ist das drittgrößte geothermische Feld der Welt und liegt auf einer Höhe von 4.320 Metern etwa 2 Stunden entfernt von San Pedro. Das Besondere? Mehr als 80 Geysire schießen hier kontinuierlich bis zu 20 Meter hohe Wasserstrahlen und Dampfwolken in spektakulären visuellen Inszenierungen in die Luft. Ganz zur Freude von unserem Frühaufsteher Pierre ist das Geysirfeld in den kalten Morgenstunden am aktivsten und die im ersten Licht des Tages aufsteigenden Dampfsäulen am eindrucksvollsten. Um also pünktlich zum Sonnenaufgang dort zu sein, starteten wir unsere nächtliche Fahrt um 4 Uhr morgens und fuhren durch die kalte, sternenklare Nacht die kurvenreiche Strecke in die Berge.


Gegen 6 Uhr kamen wir dann am Kassen-Häuschen an, füllten einen Papierwisch aus und fuhren als drittes Auto des Tages auf den Parkplatz vor dem Geysirfeld und stolperten in die Kälte. Als wir da dann so frühmorgens bei Dunkelheit umher liefen, fühlten wir uns mal wieder so, als seien wir im tiefen, gefährlichen Mordor von der Herr der Ringe zu Gast. Es war eine irgendwie surreale Umgebung und ganz anders, als das, was wir bisher so gesehen haben. Die Temperaturen lagen knapp unter 0 Grad, sodass der Temperaturunterschied zwischen dem Wasser aus den unterirdischen Reservoirs und der Kälte draußen die beeindruckenden Dampfsäulen erschienen ließ. Es war einfach spektakulär, wie der Nebel die Landschaft in eine mystische Aura hüllt.


Als dann unzählige Tourbusse Massen an weiteren Touristen ausspucken, hüpften wir schon wieder ins Auto und begaben uns glücklich auf den Rückweg, der jedoch noch einige tierische Highlights für uns parat hatte: ein kleiner, süßer Wüstenfuchs kreuzte zunächst unseren Weg, woraufhin uns dann ein paar Guanacos (die wilden Vorfahren der Lamas) über den Weg liefen. Und als wir an einem kleinen See vorbeifuhren, rief Patty plötzlich: „Das sind doch Flamingos!“. Ungläubig guckten Pierre und Frauke mit zugekniffenen Augen aus dem Fenster, woraufhin Pierre fast eine Vollbremsung in einer Parkbucht machte, da er sie nun auch entdeckt hatte. Zu unserer Freude und Überraschung waren es auch einfach richtig viele der rosanen Federfreunde und wir beobachteten die süßen chilenischen Andenflamingos noch eine ganze Weile, bevor wir uns dann auf den Rückweg durch die wunderschöne Landschaft machten. Selbstredend, dass es dort nun weder Fuchs noch Wild-Lamas mehr gibt – die stecken schließlich in unserem mittlerweile verdammt vollen Rucksack. 

Ein Stern, der deinen Namen trägt


Für den nächsten Abschnitt empfehlen wir den Hit „Ich seh‘ den Sternenhimmel“ von Hubert Kah oder den DJ Ötzi Kracher, den ihr in der Überschrift findet. Nun könnt ihr euch vermutlich auch schon denken, warum! Nicht ohne Grund stehen in der Atacama Wüste die größten Teleskope der Welt. Die extrem trockene und dünne Erdatmosphäre über der Atacama bietet nämlich die besten Voraussetzungen für‘s Sterne-Glubschen. Die Bedingungen sind auch schlichtweg ideal, da es dort so gut wie nie Wolken gibt und keine Lichtverschmutzung vorhanden ist. Außerdem sieht man wegen der hohen Lage Sterne, die in den tiefer gelegenen Regionen verborgen bleiben. Ideale Bedingungen also für Astronomen und Romantiker. Und während Frauke und Patty zu kleinen Sternenguckerinnen mutierten, war Pierre nicht so wirklich überzeugt und ließ die Ladies allein losziehen. Und irgendwie hatten wir ein paar Clowns gefrühstückt, sodass der Ausflug zu einer unfassbar lustigen Mission wurde. Es fing schon an mit der skurrilen Parksituation, als Patty zwar vorbildlich zum Einparken ansetzte, ein massiv schlecht gelaunter Polizist jedoch erst aus (wirklich!) unerfindlichen Gründen erst hinter ihnen das Horn anmachte und dann sauer ausstieg, ans Fenster hämmerte und sauer irgendwas rumschrie, bevor er wieder im Auto verschwand und wegfuhr. Tja, und irgendwie kamen wir dann nicht mehr aus dem Lachen raus – es war einfach alles lustig. Kichernd wurden wir in ein Auto mit ein paar anderen Menschen gesetzt und in die dunkle Wüste gefahren. Schon mit dem bloßen Auge war der wunderschöne Sternenhimmel und eine erstaunlich helle und geschäftige Milchstraße zu sehen, aber um noch näher an die Lichtpunkte heranzukommen, standen dort zwei leistungsstarke Teleskope. Außerdem fanden wir ein paar gemütliche Sofas vor, auf die wir uns setzen konnten.


