Hallo ihr Lieben,


heute ist Montag, der 22.04.2024, und wir melden uns aus Kobe, dem westlichsten Punkt unserer Japanroute. Bevor wir für die letzten 3 Nächte hierhergekommen sind, waren wir in Osaka, der laut Reiseführern "kulinarischen Hauptstadt" des Landes. Ob wir diesbezüglich zustimmen können, verraten wir euch in diesem Beitrag. Zuvor beantworten wir aber erstmal die erste an uns gerichtete Frage: "Warum besucht ihr nur Betonklötze aka. Großstädte?". Die Antwort darauf besteht aus zwei Teilen: 1. Pierre liebt Städte bzw. das bunte Treiben, die Essensauswahl sowie Neonlichter und da wir vor allem auf Sri Lanka von all dem nicht viel hatten, war es ihm ein innerliches Blumenpflücken für die nächste Zeit möglichst viele Städte in die Planung aufzunehmen. 2. Da aber auch Patty mitreist, und sie sich wie geahnt in die Japan-Reiseroutenplanung eingemischt hat, werden wir zeitnah auch 8 Tage in Japans Natur bzw. Kleinstädten rund um den Mount Fuji und den japanischen Alpen verbringen - der Mietwagen ist bereits gebucht. Sooo, nun aber zu Osaka, unserem nächsten Großstadtkracher, dessen Bevölkerung übrigens als direkter, offener und umgänglicher als im restlichen Japan gilt.

Osaka: Wir in den Universal Studios


Bevor wir uns von der Stadt selbst ein Bild machen konnten, sind wir am vergangenen Montag jedoch erstmal zurück in unsere Kindheit gereist: Wir waren nämlich in den Universal Studios, die uns vor allem mit ihrer Harry Potter sowie der Super Nintendo Welt lockten. Weltweit gibt es übrigens nur 4 Universal Freizeitparks - wer hätte das gedacht? Wir stopften also unseren Rucksack voll mit Snacks aus dem Supermarkt und stellten uns mit unseren Online-Tickets in die Schlange, die nicht so lang war wie befürchtet. Im Augenwinkel hat Patty-Adlerauge dann zum Glück auch ein Schild gesehen, dass man in die Nintendo-Welt nicht einfach so reinkommt, sondern sich über eine App ein Zeitfenster buchen muss. Nach der "Taschenkontrolle", die aus Rucksack anheben bestand, buchten wir uns schnell einen der wenigen verbliebenen Plätze und freuten uns wie Sonnenblumen. Ihr könnt euch vielleicht vorstellen, wie viele Menschen diesen Hinweis nicht gelesen hatten und somit dann traurig nicht in die bunte Welt reingelassen wurden. Wir hatten jedenfalls noch ein bisschen Zeit bis zu unserem Einlass und so wanderten wir zunächst zur größten und berühmtesten Attraktion des Parks: Hogwarts, die Schule für Hexerei und Zauberei, die Haupthandlungsschauplatz der Harry-Potter-Romane ist (gut, war ein Nachbau, aber ein wirklich toller!) Bei einem Spaziergang durch Hogsmeade kann man das berühmte Butterbier trinken, Süßigkeiten und Scherzartikel bei Honeydukes und Zonkos probieren, im Drei Besen essen gehen, seine Zaubergarnitur aufpolieren oder Ollivanders besuchen, wo sich der Zauberstab noch immer seinen Zaubernden auswählt und nicht andersrum. Ob wir nun Hexe und Zauberer sind oder weiterhin Muggel, das verraten wir euch nicht. Nach dem Dorfspaziergang fuhren mit unserem ersten Fahrgeschäft des Tages, das eher eine geniale Themenfahrt als eine Achterbahn war. Wir wollen nicht zu viel verraten, aber die "Forbidden Journey" und auch der Wartebereich sind so unglaublich detailverliebt und genial gestaltet, dass es uns die Sprache verschlagen hat. Bezaubert liefen wir dann in Richtung der Super Nintendo World, schlüpften durch ein riesiges, grünes Rohr und standen plötzlich in der bunten Welt, in der sich alles zu bewegen schien: Selbstverständlich waren neben Mario und Luigi auch Prinzessin Peach mit ihrem Schloss sowie der Bösewicht Bowser in seiner Festung am Start und ließen uns die vielen Menschen um uns herum (fast) vergessen. Da die Themenwelt erst 2021 eröffnet wurde, hat sie auch was ganz Besonderes zu bieten: Eine interaktive Mario Kart Bahn! Wir bekamen dazu Augmented Reality Brillen aufgesetzt, wurden in ein Kart verfrachtet und konnten durch das Drücken von Knöpfen auf unserem Lenkrad Schildkröten auf die Bösen abfeuern. Je mehr Bösewichte wir abschossen, desto mehr Taler sammelten wir. Pierre, der vor lauter Lenkraddrehen das Schießen vergessen hatte, konnte am Ende dann selbstverständlich nicht mit Baller-Patty mithalten. Wir finden: Eine verrückte und einzigartige Attraktion, die wir so noch nie gesehen haben.


