Hallo ihr Lieben,
heute ist Montag, der 13.05.2024, und wir melden uns mit unserem letzten Liebesbrief an euch aus Japan. Da wir wegen des Formel-1-Rennens anfänglich nicht so viel Zeit für die größte Stadt der Welt hatten, verbrachten wir die vergangenen Tage erneut in Tokio. Hier leben zurzeit übrigens unglaubliche 37,2 Millionen Menschen - kaum zu fassen oder? Aber lasst uns, wie im letzten Eintrag versprochen, mit unserer skurrilen Mietwagen-Abgabe-Geschichte starten: Nach unserer Mount Fuji Tour mussten wir unseren Mietwagen ja wieder in Nagoya abgeben - so weit so gut. Pünktlich wie ein Schweizer Uhrwerk kamen wir also mit unserem vollgetankten Düsenjet bei der Autovermietung an. Dass wir jedoch nur an einer ganz bestimmten Tankstelle tanken und den Kassenzettel abgeben müssen, hat man uns nie gesagt. Trotz der Tatsache, dass die Füllstand-Anzeige auf 100% stand, bestand die Dame also darauf, dass wir nochmal tanken. So fuhren wir etwas genervt zu der besagten Tankstelle und tankten für umgerechnet 93 Cent (!) nochmal "voll". Den schnuckeligen Kassenzettel wollte die Dame dann auch nur sehen und nicht behalten, was die ganze Aktion so sinnlos wie nur möglich gemacht hat. Vermutlich haben wir genau die 93 Cent durch unsere Sonderfahrt auch wieder verbraucht, aber Vorschrift ist Vorschrift (!). Kurze Zeit später konnten wir aber schon wieder darüber lachen und so fuhren wir dann ein letztes Mal mit dem Shinkansen in die Hauptstadt.
Untergekommen sind wir in einer für japanische Verhältnisse großen Wohnung im Viertel Ikebukuro, welches für seine coolen Manga- und Animeläden bekannt ist. Die dazugehörige Bahnstation hätte dafür kaum komplizierter sein können: Sie war aufgeteilt in die Bereiche Nord, Ost, Süd und West, die jeweils wieder in alle Himmelsrichtungen aufgeteilt waren - es gab also z.B. einen Süd-Ausgang im Nord-Bereich. Zusätzlich gab es mindestens 4 Bahnbetreiber, die jeweils nur für ihre Bahnen Tickets verkauften. Wir haben uns also mehr als nur einmal verirrt und teilweise 3 Anläufe gebraucht, um den richtigen Automaten für unser jeweiliges Vorhaben zu finden.
Einmal Alles bitte - Kirschblüte & Goldene Woche
Nachdem wir bereits die Kirschblütenzeit in Japan erlebten, wurden wir zudem Teil der Goldenen Woche. Dabei handelt es sich um eine Reihe von nationalen Feiertagen, die Ende April und Anfang Mai stattfinden. Woher die Goldene Woche ihren Namen hat? Nicht etwa von einer zauberhaften Sage, sondern vom Kapitalismus: Der Begriff hat seinen Ursprung nämlich in der Umsatzsteigerung, die während dieser Zeit beobachtet wurde. Während der Feiertage besuchen die Japaner:innen nämlich häufiger Kinos, Geschäfte und Vergnügungsparks, was zu rekordverdächtigen Besucherzahlen führt. Wir dachten zwar, dass es "so schlimm gar nicht sein kann", aber da lagen wir einfach voll falsch. Dämlicherweise statteten wir also dem Geschäft "Animate", das auf 9 Etagen allerlei Anime- oder Manga-Sachen anbietet, einen Besuch am letzten Tag der Goldenen Woche ab. Als wir von den Menschenhorden jedoch durch die Gänge gedrückt wurden, verließen wir das Geschäft fluchtartig wieder. 3 Tage später war der dann Laden fast menschenleer und wir konnten unseren Bummel fortführen.
Tschüss, bis später, Schatz!
Die ersten Tage haben wir uns für unsere Aktivitäten ein wenig aufgeteilt: Während Pierre sich in einer Privatwohnung (ja, etwas skurril) sein mittlerweile viertes Tattoo stechen ließ, machte Patty einen Spaziergang in einen der fünf ältesten öffentlichen Parks Japans: Den Ueno.
Am nächsten Nachmittag machte sich Pierre dann auf den 2-stündigen Weg nach Yokohama, um zu einem Autotreffen zu gehen. Das war zwar "ganz cool", aber leider fuhren dort für seinen Geschmack zu viele "normale" Autos rum und nicht sonderlich viele umgebaute japanische Superkarren. Währenddessen besuchte Patty eine englischsprachige Comedy-Show im Stadtteil Shibuya, die sich als super lustig erwies. Und auch die anderen Besuchenden waren glücklicherweise total aufgeschlossen, sodass sie auch schnell wen zum quatschen und Bier trinken gefunden hat.
