Hallo ihr Lieben,


heute ist Sonntag, der 22.09.2024, und bevor wir mit dem Eintrag starten, macht euch bitte schnell den 90er Jahre Hit „Samba de Janeiro“ von Bellini an und lasst für ein paar Minuten die Hüften kreisen… fertig? Hervorragend, dann sind wir ja jetzt bereit für unseren Rückblick auf die sonnenverwöhnte Küstenmetropole Rio de Janeiro. Die Stadt, die weltweit als pulsierendes Herz Brasiliens gilt, hatte in unseren Köpfen fast schon mythische Dimension angenommen: fast alle, die schon einmal dort waren, schwärmten von den atemberaubenden Stränden, den Samba-Rhythmen und den spektakulären Aussichten. Das Fleckchen Erde, das den Beinamen „Cidade Maravilhosa“ – also „ wunderbare Stadt“ trägt – versprach also das Paradies auf Erden. Es schien, als könne man gar nicht anders, als sich in diese Stadt zu verlieben. Ob wir nun also unsere neue Liebe gefunden haben und ob sich Rio für uns eher als Zonk entpuppt hat, verraten wir euch in den kommenden Zeilen. Und damit wünschen wir euch viel Spaß beim Samba de Janeiro mit uns. 

Rio de Janeiro: Der Name, der auf einem Irrtum basiert


Die Geschichte der Stadt begann als kleine französischen Siedlung im Jahr 1555, die 11 Jahre später von den Portugiesen erobert und Rio de Janeiro (übersetzt: Fluss des Januar) genannt wurde. Der Name beruht jedoch auf einem Irrtum des dusseligen Seefahrers Gaspar de Lemos, der dachte, Rio läge an der Mündung eines Flusses. Tatsächlich liegt die Stadt jedoch in der Guanabara-Bucht, die Teil des Südatlantiks ist. Also naja, wir haben uns alle schon einmal vertan, aber nicht jeder benennt danach eine Stadt – hätte sich der portugiesische Limonaden-Kasper auch mal zu Herzen nehmen sollen. Nun ja, heutzutage leben im Stadtgebiet jedenfalls schätzungsweise 6,7 Millionen Menschen, in der Metropolregion sogar 13,3 Millionen. Und obwohl viele Leute denken, dass Rio die Hauptstadt Brasiliens sei, ist das schlichtweg falsch. 1960 verlor die Stadt diesen Status nämlich an Brasília.


Nun aber zu uns: nach unserer 7-stündigen Busfahrt kamen wir also abends in Rio an und ließen uns mit einem Taxi zu unserer Unterkunft bringen, die zwischen den wohl bekanntesten Stränden der Welt lag: der Copacabana und Ipanema. Die Straßen waren belebt und es herrschte eine ausgelassene Stimmung, sodass wir gut gelaunt noch einen leckeren Döner an einem Straßenimbiss unweit unserer Wohnung aßen und dazu ein Bierchen tranken.

Unsere (fast) 1. Amtshandlung: ein Caipirinha an der Copacabana


Am nächsten Morgen spazierten wir dann los, um die Umgebung zu erkunden. Nur eine Querstraße von unserer Wohnung entfernt lag der bereits erwähnte Strand von Ipanema, was übersetzt so viel wie „aufgewühltes Wasser“ bedeutet. Als wir dort so entlang liefen, verstanden wir, weshalb die Leute so von der Stadt schwärmen: das blaue Meer und die mächtigen Granitberge, die die Stadt quasi zum Sandwich machen, versprühen schon eine gewisse Magie. Und obwohl wir bereits an einigen Strandorten waren, haben wir hier nochmal ein ganz neues Level von Lebensgefühl gefunden: Alle, aber auch wirklich alle, Menschen liefen dort in Badeshorts und Bikini rum. Besonders beeindruckend: die unfassbar positive Körperkultur. Menschen in allen Größen und Formen präsentierten selbstbewusst ihre Strandfiguren und niemand dachte auch nur im geringsten daran, den Körper unnötig zu bedecken. So sahen wir Menschen in Flipflops, mit sandigen Beinen und knappen Badeklamotten übrigens auch in der U-Bahn und mussten schmunzelnd an Japan zurückdenken, wo ein solches Outfit vermutlich zu mehreren Herzinfarkten wegen Scham geführt hätte.


