Kambodscha
Hallo ihr Lieben,
wir schreiben den 17.01.24 und das Wichtigste zuerst: Wir sind gut angekommen und es geht uns nach knapp 3 Wochen Reisezeit blendend 😊 Die letzten Wochen war es hier auf dem Blog noch ruhig, da wir mit Freunden durch Kambodscha gereist sind, aber nun planen wir ein wöchentliches Update immer sonntags – freut euch also und schaut vorbei!
Aktuell befinden wir uns in einer Elefantenauffangstation, in der wir einen einwöchigen Freiwilligendienst leisten – mehr dazu beim nächsten Eintrag 🐘
Aber lasst uns doch gemeinsam rückwärts in die Glaskugel schauen und einen Blick auf die vergangenen Wochen werfen. Beginnen wollen wir mit der Antwort auf die folgenden Fragen:
Wieso startet man eine Weltreise in Kambodscha…
…und wo liegt das überhaupt? Ehrlicherweise mussten wir genau das auch erstmal recherchieren als Jonas, einer der besten Freunde von Patty, vor einigen Monaten mitteilte, dass er aus beruflichen Gründen für 2 Jahre nach Kambodscha zieht. Einige Google-Anfragen später wussten wir, dass es sich um ein südostasiatisches Land mit rund 17 Millionen Einwohnern handelt, welches zwischen den wohl geläufigeren Ländern Thailand, Laos und Vietnam liegt. Einige von euch kennen Kambodscha eventuell wegen Angkor Wat (größte religiöse Tempelanlage der Welt) und/oder den Roten Khmer (eine kommunistisch-nationalistische Guerillabewegung, die unter der Führung von Pol Pot von 1975 bis 1979 einen brutalen Genozid durchführte).
Für uns klang das nach einer spannenden Mischung aus Kultur, Historie und Sonnenschein, sodass wir entschlossen, Jonas zu besuchen. Und wer durfte nicht fehlen, wenn ein Asienabenteuer ansteht? Marie, die beste Freundin von Patty! Nachdem wir 2018 bereits mehr oder weniger erfolgreich gemeinsam China bereist hatten, planten wir also die ersten 2 1/2 Wochen unserer Weltreise als gemeinsame Rundreise. Neben uns, Marie und Jonas komplettierte Monika, Jonas‘ Freundin, unsere illustre Reisegruppe. Wie der Name Monika bereits vermuten lässt, ist sie gebürtige Kambodschanerin, was die vergangenen Wochen noch ein bisschen authentischer und cooler gemacht hat.
Unsere Reiseroute durch Kambodscha

Phnom Penh
Unsere ursprüngliche Vorstellung von der Hauptstadt Kambodschas ist relativ schnell zusammengefasst: Buddhistische Tempel, verrückter Verkehr ohne Regeln, ein Haufen Tuktuks und Motorroller, wenig befestigte Gehwege, traditionelle Straßenmärkte ohne Kühlungskette, Armut, herzliche Menschen und Straßenhunde. Und was sollen wir euch sagen? Alles stimmte! Viel spannender ist jedoch das, womit wir nicht gerechnet, aber was wir trotzdem vorgefunden haben: Eine teils sehr moderne Stadt mit vielen westlichen, süßen Restaurants und Geschäften, eine Menge Cafés mit hochprofessionellen Siebträger-Espressomaschinen für sensationelle Iced Cappuccini, bunte Drag Shows, Gay Clubs, Badmintonhallen (wie cool ist es bitte, nach einer Stunde Badminton eine frische Kokosnuss zu trinken?), viele englischsprechende Menschen, bunt beleuchtete Straßen in der Nacht, Infinity Pools auf Wohnhäuserdächern und Open Mic Sessions. Außerdem sind beim Öffnen von Bierdosen in der Innenseite der Laschen Sofortgewinne zu finden wie z.B. ein neues Bier, bis zu 20 Dollar oder sogar Motorroller/Autos, die man beim nächstgelegenen Supermarkt eintauschen kann. Pierre ist bislang Meister der Sofortgewinne - beim gefühlt jedem 3. Bier sieht man ihn schmunzelnd seinen Gewinn einstecken.
