Hallo ihr Lieben,


heute ist Freitag, der 31.05.2024, und wir haben nach ziemlich genau 5 Monaten Reisezeit mal wieder was Besonderes für euch im Gepäck: Wir sind nämlich zum ersten Mal von unserer geplanten Route abgewichen und sind einer Empfehlung gefolgt: Und so saßen wir die vergangenen Wochen Kokosnuss trinkend auf Lombok, einer indonesischen Insel östlich von Bali. Warum gerade Lombok? Das Eiland ist vor allem bekannt für seine Surfspots und da das Wellenreiten vor allem Patty massiv begeistert hat, sind wir dem Rat von Steph gefolgt. Sie hatten wir im Surfcamp in Sri Lanka kennengelernt und haben begeistert ihre Fotos und Videos von Lombok verfolgt. Als auf Nachfrage dann auch noch ihr persönlicher Reisebericht hervorragend ausfiel, entschieden wir uns ebenfalls für einen Zwischenstopp in Indonesien. Die 4.725 km² große Insel mit rund 3,3 Millionen Einwohnern wird oft mit Bali vor 20 Jahren verglichen, denn sie ist noch (!) deutlich unbekannter - Bali's kleine Schwester sozusagen. Der wohl wesentliche Unterschied ist, dass die hier lebenden Sasaks muslimisch sind und Balinesen dem Hinduismus angehören. Und so hören wir hier 5 Mal täglich den Ruf des Muezzins der naheliegenden Moschee und viele der Frauen - wenn auch bei Weitem nicht alle - tragen eine Kopfbedeckung. Wohnt man in einer "ungünstigen" Lage, dann hört man übrigens einen wursteligen Gesangs-Mix aus mehreren Moscheen. Ein teils blechernes Gewirr aus Gesängen, Rufen, Schreien und undefinierbaren Lauten, wobei das Melodische auf der Strecke bleibt. Bei Deutschland sucht den Superstar hätten die meisten Muezzine so vermutlich eher keine Chance. Unsere Unterkünfte hatten wir strategisch daher geschickt gewählt, sodass wir das Ganze meist nur als Hintergrundgeräusch wahrgenommen haben.

Kuta und die wackelnden Backpacks


So, aber von vorn: Um geographisch für's Surfen gut zu wohnen, wurde uns das Dörfchen Kuta empfohlen. Kuta befindet sich an der Südküste und uns wurden schöne Unterkünfte, moderne Restaurants/Cafés, günstige lokale Warungs (einfache lokale Restaurants), tolle Massagestudios, Rollerverleihe und Boutiquen sowie ein weiterhin vorhandener authentischer Insel-Vibe versprochen. Klang erstmal toll. Da wir nach dem gemäßigten Klima in Japan jedoch nicht wussten, ob und wie lange wir die schwüle Hitze wieder ertragen können und wollen und wie uns Kuta gefallen würde, buchten wir zunächst nur vier Übernachtungen. Jetzt sitzen wir 2 1/2 Wochen später noch immer hier und ihr könnt euch die Frage, ob es uns gefällt, vermutlich selbst beantworten. Für die, die den Eintrag jedoch nur mit dem halben Gehirn lesen: Wir finden es suuuper hier! Fairerweise müssen wir aber festhalten, dass wir hier keinen sonderlich großen Reiseradius hatten. Und auch wenn die Insel viel zu bieten hat wie z.B. wunderschöne Wasserfälle, Traumstände, einen zu besteigenden Vulkan, traditionelle Dörfer und noch vieles mehr, haben wir die Gegend rund um Kuta nicht wirklich verlassen. Nachdem wir in den letzten Monaten ausschließlich Rundreisen in den von uns besuchten Ländern gemacht haben, war uns einfach nach einer Pause. Und so waren wir auch hinsichtlich der Unterkünfte wenig abwechslungsreich: Die ersten Nächte verbrachten wir in einem tollen Hotel namens Rascals, dann ein paar Nächte im 1 Minute entfernten Jivana, wo freilebende Riesen-Schildkröten auf uns warteten, bevor wir dann für die letzten Tage wieder zurück ins Rascals gingen. Nach unserem Besuch im Jivana wackeln unsere Backpacks übrigens wieder mal ungewöhnlich stark und verschlingen einen Salatkopf nach dem anderen... merkwürdig. 