Als auch wir uns dann für einen kurzen Spaziergang im Sand entschieden, wurden wir regelrecht von einer Scharr an dubiosen Verkäufern überfallen, die uns ungelogen alle 3 Meter entweder Cocktails, Sonnenschirme und Liegen andrehen wollten. Nach ein paar hundert Metern gaben wir genervt auf und liefen lieber weiter an der Promenade entlang. Nach unserem Frühstück liefen wir dann zum wohl prominentesten Ziel der Stadt: der Copacabana. Und endlich konnten wir den gleichnamigen Popsong von Barry Manilow aus dem Jahr 1978 vor der richtigen Kulisse singen. Seitdem wir nämlich beschlossen hatten nach Rio zu fahren, hatten wir einen Ohrwurm. Hört mal rein, wenn ihr das Lied nicht direkt im Ohr habt. Später haben wir übrigens rausgefunden, dass der Song nicht sonderlich viel mit der Copacabana in Rio zu tun hat, sondern mit dem gleichnamigen New Yorker Nachtclub. Erzählt wird also nicht vom bunten Strandleben, sondern von dem Showgirl Lola und ihrem Liebhaber Tony, der von Rico erschossen wird. Joa, dann nicht, ne – haha. Wir ließen uns jedoch nicht von unserer Mission abhalten: einen Caipirinha an der Copacabana trinken! Und so liefen wir den mit 4 Kilometern längsten Strandabschnitt Rios entlang und kamen an einigen unseriösen, vorgemischten Cocktail-Angeboten vorbei. Allein die Vorstellung schmeckte gruselig und so entschieden wir uns dann lieber für einen frisch vor unseren Augen zubereiteten Caipi, der dann preislich in der Mittelklasse lag. Als wir uns dann so zuprosteten und tatsächlich an dem weltbekannten Strand einen Cocktail tranken, hatten wir einen kleinen magischen Moment.


Wenn wir nun aber mal die rosarote Brille abnehmen, und uns Ipanema und Copacabana genauer ansehen, müssen wir festhalten: die beiden Küstenabschnitte haben einen Charme, der etwas in den 70er Jahren steckengeblieben zu sein schien. Viele der Gebäude - einst modern und stilvoll - wirkten inzwischen ein wenig in die Jahre gekommen. Es war, als hätte man die Stadt in einem nostalgischen Moment eingefroren und vergessen, sie wieder aufzutauen und weiterzuentwickeln. Der Glanz der Vergangenheit war noch spürbar, aber die Realität war: viele Gebäude sowie Hotels wirkten veraltet und die Nebenstraßen waren teilweise ungepflegt bis eklig. Und auch das quirlige Gewusel unter den nicht zueinander passenden Schirmen sowie die zahlreichen Strandbuden mit ihren mehr oder weniger aufdringlichen Verkaufsmenschen muss man mögen… oder halt auch eben nicht. 

Hardcore-Touris: Free Walking Tour, Museum & Botanischer Garten 


Um Da Rio jedoch nicht nur aus Strand besteht, haben wir uns - wie sollte es anders sein - einer Free Walking Tour durch das historische Zentrum angeschlossen. Die Stadtführung zählte jedoch leider nicht zu den besten, die wir je gemacht haben und daher sind wir nicht sonderlich viel schlauer als vorher. Aus diesem Grund beglücken wir euch einfach mit ein paar Fotos und belassen es dabei.