Das Leben ist zu kurz für schlechtes Essen
Da wir uns ja vorgenommen haben, überall Kochkurse zu machen, buchten wir einen Sushi-Kurs bei der bezaubernden Kazuko, die lange Jahre als Sushi-Köchin gearbeitet hat. Nachdem wir in ihrer kleinen Wohnung ankamen, würzten wir zunächst den Reis mit Essig, Zucker und Salz und verteilten dann die abgekühlte Masse auf unseren Nori-Blättern (Seetang). Kunstvoll (oder so) haben wir dann noch Gurke, Avocado, Lachs, Pilze und selbstgemachtes japanisches Omelette (mit viiiel Zucker) dazugegeben und alles dann mithilfe einer Bambusmatte in die bekannte Rollenform gepresst. Kazuko erzählte unterdessen von ihren Erfahrungen als Köchin in den USA, schenkte uns Sake ein und schien recht überrascht, dass unsere Rollen direkt recht hübsch aussahen. Auch beim Schneiden stellten wir uns wunderbar an, sodass wir dann recht zügig unsere leckeren Röllchen in Sojasauce und Wasabi tunken und essen konnten. Wer übrigens Sushi-Meister:in werden will, muss eine lange und anspruchsvolle Ausbildung absolvieren. Diese beginnt mit dem Schärfen von Messern und dem Waschen und Sortieren von Reis. Danach wird der Lehrling mit der Bedienung von Gästen vertraut gemacht und bekommt sogar seinen eigenen Arbeitsplatz, welcher aber so weit wie nur möglich vom aktuellen Meister weg ist. Mit der Zeit darf der Lehrling dann weiter zum Meister aufrutschen. Nach zehn Jahren (!) absolviert man dann das entsprechende Staatsexamen. Wir halten daher fest: Das wird vermutlich nicht unser zweites berufliches Standbein.
Museum mal anders - teamLab planets
Wie ihr bereits wisst, sind klassische Museen für uns eher eine Zwangsmaßnahme bei Regen, aber in das "Digital Art Museum" sind wir wirklich gern gegangen. Hier stellt die interdisziplinäre Künstlervereinigung namens teamLab, die aus über einhundert Künstlern, Programmiererinnen, Ingenieuren, 3D-Animatoren, Mathematikerinnen und Architekten besteht, ihre dreidimensionalen, digitalen Kunstwerke aus. Besuchende erwartet eine immersive Umgebung voller Lichter, Farben und Gerüche. Wir wollen nicht allzu viel verraten, da das Unwissen Teil des Erlebnisses ist, aber ein paar Fotos kriegt ihr trotzdem. Wir verbrachten sicherlich 3 Stunden in der interaktiven Ausstellung und wandelten beeindruckt durch die verschiedenen Räume.
Wingardium Leviosaaaa!
Ihr merkt schon, dass unsere Lust auf Sehenswürdigkeiten in Form von Tempeln und Schreinen nicht mehr allzu ausgeprägt war und das sollte sich auch an unserem letzten Tag nicht ändern. Nachdem wir die Harry Potter Welt in den Universal Studios bereits hervorragend fanden, ließen wir es uns nicht nehmen und so buchten wir uns spontan noch ein Ticket für die Harry Potter Studio Tour. Dabei handelt es sich um eine Ausstellung, die einen Blick hinter die Kulissen der Filmreihen Harry Potter und Phantastische Tierwesen wirft. So wanderten wir durch coole Filmsets wie die große Hogwartshalle, die Winkelgasse, eine Quidditch-Arena, das Londoner Zaubereiministerium, den Verbotenen Wald und einige Klassenräume. Außerdem tranken wir ein (leider) alkoholfreies Butterbier in der größten Butterbier-Bar der Welt. Das Zeug war knallesüß und schmeckte als hätte man Fanta mit Karamellsahne gemischt - echt magisch.
Ausreise mit Hindernissen: "Wieso fährt man hier Taxi?"
Diese Frage stellten wir uns in ganz Japan, nachdem wir wegen der hohen Preise fast vom Stuhl gekippt sind. Und wir haben die Antwort an unserem letzten Tag endlich erfahren: WIR! Wie es dazu kam? Naja, wir mussten relativ früh zum Flughafen, sodass wir bereits um 4 Uhr unsere liebgewonnene Wohnung verlassen mussten. Glücklicherweise fahren um die Uhrzeit bereits die Bahnen, sodass wir uns mit genügend Pufferzeit zu unserem "Lieblingsbahnhof" begaben. Zum Glück kannten wir bereits den Bahnsteig, von dem wir abfahren sollten, sodass wir zuversichtlich waren, dass alles locker flockig funktionieren würde. Am Bahnhof angekommen, mussten wir jedoch erschrocken feststellen, dass der Eingang gesperrt ist und erst um 7 Uhr öffnet. Wir drehten also eine Extrarunde und suchten nach einem geöffneten Eingang, aber ihr ahnt es schon: Da war einfach keiner. Da standen wir also in der Dunkelheit und suchten nach einer Lösung. Die komplette Fahrt zum Flughafen hätte schlappe 300€ gekostet, was nicht in Frage kam. Pierre zauberte also die geniale Idee aus dem Hut, dass wir uns nach Zentral-Tokio fahren lassen und von dort aus mit dem Flughafen-Bus fahren. Glücklicherweise fanden wir einen englischsprachigen Taxifahrer, der uns kurzerhand aufgabelte und losfuhr. Dieser hatte jedoch Zweifel an unserem Plan, da man im Vorfeld Tickets für den Bus kaufen muss. Patty googelte also parallel, ob es noch freie Plätze gab und nachdem die Antwort "nö" lautete, ließen wir uns kurzentschlossen zu einem anderen Bahnhof fahren, von wo aus wir einen Zug nehmen konnten. Glücklicherweise standen wir dort dann vor offenen Toren, bedankten uns bei unserem flexiblen und freundlichen Fahrer, drückten ihm die zu bezahlenden 30 € in die Hand und hüpften in den Zug zum Flughafen. Dort klappte zum Glück alles mehr als reibungslos, da wir mit der ersten Maschine des Tages flogen und alle Mitarbeitenden noch motiviert waren. Nachdem wir also einen holprigen Start in den Tag hatten, lief es dann aber bestens und wir kamen nach knapp 8 Stunden in Singapur an.
Über unser wunderbares langes Wochenende mit Jonas und Monika berichten wir euch in den kommenden Tagen, da wir heute einfach müde sind.
Wir wünschen euch bis dahin alles Liebe und senden euch sonnige Grüße.