Besonders bewegend empfanden wir übrigens den Besuch des S21-Gefängnisses, auch als Tuol Sleng bekannt. Dieser bot einen Einblick in die tragische Vergangenheit des Landes während der Schreckensherrschaft der Roten Khmer. Das heutige Genozidmuseum war einst eine Schule bis es in den 1970er Jahren als Folterzentrum diente, in dem Menschen aufgrund oft unbegründeter politischer Verdächtigungen inhaftiert, gefoltert und letztendlich getötet wurden. Der sehr gute Audio-Guide führte uns durch den Ort des Schreckens und rief sowohl Erinnerungen an KZ-Besuche als auch Tränen der Empörung hervor. Im weiteren Verlauf der Reise haben wir dann auch noch ein Killing Field (Ort, an dem Massenhinrichtungen stattfanden) und eine Killing Cave (Höhle, die ebenfalls für Massenexekutionen und Bestattungen genutzt wurde) besucht. Wir fragen uns: Wieso können und müssen Menschen so grausam sein?
Zurück zu den schönen Dingen: Wir haben den Start in das neue Jahr in Jonas‘ Apartment und auf der Dachterrasse im 42. Stock seines Wohnhauses mit weiteren Freunden verbracht. Die Location bot wohl den bislang tollsten Ausblick auf ein Feuerwerk, den wir bisher hatten. Nachdem es Marie und Patty dann noch bis 5 Uhr morgens in einen Club verschlagen hat, war das Aufstehen für den kommenden Reisetag überhaupt kein Problem.
Chi Pat
Unser nächstes Ziel war Chi Pat - eine abgelegene, weitgehend unberührte Region, die durch ihre Natur, authentische Dorfgemeinschaften und nachhaltigen Ökotourismus geprägt ist. Hier hatten wir eine zweitägige Dschungelwanderung inkl. Übernachtung in einer Hängematte gebucht. Es ging uns also blendend nach der durchzechten Silvesternacht mit wenig Schlaf. Vor allem die unbefestigten Straßen waren für einige Mitreisende überhaupt kein Thema, sodass wir ganz ohne nennenswerte Übelkeit plus entsprechenden Pausen ankamen. Bevor es am nächsten Tag mit der Wanderung losging, haben wir in sehr einfachen Zimmern bei einer kambodschanischen Familie geschlafen. Die Dusche und die Toilette waren ein Raum, sodass man beim Duschen ebenfalls die Toilette mit bewässerte - ein Traum für alle Luxus-Liebenden.
Für unseren Dschungel-Marsch bekamen wir jeder einen trendigen Armee-Rucksack mit 3 Litern Wasser, einer Hängematte und einer Decke ausgehändigt. Und so gingen wir früh morgens noch vor Sonnenaufgang mit Guide und Koch los. Nach einer 2-stündigen Bootsfahrt waren wir dann im Dschungel angekommen und stapften ungefähr 15 km bis zu unserem Nachtcamp, in dem wir unsere Hängematten aufhingen. Nach einer Erfrischung im Fluss mit Roten Saugbarben (aka. Pediküre-Fischen aka. Fischen, die
Hautschuppen fressen), haben wir noch bei Kerzenschein gegessen und sind dann alle recht früh eingeschlafen. Alle bis auf Patty. Während die anderen fröhlich in den Dschungel schnarchten, lag sie noch ewig wach und konnte nicht einschlafen. Die Mischung aus Jetlag. Schweißgeruch der Wanderung und unbequemer Liegeposition waren wohl einfach nichts für die zarte Seele. Als der Koch dann irgendwann ein Feuer anzündete, dachte sie, die Nacht sei endlich vorbei. Leider war das aber nur sein Versuch, sich aufzuwärmen und so lagen noch weitere 3 Stunden vor ihr bis der Morgen anbrach. Nach einem typisch kambodschanischen Frühstück (gebratene Nudeln mit Gemüse und Ei) ging es dann weiter durch den Dschungel und später über Felder in der prallen Sonne, bis wir nach weiteren 17 km wieder "unser Dorf" erreichten und ausführlich in unseren Klo-Duschen duschten. Nach diesem Abenteuer hatten wir uns etwas Entspannung verdient.