Außerdem hatten wir gelesen, dass der Jardim Botânico – also der botanische Garten - von der UNESCO zum Biosphärenreservat erklärt wurde und einen ABSOLUTEN Besuch wert ist. Joa, was sollen wir sagen? Es war ein hübscher Park, aber jetzt auch kein Weltwunder. Die „größten Seerosen des Amazonas“ hatten bei unserem Besuch vielleicht einen Durchmesser von popeligen 30 Zentimetern, in dem Haus mit fleischfressenden Pflanzen waren nur ein paar halb-vertrocknete Exemplare zu sehen und die „imposanten Orchideenhäuser“ sowie der „wunderschönen Rosengarten“ waren kahl. Wir vermuten jetzt einfach mal, dass wir zu der falschen Jahreszeit da waren und der Ort bestimmt sonst gaaaanz wunderbar ist. Trotzdem fanden wir die riesigen Palmen auf der Hauptallee, die mehr als 200 Jahre alt sind, cool und auch die verspielten Äffchen haben uns und den anderen Besuchenden ein Lächeln auf die Lippen gezaubert.


Am darauffolgenden Tag sollten es schnuckelige 36 Grad werden, sodass wir uns in einem ganz besonderen, klimatisierten Gebäude versteckten: Im Museu do Amanhã – also dem Museum von Morgen. Es handelt sich um ein Wissenschaftsmuseum, das sich an Rios Wasserfront befindet und bereits von außen ein beeindruckendes, futuristisches Erscheinungsbild hat. Es befasst sich mit den großen Fragen der Menschheit: Woher kommen wir, wohin gehen wir und wie sieht die Zukunft unseres Planeten aus? Und so schlenderten wir durch die interaktive Ausstellungen, die Themen wie Klimawandel, Nachhaltigkeit, Technologien und die Herausforderungen der Zukunft aufgreifen. Und so philosophierten auch wir über die Auswirkungen unseres Handelns und mögliche Lösungen für eine bessere Zukunft. 

Süß, süßer, Zuckerhut


Für eine authentische Feuerzangenbowle braucht man Rum, Rotwein, Nelken, Sternanis, Orangen, Zitronen und… natürlich einen Zuckerhut! Da Pierre zu Weihnachten traditionell für dieses liebliche Heißgetränk zuständig ist, kennt er das Rezept selbstverständlich auswendig. Dass es sich beim Zuckerhut - portugiesisch Pão de Açúcar („Zuckerbrot“) - ebenfalls um einen 395 Meter hohen Berg in Rio handelt, brachte ihn zum Lachen. Und da es sich dabei auch noch um eines der Wahrzeichen der Stadt handelt, haben wir ihn natürlich besucht. Verabredet hatten wir uns dazu mit der lustigen Zen aus London, die wir bei der Free Walking Tour kennenlernten, und so stellten wir uns irgendwann nachmittags in die unverschämt lange Schlange. Auf den Zuckerhut führt nämlich eine Seilbahn und obwohl wir bereits online Tickets gekauft hatten, mussten wir bestimmt 40 Minuten anstehen. Irgendwann fanden wir uns dann aber in der mit Menschen vollgequetschten Gondel wieder, deren Seiten voll verglast sind und düsten nach oben. Warum wir am späten Nachmittag hochgefahren sind? Weil wir clever sind! So konnten wir nämlich von oben den Sonnenuntergang genießen, und die Stadt dabei beobachten, wie sie sich mit zunehmender Dunkelheit langsam in ein funkelndes und glitzerndes Lichtermeer verwandelt. Außerdem hat an diesem Tag ein DJ für musikalische Untermalung gesorgt und so genossen wir fröhlich wippend den sensationellen Ausblick. Ach, dass der Zuckerhut nicht wirklich aus Zucker besteht, wird euch nun vermutlich nicht überraschen oder? Wie oft wir für diese Feststellung am Berg geleckt haben, bleibt eurer Phantasie überlassen.