Als alte Adrenalin-Fans machten wir uns anschließend zur benachbarten Jurassic Park Welt auf, in der die Achterbahn „The Flying Dinosaur“ auf uns wartete. Da wir vorher noch nie davon gehört hatten, waren wir relativ entspannt und stellten uns in die 3. Warteschlange des Tages. Als wir dann aber unter (!) dem Wagen mit dem Gesicht zum Boden festgeschnallt wurden, konnten wir erahnen, dass das nicht die langweiligste Fahrt unseres Lebens werden würde. Und so war es: Während diese Achterbahn uns durch einen Looping nach dem anderen zog, drehte sie zeitgleich noch Schrauben, sodass neben jedem räumlichen Bewusstsein auch die Atmung kurzzeitig nicht mehr richtig funktionierte. Die einzig mögliche Reaktion: Hysterisch lachen und aufs Überleben hoffen. Also die Fahrt war echt ein krankes Ding und kommt mit auf unser Podium der besten je gefahrenen Achterbahnen. Anschließend bummelten wir noch ein bisschen durch Hollywood, die Minions-Welt und ein paar Anime-Bereiche bevor wir uns dann irgendwann am frühen Nachmittag von den universellen Studios verabschiedeten. 

Osaka: Grimmige Löwen, rennende Männer und ein Schloss


Natürlich durfte auch Sightseeing in Osaka nicht fehlen und so haben wir mit dem wohl coolsten Schrein des Erdballs begonnen: Dem Namba Yasaka-Schrein. Ursprünglich eher ein buddhistisch geprägter Ort, wurde er durch die Trennung von shintō und Buddhismus im Jahr 1872 offiziell zu einem Schrein. Nachdem die heilige Anlage durch Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg komplett niederbrannte, wurde sie anschließend wieder aufgebaut. Mitte der 1970er Jahre kam dann das heutige Wahrzeichen hinzu: Seine 11 Meter breite und 12 Meter hohe Bühne in Form eines Löwenkopfs. Löwen wehren in der japanischen Mythologie übrigens Geister ab, weshalb sie an vielen Tempel und Schreinen als Hüter zu finden sind.


Bevor uns der Ghostbuster also als Schlossgespenster entlarven konnte, zogen wir schnell weiter zum "Running Glico Man" in Osakas Ausgehmeile Dotonbori. Fairerweise hatten wir zuvor noch nie von ihm gehört, aber Dr. Google hat uns freundlicherweise schnell aufgeklärt: Es handelt sich dabei um eine übergroße, elektronische Werbeanzeige eines Sprintathleten, der für das asiatische Süßwarenunternehmen Glico wirbt. Die Firma stellt unter anderem die beliebten Pocky (in Deutschland als Mikado Stäbchen bekannt) her. Der Mann im Forrest Gump Look wurde übrigens ausgewählt, da Glico's erstes Produkt (ein Karamellbonbon) damit warb, Energie für einen 300-Meter-Lauf liefern zu können. Joa, so ganz können wir den Hype um das Rennmännchen nicht verstehen, aber müssen wir zum Glück auch nicht. Die Fotos sind trotzdem cool geworden.


Seid ihr schonmal Riesenrad auf einem Einkaufszentrum gefahren? Also wir schon! Zumindest mittlerweile, denn wir sind zum HEP Five gefahren, in dessen neunten Etage – also auf einer Höhe von 106 Metern über dem Straßenniveau - einfach ein riesiges rote Riesenrad fährt. Besonders cool (neben der Aussicht) war, dass man sich mit einer Musikbox verbinden konnte, sodass wir lautstark mit Linkin Park und System of a Down ungefähr 15 Minuten über die Stadt geschwebt sind.


Natürlich haben wir auch der Osaka Burg einen Besuch abgestattet, welche erstmals 1585 durch Hideyoshi Toyotomi erbaut wurde, der damals als erster Berater des Kaisers praktisch das gesamte Land regierte. Das heutige Gebäude wurde 1931 rekonstruiert, nachdem es im Laufe der Zeit immer wieder durch Brände zerstört wurde – war wohl ein beliebter Ort, um zu kämpfen. Um das Schloss selbst befinden sich große Wassergräben und ein wirklich schön angelegter Park, durch den wir dann bei schönsten Sonnenschein bummelten. 

Osaka: Kulinarische Hauptstadt oder... nicht?


Natürlich mussten wir dieser Frage auf den Grund gehen und so haben wir in Osaka ein paar neue Sachen ausprobiert:


1) Yakiniku. Hierbei handelt es sich um eine spezielle Grilltechnik, bei der mundgerechte Fleischstücke sowie Gemüse auf einem Grill gegart werden. Das Coole: Der Grill befindet sich in der Tischmitte, sodass wir die Garstufe und die Reihenfolge unseres Festmahls selbst bestimmen konnten. Anschließend werden die Happen noch in eine Sauce (Tare) eingetaucht, die meist aus einer Mischung aus Sojasauce, Sake, Zucker, Mirin, Knoblauch und Sesam hergestellt wird. Das japanische BBQ hat uns richtig gut gefallen, ist aber sicherlich kein alltägliches Essen wie unsere geliebten Ramen.