Ko Rong Samloem
Und so war unser nächster Stopp die kleine Insel namens Ko Rong Samloem, auf der wir ein Häuschen am Ende der Strandpromenade gemietet hatten. Zum ersten Mal auf unserer Reise haben wir uns an einem schönen Strand wiedergefunden und sind direkt in das azurblaue Wasser vor unserer Haustür gehüpft. Unsere Tage hier haben wir entspannt mit Yoga, Schnorcheln, Spazierengehen, Stand-Up Paddling und Kartenspielen verbracht.
Es ist verrückt, wie westlich die Insel war – die meisten Restaurants und Shops wurden durch europäische Freiwillige geführt, was dann irgendwie nur noch wenig mit Kambodscha zu tun hatte. Beim einem Spaziergang entlang der Küstenlinie waren zudem deutlich die Auswirkungen von Covid-19 spürbar: Ein verlassenes, ehemaliges Touristen-Resort lag dort brach in den Schatten der Bäume und wirkte fast schon wie eine vermüllte Geisterstadt.
Beim Tauchen hat Jonas übrigens "Bubbles" kennengelernt, einen ulkig aussehenden Fisch, der die Tauchenden gern auf ihren Wasserspaziergängen begleitet. Der Rest von uns hat beim Schnorcheln unter anderem wunderschöne Labyrinth-Korallen und Seeigel mit riesigen Stacheln sehen können. Der Sonnenaufgang auf dem Wasser war dann ein wunderschöner Abschluss unseres Meerjungmenschen-Ausflugs.
Beendet haben wir unseren letzten Abend mit einem kulinarischen Geheimtipp: Wer Lust auf richtige gute Burger (mit und ohne Fleisch) hat, der sollte den Pub „Two Ducks“ meiden. Während die Atmosphäre echt cool war, war das Essen alles andere als delicious.
Entsprechend war die 8-stündige Weiterreise am kommenden Tag (Speedboat, Bus und Bus) eventuell für eine Person unter uns wegen nur so medium gut planbarer Toilettengänge eine wahre Qual. Dank Immodium akut haben wir es aber tatsächlich alle gut in den Norden Kambodschas geschafft.
Battambang
Die drittgrößte Stadt des Landes mit 300.000 Einwohnern war deutlich einfacher und ländlicher als Pnohm Penh. Hier erwartete uns ein straffes Touristen-Programm, welches wir an beiden Tagen jeweils mit einem Guide und seinem Tuktuk absolvierten. An Tag 1 sind wir zum ersten Mal Bambuszug gefahren und haben ein wahres Naturspektakel vor einer Fledermaushöhle (Batcave) sehen dürfen: Jeden Abend fliegen hier 3 Millionen Fledermäuse aus ihrer Höhle und begeben sich auf die Jagd. Unser Guide für den Tag hat uns dann gerade noch rechtzeitig bei der Zirkusschule abgesetzt, damit wir die einstündige Aufführung sehen konnten. Mit dem von uns erwarteten Spitzenzirkus hatte das Ganze zwar wenig zu tun, aber so wurden wir Teil einer eher komödiantischen Clown Aufführung mit dem ein oder anderen artistischen Auftritt.