Pub Crawl in Lapa - von der Skybar zum Samba-Kater


Bei unseren Recherchen bezüglich des Nachtlebens stießen wir recht schnell auf das Ausgehviertel Lapa. Passenderweise bekamen wir auf unserer Free-Walking-Tour ein paar Rabattgutscheine für einen Pub Crawl und somit stand der Plan für unseren Samstagabend fest. Unsere Grundlage bestand aus einem Teller Pasta und einer Flasche Wein – schließlich mussten wir uns Mut antrinken, wir sind ja bekanntlich nicht so gesellig. Der offizielle Abend begann in einer schicken Skybar, in der wir dann bereits die ersten coolen Leute unserer Gruppe kennenlernten. Nach einer knappen Stunde, zwei Corona und einem Cachaça-Shot ging es dann mit der ganzen Truppe runter ins Herz von Lapa, wo die Samba-Bars schon aus allen Ecken die rhythmischen Klänge auf die Straße schallen ließen. In der ersten Bar spielte die gut gelaunte Boyband ihre Musik so laut, dass Unterhaltungen kaum möglich waren. Naja, und was macht man in einem solchen Fall? Korrekt, Caipirinhas bestellen. In der zweiten Bar wurde dann wild Samba getanzt – jedenfalls von den Einheimischen. Wir erfreuten uns lediglich an dem Anblick und erfrischten uns zwischendurch (natürlich) mit weiteren Cocktails. Zum krönenden Abschluss ging's in einen Club, wo die Nacht erst richtig Fahrt aufnahm. Die Musik wechselte von Samba zu Electro-Beats, und die Tanzfläche bebte. Es war heiß, es war voll, und die Cocktails hatten endgültig die Kontrolle übernommen. Am Ende des Abends war klar: Lapa weiß, wie man feiert und wir waren mittendrin. Der einzige Nachteil? Der Kater am nächsten Tag – der hat wirklich sehr laut miaut. Komisch, dass unser Sonntag ausschließlich im Bett und auf der Couch stattfand und mit der obligatorischen Lüge gekrönt wurde, dass wir nie wieder Alkohol trinken werden.

Eine Umarmung von Jesus Christus – oder so.


Nachdem unsere Lebensgeister dann nach einem Tag Pause wiedergekehrt waren, waren wir bereit für ein wahres Wunder. Und das ist dieses Mal nicht etwa metaphorisch gemeint – nein! Wir haben eines der modernen Sieben Weltwunder besucht! Ihr wisst vermutlich schon, von wem die Rede ist: Cristo Redentor, die Jesus-Statue auf dem Corcovado-Berg. Von nahezu überall in der Stadt sichtbar, thront Christus der Erlöser, so sein übersetzter Name, seit mehr als 90 Jahren über der Metropole am Zuckerhut und begrüßte uns bereits an unserem ersten Abend – zumindest von unten. Für uns stand also fest, dass wir dem Kumpel einen Besuch abstatten würden, der übrigens seit 2007 zu den Weltwundern gehört. Und so hatten wir uns für unseren vorletzten Tag Tickets für die Zahnradbahn gekauft, die uns auf den Hügel hinauf bringen sollten.


Und obwohl der 710 Meter hohe Berg in eine dichte Nebelwand gehüllt war, hatten wir oben angekommen Glück: wie ein lieber Opa stand er da mit seinen ausgestreckten Armen, als hätte er uns schon die ganze Zeit erwartet. Während wir uns die Tage zuvor fragten, ob die Statue wirklich so imposant ist, müssen wir sagen: ja, ist sie! Mit ihren 30 Metern (ohne Sockel – mit Sockel sind's sogar 38 Meter) und schlanken 635 Tonnen ist sie schon ein ganz schöner Brummer. Und was denkt ihr, hat man so ein Weltwunder für sich allein? Hmh, fast. Bevor wir uns also ins Gedränge stürzten, tranken wir noch einen überteuerten, nicht sonderlich leckeren Kaffee und beobachteten die lustigen Tiere, die sich von den (dümmlichen) Menschen trotz Verbots füttern ließen.