Und so haben unsere vergangenen 18 Tage immer recht ähnlich ausgesehen: Patty war morgens so gut wie immer Wellen reiten, woraufhin wir dann lecker gefrühstückt haben. Anschließend haben wir haben am Pool gelesen, gespielt und Kokosnüsse getrunken. Nachmittags haben wir dann entweder gemeinsam im Fitnessstudio oder beim Tischtennis verbracht. Während Patty oftmals noch zu einer Yoga-Session im Mana gegangen ist, hat sich Pierre zwei Mal erneut unter die Tattoo-Nadel gelegt. . Wegen seiner neuen Motive am Bein hat er das Surfen dann auch getrost Patty überlassen, wobei wir zuvor noch 2 gemeinsame Surfstunden hatten. Leider hat sich eines der Tattoos auch ein wenig entzündet, sodass Pierre in den letzten Tage auch noch Pool-Verbot hatte - kein besonderes Highlight bei den aktuellen Temperaturen um die 33 Grad. Wer übrigens erraten kann, um welche Spielfigur es sich bei dem bunten Tattoo handelt, kriegt ein Bier von Pierre beim nächsten Wiedersehen.


Abends haben wir dann wirklich immer richtig gut (!) gegessen. Im KRNK gab es z.B. tolle Burger und Pizzen, The Hut lockte mit einem feinen Curry und Umibozou Ramen bot uns einen authentischen Sprung in unsere japanische Vergangenheit. So waren wir also ganztägig auch kulinarisch bestens versorgt und das zu überschaubaren Preisen. 

Die 3 Fragezeichen und die  Suche nach einem guten Surf-Coach


Gute Lehrer:innen sind rar. Das war schon in der Schule so und bewahrheitet sich nun auch im Wasser. Die Coaches mögen zwar gut auf den Brettern sein, was sie aber noch lange nicht zu guten Erklärern oder Motivatoren macht. Die schwierigste Sorte sind die, die wie wild mit allem flirten, was nicht bei 3 auf dem Surfbrett ist, wodurch es dann an Sicherheit, Fokus und Spaß mangelt. Auch "toll" sind die Momente, in denen sich andere Schüler:innen schwer tun und man selbst die Launen der Coaches abbekommt. In der ersten Woche besuchte Patty zunächst die Surfschule Ombak, die leider (bis auf eine Ausnahme) eine Mischung aus allen oben beschriebenen Coaches geboten hat. Etwas frustriert hat Patty dann auf Besserung gehofft, aber dann schlussendlich einen neuen Versuch bei Chili's Surfschule gestartet. Die Aktion ging jedoch eher nach hinten los, da der dortige Coach dem zweiten Surfschüler ständig davon berichtete, wie oft er seine schwangere Freundin betrügen würde. Weder die feine englische Art noch Dinge, die Patty vor, während und nach dem Surfen interessieren. Etwas mehr frustriert hat sich Patty dann Motivation von ihrer besten Freundin Marie einholen müssen, um einen 3. Versuch zu starten. Und zum Glück (!) hat sie dann über eine Empfehlung Jovan getroffen, der sich als wahrer Glücksgriff herausstellen sollte: Zuverlässig, witzig, entspannt sowie ein Profi, Motivator und Erklärbär im Wasser - eine perfekte Mischung. Mit ihm hat sich Patty dann in der zweiten Woche jeden Morgen in die Wellen gestürzt und auch sichtliche Fortschritte gemacht - yeaa. 