Während unser lustiger Guide Claudio wie ein Hobby-Astronom auf Steroiden dann allerlei Wissenswertes über den Sternenhimmel erzählte, stellten wir kichernd fest, wie wenig ausgeprägt unser astronomisches Wissen doch ist: was ist eigentlich ein Stern.. und eine Galaxie.. und ein Lichtjahr..? Joa, wissen wir weiterhin nicht so richtig – hahaha. Und so waren wir in der Außenwahrnehmung vermutlich sehr nervige Mäuse, die mit ihrem Giggeln die restlichen Pärchen beim romantischen Sternegucken störten. Naja, trotzdem wurden uns dann wirklich coole Sachen durch die Teleskope gezeigt wie zum Beispiel der Saturn mit seinem Ring (!) und die extrem helle Venus. Oder auch Sternbilder gezeigt, von denen wir vorher noch nie was gehört haben – oder kennt ihr Orion (nein, nicht den Sexshop - hehe) oder den umgedrehten Hund? Nachdem wir uns dann in der immer kälter werdenden Wüste die Augen wund gestarrt hatten, wurde noch ein Lagerfeuer angezündet und ein kleines Mitternachtsbuffet serviert. Anschließend düsten wir dann wieder nach Hause und erzählten Pierre am nächsten Morgen dann, was wir gelernt hatten… oder auch eben nicht - haha ✨

Splish, splash: Die Termas de Puritama und die Laguna Baltinache


Nachmittags hatten wir dann noch einen coolen Ausflug vor und zwar in die Termas de Puritama. Die acht Geothermal-Pools liegen auf 3.475 Metern über dem Meeresspiegel und werden seit langem von den Einheimischen der Atacama wegen ihrer Heilkräfte genutzt. Wir hingegen brauchten keine Heilung, sondern einfach nur eine Abkühlung und so machten wir uns gut gelaunt auf den Weg. Schon von der Straße aus kann man den malerischen Canyon erblicken, durch den sich unten sich unten das Flussbett zieht. Idyllisch zwischen dem silberfedrigen Pampasgras versteckt, reihen sich die von der Natur geformten Pools, die über Holzstege miteinander verbunden sind. In Kaskaden ergießt sich das 30 Grad warme Thermalwasser von einem Becken ins andere. Unser entspannendes Bad in dieser Szenerie wurde nur von ein paar komischen Leuten getrübt, die in jedem Pool unbedingt DIREKT nach dem Betreten ein Selfie machen mussten. Naja. Wir hingegen verhielten uns extrem erwachsen und warfen mit Kieselsteinen die liebevoll aufgebauten Steintürme um – haha. Wusstet ihr, dass Steintürme in der griechischen Mythologie mit Hermes, dem Gott der Reisenden, in Verbindung gebracht wird? Naja, genug des unnützen Wissens und hin zu den wichtigen Informationen: Selbstverständlich durfte nämlich auch in der Wüste ein wahrer Weinabend nicht fehlen und so hüpften auf dem Rückweg noch ein paar Flaschen des alkoholischem Traubensaftes in unseren Kofferraum.


Am nächsten Tag war es dann leider schon wieder Zeit zu gehen. Wir checkten spät aus, tranken noch einen Abschieds-Mangosaft in San Pedro und fuhren noch zu einem letzten Ort, der direkt aus einer anderen Welt zu stammen schien: die Laguna Baltinache, die das Konzept von „außerirdisch“ auf ein neues Level hebt. Die surreal-schöne Lagune sieht aus wie ein flüssiger Smaragd in einem Meer aus Sand und Salz. Genauer gesagt handelt es sich um eine Kette von sieben türkisfarbenen Becken, eingebettet in eine endlose, blendend weiße Salzwüste. 

Tschüss Wüste, danke!


Und so ließen wir bei diesem wunderschönen Anblick unsere wunderbare Zeit in der Atacama Wüste Revue passieren: Auch wenn der Ort so trocken ist, dass selbst Kakteen sich überlegen, ob sie hier wirklich wachsen wollen, hat er uns mit seiner Vielseitigkeit umgehauen. Wir hatten so viele „erste Male“ hier und unglaublich viel Spaß. Und nach all der trockenen Hitze freuten wir uns dann auf unser nächstes Ziel: das bergige Patagonien ganz im Süden des Landes. Ob wir dort wie geplant unsere Wanderungen machen konnten oder ob wir von den starken Winden weggeweht wurden, erfahrt ihr dann im nächsten (und letzten!) Beitrag dieses Blogs. 

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