Als sich dann die Wolken ein wenig verzogen hatten, näherten wir uns dem Erlöser. Und puh - die Aussichtsplattform unterhalb der Statue platzte fast aus allen Nähen: hunderte Menschen drängeln sich mit ihren schweren Spiegelreflexkameras durch die Massen, werfen sich auf den Boden, um die beste Perspektive zu ergattern und kämpfen um jeden Zentimeter, den sie bekommen können. Jeder Schluffi möchte seine Arme wie das Vorbild strecken - dass man dabei anderen Menschen mit der flachen Außenseite der Hand ins Gesicht schlägt, wird billigend in Kauf genommen. Nebeneinander aufgereiht liegen die Hobbyfotografen also auf dem Rücken, um ein Foto ihrer Freundin, ihres Sohnes oder sonst wem in dieser Geste, mit Christo im Hintergrund, zu schießen. Wir haben nach ein paar (schlechten) Versuchen aufgegeben und sind dann wieder von den Menschenmassen geflüchtet. Aber hey: nach Angkor Wat in Kambodscha haben wir nun also unser 2. Weltwunder dieser Reise gesehen – cool, hm? 

Ein paar Stufen und ein Ball


Was haben der Rapper Snoop Dogg und die Band U2 gemeinsam? Richtig, beide Künstler haben Musikvideos auf der Escadaria do Selarón aufgenommen. Esca-was? Es handelt sich dabei um eine Treppe, die vom chilenischen Künstler Jorge Selarón entworfen wurde. Klingt noch immer nicht so sonderlich spannend oder? Stimmt, aber jetzt kommt die Wende: Die Stufen sind mit bunten Kacheln aus aller Welt besetzt. Als er 1990 mit seinem Projekt begann, wurde er von seinen Nachbar:innen noch belächelt. Er sagte, die Treppe sei seine Hommage an das brasilianische Volk und dass dieser verrückte Traum erst am Tage seines Todes enden würde. Tatsächlich wurde der Künstler im Januar 2013 tot auf den verzierten Stufen gefunden – die genauen Todesumstände sind jedoch unbekannt. Aber keine Sorge, wir haben uns nicht weiter mit dem Todesfall beschäftigt, sondern haben einfach nur ein paar Fotos in dem bunten Sammelsurium gemacht. Dazu sind wir - im Gegensatz zu den anderen Tagen – mal wieder recht früh aufgestanden, denn nach 9 Uhr ist der Ort bereits brechend voll. Ach, und auch nachts ist die Treppe ein beliebter Treffpunkt der Schlaflosen. Okay, die Formulierung war etwas zu romantisch. Das Kunstwerk ist nach Sonnenuntergang nämlich fest in der Hand von Drogendealern. Vielleicht ist das auch der Grund, weshalb Snoop Dogg der Treppe einen Besuch abgestattet hat? Naja, das ist jetzt nur eine ganz wilde, nicht zitierfähige Vermutung.


Anschließend hatten wir eine Führung durch das Estádio do Maracanã, denn wir wollten an den Ort, an dem Deutschland 2014 mit einem 1:0 gegen Argentinien Fußballweltmeister wurde. Das Stadion war 1950 bei seiner Fertigstellung mit 200.000 (!) Sitz- und Stehplätzen das größte Fußballstadion der Welt. Für die Weltmeisterschaft wurde das Stadion komplett renoviert, sodass es heute nur noch knapp 75.000 Menschen fasst. Die Führung bestand in einer kurzen Einleitung und dann wurden alle Besucher ihrem eigenen Schicksal überlassen. Während uns die alten Trikots aus vergangenen Jahrzehnten nicht so sehr abholten, war es schon ganz cool, auf „DEM“ Rasen zu stehen und in die blau-gelben Ränge hochzuschauen.  Die Brasilianer haben im Endspiel übrigens für die Deutschen gejubelt, denn die Argentinier hassen sie wie die Pest.