Wie so ein Surf-Ausflug so aussieht


Es ist 5 Uhr und Patty's Wecker klingelt. Während sich Pierre entspannt in seine Decke rollt, hüpft Patty in ihren Badeanzug, schmiert sich mit Sonnencreme voll (vor allem Gesicht und Po), stopft ein UV-Shirt, ein Handtuch, Bargeld und eine Wasserflasche in ihren wasserabweisenden Beutel und zieht verschlafen noch ein vom Vortag klammes Shirt sowie eine Shorts an. Sie schleicht aus dem Zimmer, taumelt zum Hoteleingang, schnappt sich einen ausleihbaren Helm und wartet auf Jovan. Der kommt kurze Zeit später singend auf seinem Moped angerollt, auf welches Patty ebenfalls draufhüpft und sie düsen "Forever Young" von Alphaville singend los. Etwa 20 Minuten Fahrt von Kuta entfernt liegen direkt zwei coole Surfspots: Tanjung Aan und Gerupuk. Während Tanjung Aan einen schneeweißen Bilderbuchstrand mit hellblauem und kristallklarem Wasser bereithält, ist die Bucht in Gerupuk keine sonderliche Augenweide. An der Steinküste legen lediglich Boote an, die die Surfer dann an ihren gewünschten Spot bringen. Am ersten Tag düsten die beiden zum Tanjung Aan bis der motivierte Coach die kleine Surfmaus jedoch dann in Wellen für etwas fortgeschrittenere Surfer sehen wollte und so fiel die Entscheidung für Gerupuk. Auf dem Weg fahren die beiden an einigen anderen Surfern vorbei, die ihre Surfbretter an eine Seite des Mopeds geschnallt haben und ebenfalls auf der Suche nach den besten Spots sind. Während die Autobahn verrückt gut ausgebaut ist und am Mandalika Circuit - einer Rennstrecke - vorbeiführt, wird die Fahrt jeweils nach 3/4 eher holprig durch die ganzen Schlaglöcher. Jovan ruft "Offroooad" und Patty hält manisch lachend ihren Helm fest und ruft "Yihaaa". An den Surfspots gibt es dann jeweils kleine, oft recht runtergerockt aussehende Surfbrettverleihe, bei denen man sich umziehen kann. Hier warten dann teilweise auch andere Surf-Willige, mit denen man sich das Boot und die Freude am Surfen teilen kann. Gemeinsam laden dann alle ihre Bretter auf ein kleines motorisiertes Boot, welches Surfer und Coaches dann auf's Meer rausfährt. Beim ersten Mal kann einem dabei schon auch mulmig werden, da man keinen rettenden Strand mehr in Sichtweite hat. Sobald man also Strand und Komfortzone verlassen hat, kommt man nach ca. 5 Minuten Fahrt beim Surfspot an und alle springen mit ihren Brettern ins Wasser, befestigen diese mit einer Leine am Hinterfuß und paddeln zum Line Up. Von hier aus geht es dann los, da dort die Wellen ihren höchsten Punkt, den Peak, erreichen. Insgesamt verbringt man dann ca. 2 Stunden im Wasser, von denen 5% aus Surfen, 15% aus Warten im Line Up und 80% aus Zurückpaddeln (verdammt!!! anstrengend!!!) bestehen. Manchmal wird man auch einfach gnadenlos von Wellen mitgerissen und landet in einer Unterwasser-Waschmaschine, in der man dann ordentlich durchgespült wird und einfach nur froh ist, wenn man wieder an die Oberfläche zum Atmen kommt. Da Wellen jedoch Rudeltiere sind, kommt dann aber nicht nur eine Ohrfeige, sondern direkt 4-5 hintereinander. Am gefährlichsten sind bei der ganzen Aktion die Surfbretter - sobald die nämlich unkontrolliert durch die Wellen rasen, werden sie zu torpedo-ähnlichen Geschossen, die man einfach nicht ins Gesicht bekommen möchte. Am Ende der 2 Stunden kraulen alle zum Boot zurück und werden wieder ans Ufer gefahren, an dem Surf-Fotographen mit mehr oder weniger tollen Fotos und Drohnen-Videos warten. Kokosnuss schlürfend und die Bilder betrachtend, klopft Jovan laut jubelnd Patty auf die Schulter und freut sich über die Weiterentwicklung. Anschließend folgen noch ein paar Tipps, wie es zukünftig noch besser klappt. Danach düsen beide wieder singend über die huckeligen Pisten zurück nach Kuta und mit einem High-Five endet der Ausflug dann. Im Hotel wartet Pierre immer mit einem ausgeschlafenen Lächeln und das wohl verdiente Frühstück kann kommen.


PS: Wer an dieser Stelle gern ein Video von Patty beim Surfen sehen möchte und das noch nicht auf Instagram getan hat, kann sich gern melden und bekommt es dann geschickt.

Ach, und einer der extrem positiven Nebeneffekte beim Surfen ist, dass man oftmals auf Gleichgesinnte trifft. Patty hat so jeweils an unterschiedlichen Tagen die Bekanntschaft mit Kinga, Micha, Evelyn, Alex, Julia und Jeroen gemacht. Mit Evelyn hat sich Patty dann mehrfach zum Yoga und zu einer Kakao-Zeremonie getroffen. Was zum Teufel das ist? Die Auflösung folgt unten! Mit dem super lustigen Paar Alex und Julia haben wir zudem unsere letzten Abende bei Abendessen und Bier verbracht, um das Surfen mental vor- und nachzubereiten. All diese Begegnungen haben wieder gezeigt, wie schön das Reisen sein kann, wenn man auf Menschen trifft, mit denen man auf einer Wellenlänge (hehe) ist. 