2) Mitarashi Dango. Die kleinen Klebreiskugeln werden mit einer süß-herzhaften Sauce angerichtet und sind so richtig schön zäh. Ein witziger Nachtisch, der aber gefährlich schnell zu viel werden kann und dann ziemlich sicher zu Übelkeit führt.


3) Taiyaki. Eine weitere Süßspeise, die in Form eines Fisches gebacken, und mit einer süßen roten Bohnenpaste namens Anko gefüllt wird. Ein leckerer, aber echt mächtiger Snack, der schon fast als eigene Mahlzeit gelten könnte.


4) Baumwollkäsekuchen. Keine Sorge: Der Kuchen heißt nur wegen seiner Konsistenz so wie er eben heißt und nicht, weil Baumwolle drin ist. Er ist einfach flauschig wie ein französisches Soufflé und saftig wie ein amerikanischer Cheesecake. Die Bäckerei Rikuro ist mittlerweile besonders bekannt unter Käsekuchen-Fans und so kauften auch wir uns einen frisch aus dem Ofen geholtes Exemplar.


Da wir keine Fisch-Freunde sind, haben wir uns bisher noch nicht an Takoyaki (Tintenfischbällchen) oder an Tecchiri (gekochter Kugelfisch) herangetraut und ganz ehrlich? Höchstwahrscheinlich werden wir das auch in Zukunft nicht tun. Falls es uns nämlich gar nicht schmecken sollte, wäre es zu schade, wenn wir es ungegessen wegwerfen müssten. Kann also bitte ein Fisch-Fan von euch zu uns stoßen, sodass wir auch hier noch auf unsere Kosten kommen? Danke!

Kobe: Wasserrutschen, Kletterwände & Mount Rokko

 

Weshalb wir eigentlich nach Kobe wollten? Klar, des Fleisches wegen. Haben wir dort nochmal Kobe-Fleisch gegessen? Nö, ihr erinnert euch nämlich vielleicht an unseren Gourmet-Eklat in Tokio, der uns rund 400  € gekostet hat - danke übrigens für die Frage, die uns hierzu aus der Fan-Gemeinde erreichte. Stattdessen haben wir unseren ersten Tag dort in einem wirklich (!) verrückten Hotelzimmer verbracht, welches eine Kletterwand, eine Wasserrutsche und einen Zapfhahn mit 10 Liter Freibier beherbergte. Vor dem Einchecken hatten wir zwar ein paar Bedenken, da das Hotel eine Bewertung von mickrigen 2,8 (von 5) Sternen hatte, was sich aber zum Glück auf die anderen Zimmer bezog. Wir holten uns also noch eine maximal un-japanische Pizza bei einem amerikanischen Fast-Food-Laden und turnten in unserem Spieleparadies herum. Das Sofa mit den abwaschbaren Plastikbezügen, die ausliegende Dessous-Werbung sowie der überdimensionale Vibrator inkl. (verpacktem) Kondom im Schlafzimmer ließen jedoch auch darauf schließen, dass in diesem Zimmer auch öfter Erwachsenen-Spaß ausgelebt wurde, was vor allem Patty mit etwas zu viel verstörendem Kopfkino zurückließ. Ach, auch hier handelte es sich mal wieder um ein Raucherzimmer, sodass wir die weiteren an uns gestellten Fragen beantworten können: Selbst Pierre als Raucher findet Raucherzimmer eher so medium lecker und würde auch nicht darin rauchen, weil ansonsten alle Klamotten nach einer Hexenverbrennung riechen würden.


Da Kobe rein städtetechnisch für uns keine sonderliche Granate zu sein schien, haben wir uns für unseren zweiten Tag für eine 22 Kilometer lange Wanderung entschieden, die uns auf den 931 Meter hohen Gipfel von Mount Rokko führte. Da die Bergkette ein beliebtes Ausflugsziel für Einheimische ist, haben wir erfreulicherweise nach unserem 3-stündigen Aufstieg auf einer Hütte ein leckeres Bier bekommen, bevor wir uns wieder auf den Weg nach unten machten. Was uns besonders gefreut hat: Auch unter japanischen Bergfreunden grüßt man sich, sodass wir uns richtig willkommen gefühlt haben. Schmunzelnd mussten wir an die weniger warmherzigen Cameron Highlands in Malaysia zurückdenken, in denen wir fast allein durch den Dschungel gewandert sind, was eigentlich auch verboten war. Nach all dem Sightseeing in den Millionenstädten der letzten Wochen war die Auszeit in den Bergen eine schöne Abwechselung. Und mit diesen Worten beenden wir den heutigen Beitrag, sagen mal wieder danke für’s Vorbeischauen und bis bald!