Nach unserem Besuch liefen wir wieder zur (übrigens super sauberen, sicheren und günstigen) U-Bahn und blickten dabei auf eine Favela. Das Wort kommt ursprünglich von einer brasilianischen Kletterpflanze, denn ähnlich wie die Pflanze klettern auch die Armenviertel Rios an den Bergen hoch. Nach dem Ende der Sklaverei 1888 entstand Rios erste Favela Morro da Providência. Heute gibt es etwa 950 Favelas in Rio und etwa 20% der Menschen leben dort. Manche Gebiete gelten dabei als gefährlich, andere als besuchbar - einige der Favelas sind heute regelrecht zu touristischen Attraktionen geworden, wie die Favela Santa Marta. Sie „lockt“ mit ihren bunten Häusern und einer Michael Jackson Statue, dessen Musikvideo für „They don’t care about us“ in der Favela gedreht wurde. Da wir uns auch hier wieder gegen einen solchen Ausflug entschieden haben, existieren davon leider keine Fotos – jedenfalls nicht von uns – haha. 

Unser Fazit - zwischen Euphorie und Realität


Es bestätigte sich Vieles von dem, was wir gehört hatten: die Menschen sind herzlich und offen, der Blick vom Corcovado aus war schlichtweg spektakulär und das Meer sowie die Berge machen die Stadt zu einem landschaftlichen Juwel. Aber dann, als die ersten Staubschichten der Vorfreude abfielen, fiel uns auf, dass Rio auch eine andere Seite hat – eine, über die weniger gesprochen wird. Neben den glitzernden Fassaden der Hotels und schicken Restaurants gab es immer wieder Ecken, die vom rauen Alltag geprägt waren. Die Favela-Kultur zeigte sich an vielen Stellen unverblümt und erinnerte uns daran, dass Rio nicht nur eine Stadt der Träume, sondern auch der realen Herausforderungen ist. Und so trafen die hochgesteckten Erwartungen auf eine Realität, die nicht nur durch Sonnenschein und Sambaklänge bestimmt wird. Vielleicht waren es die Erzählungen anderer, die uns glauben ließen, Rio sei eine Stadt, die all unsere Träume auf einmal erfüllen würde. Vielleicht lag es auch daran, dass wir auf etwas Perfektes gehofft hatten – etwas, das so gar nicht existiert. Am Ende bleibt Rio für uns ein Ort voller Widersprüche. Eine Stadt, die gleichermaßen begeistert und irritiert, die in ihrer Nostalgie schwelgt und gleichzeitig auf ein moderneres Bild wartet. Würden wir die Stadt empfehlen: absolut, denn die Schönheit Rios liegt nicht nur in dem, was man auf den Postkarten sieht, sondern auch in seinen Ecken und Kanten, die es erst zu dem machen, was es ist: eine Stadt voller Leben, Geschichte und Gegensätze. 🍸


Next stop: 🦙🏔️🌿🥑🍫👣🛕


Und damit verabschieden wir uns nach knapp 3 Wochen leider schon wieder von Brasilien. Wir finden: ein unverhofft großartiger Zwischenstopp, der eigentlich nur durch einen günstigen Flug zustande kam. Wir sind total dankbar, dass wir das Land - zumindest ein bisschen - kennenlernen durften und können nicht ausschließen, dass wir irgendwann mal wieder herkommen, um noch die anderen Teile des Landes zu bereisen. Jetzt machen wir uns aber erst einmal auf den Weg in ein lang geplantes Reiseziel: Peru! Wie viele Lamas und Alpakas wir dort klauen werden und ob wir den Geheimnissen der Inka auf die Spur kommen? All das erwartet euch dann in den nächsten Einträgen und damit verabschieden wir uns gut gelaunt für diese Woche von euch. Saaamba... de Janeiro... dö dööö dö döö...

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