Hochzeiten, Kakao-Hexen und Kindheitserinnerungen


Ob wir noch andere coole Sachen erlebt haben? Naja, fairerweise nicht allzu viele, aaaber ein paar Ausschnitte wollen wir euch nicht vorenthalten:


1. Eine Sasak Hochzeit: Als wir von einem der wenigen gemeinsamen Surfausflüge zurück nach Kuta kamen, wurden wir von einer riesigen Menschenparade erwartet, die die gesamte Straße einnahm. Die Stimmung war ausgelassen, das ganze Dorf war auf den Beinen, in traditionelle Gewänder gehüllt und es wurde laut und fröhlich musiziert. Es stellte sich heraus, dass es sich dabei um einen Part einer zweitägigen Hochzeit handelt und kurz darauf erblickten wir dann auch das glückliche Brautpaar, das den Straßenzug winkend anführte. Und tatsächlich: Zu den hier stattfindenden Hochzeiten ist immer das gesamte Dorf sowie einige Nachbardörfer eingeladen, sodass die Gesellschaft meist 1000-1500 Leute umfasst. Anders als bei uns stellt sich hier also nicht die Frage, ob Urgroßonkeltantennichte Erna dritten Grades eingeladen wird oder nicht, sondern er/sie/es ist auf jeden Fall eingeladen.


2. Kindheitserinnerungen aufleben lassen: Pierre hatte sich in Japan total glücklich eine Nintendo Switch Lite (eine tragbare Spiele-Konsole) geholt, da diese dort wesentlich günstiger als in Deutschland sind. Während längerer Wartezeiten wie z.B. während Patty's Surfausflügen klimpert er so glücklich wie ein Kind auf den Tasten herum und spielt ein paar Klassiker-Neuauflagen wie Zelda oder Super Smash Brothers. Patty hat währenddessen Ken Follet's Säulen der Erde zu Ende gelesen. Während sie in ihrer Kindheit und Jugend extrem viele Bücher gelesen hat, war das Hobby in den letzten Jahren doch eher anderen Aktivitäten gewichen. Umso schöner war dann das Gefühl als das letzte Wort gelesen war. Und selbstverständlich ist Teil 2 auch schon bereits auf den E-Book-Reader geladen worden.


3. Kakao-Zeremonie oder Sekten-Treffen? "Magst du mich zu einer Kakao-Zeremonie begleiten?" fragte Evelyn relativ kurz nachdem sie Patty auf dem Surf-Boot kennengelernt hatte. Und obwohl sie absolut keine Ahnung hatte, was das sein soll, stimmte Patty zu. Mittlerweile sind wir schlauer: Es handelt sich nämlich um - haltet euch fest - schamanische Rituale, die ihren Ursprung in den Traditionen der Inka und Maya haben. Zeremonieller Kakao wird als Hauptelement genutzt, "um das Herz zu öffnen und um Emotionen und innere Blockaden zu erkunden"... oder so ähnlich. So fand sich Patty tanzend und summend zwischen ca. 30 Menschen wieder, die alle geradezu sektenartig der Zeremonienmeisterin und ihrem Gitarre und Klangschalen spielenden Assistenten folgten und zwischendrin Kakao tranken. Joa, wer Patty und ihre Spiritualität kennt, kann sich ungefähr vorstellen, wie wenig herzöffnend das Ganze für sie war. Es war eher eine halbpeinliche und skurrile Szenerie, die an eine missglückte Theaterprobe erinnerte. Patty und Evelyn mussten sich jedenfalls massiv zusammenreißen, um nicht ständig zu lachen. Wir hatten also eine gute Zeit und Pierre war anschließend mehr als froh, dass er uns Ladies den Spaß allein gegönnt hatte. 

Zusammenfassend können wir Steph also nur allzu sehr für die Lombok-Empfehlung danken. Wir sind richtig erholt, Patty hat ihre erste grüne Welle gesurft und jetzt haben wir dann auch wieder Lust auf unsere altbewährten Rundreisen. Aber wir gehen auch mit einem weinenden Auge, denn der entspannte Vibe, die freundlichen Einheimischen, die Wasserbüffel auf den Straßen, die Hühner auf den Stromleitungen und die anderen tollen Reisenden, die wir kennenlernen durften, werden wir vermissen und in toller Erinnerung behalten.


Nun machen wir uns erneut auf den Weg nach Kambodscha für einen weiteren ungeplanten Zwischenstopp. Jonas und Monika haben uns nämlich zu ihrer Einweihungsfeier ihrer neuen Wohnung eingeladen und diesem Ruf folgen wir natürlich. Wie lange wir bleiben, wissen wir bisher noch nicht, aber vermutlich nicht allzu ewig, denn unsere Lust auf Afrika wächst langsam aber sicher.


Lieben Dank für's fleißige Lesen und/oder Fotos anschauen - wir wissen es zu schätzen, dass ihr euch die Zeit für uns und unsere Abenteuer nehmt! Bis nächste Woche senden wir euch salzwassrige Grüße aus Indonesien und sagen bis bald!