Am zweiten Tag haben wir Antworten auf die Fragen bekommen, wie Reispapier, Reiswein, Bananenchips und Fischpaste traditionell hergestellt werden. Abends haben wir einen Kochkurs besucht, der vorrangig durch den wirklich verrückten und sich sicherlich auf Drogen befindlichen Chefkoch Toot geprägt war. Fast schon aggressiv hat er uns zu Höchstleistungen am Messer angetrieben und immer wieder energisch „chop, chop, chop!!! Small, small, small!!!“ gerufen. Seine verrückte Art hat das Essen in den Hintergrund rücken lassen, aber unser gekochtes 4 Gänge Menü haben wir uns trotzdem schmecken lassen.
Unsere nächste und letzte gemeinsame Etappe Siem Reap hätten wir mit einer 3-stündigen Busfahrt erreichen können, aber wir entschieden uns für eine Bootsfahrt, von der wir dachten, dass sie ca. 5 ½ Stunden dauern würde. In der Regenzeit vielleicht, wenn die Flüsse voll Wasser sind. Ist aktuell Regenzeit? Natürlich nicht. Waren wir 8 Stunden in einem wirklich kleinen, unbequemen Boot mit vielen anderen Touristen und Einheimischen unterwegs? Jap. Das Gute daran: Ein kleiner kambodschanischer Junge hat Patty (mit Händen und Füßen) beim Kartenspiel Wizard geholfen, sodass sie besser gespielt hat als je zuvor.
Siem Reap
Nach 8 Stunden Bootsfahrt mussten wir dann noch geschmeidige 30 Minuten mit dem Tuktuk durch die Nachmittagssonne düsen bis wir endlich in unserer Unterkunft ankamen. Da wir dort aber einen Pool vorgefunden haben, haben wir die nur medium behagliche Anreise quasi von uns abspülen können.
Siem Reap ist wohl unsere bisherige Lieblingsstadt. Man merkt dieser an, dass sie vom Tourismus der nahegelegenen Tempelanlage Ankor geprägt ist: Viele westliche Restaurants und Cafés bezaubern mit ihrem Charme - sowohl tagsüber als auch abends. Vor allem das "Wild" hat es uns angetan: Hier gibt es Frühlings- und Sommerrollen in allerlei Ausführung. Unsere Lieblinge waren die mit Nutella und Banane gefüllten Frühlingsrollen. Nachts ist die Uferpromenade des Flusses hell und bunt erleuchtet und die Mischung aus kambodschanischem und "fremden" Publikum hat uns verzaubert.
Wir waren übrigens überrascht über den extrem guten Zustand der Straßen und Gehwege der Stadt und haben gelernt, dass es sich um ein Relikt aus Covid-19 Zeiten handelt: Viele Menschen, die sonst im Tourismus gearbeitet haben und zu der Zeit keinen Job mehr gehabt hätten, wurden im Straßenbau eingesetzt. Und wer bitte hätte mit Fahrradwegen in Kambodscha gerechnet?
Natürlich haben auch wir Ankor und seine Tempelanlagen besucht - darunter Ankor Wat (größter Tempel), Ankor Thom (Tomb Raider Tempel) und den Bayon Tempel (Gesichtertempel). Dazu haben wir uns für einen Tag Fahrräder und einen Guide gebucht, der uns fröhlich den Weg von Tempel zu Tempel gezeigt und uns mit meist spannenden Infos versorgt hat, wobei wir seinen nicht enden wollenden Enthusiasmus für religiöse Wandkunst nicht alle geteilt haben. Marie und Patty hatten sich übrigens das 3-Tagesticket gekauft, um an einem weiteren Morgen noch ein wenig mehr Zeit der Fotografie zu widmen.
Ein weiteres Highlight war der Besuch der belgischen Organisation namens Apopo. Diese hat sich auf den Einsatz von Riesenratten zur Landminenräumung spezialisiert und leistet einen bedeutenden Beitrag zur Sicherung von Land und Leben in Kambodscha, da noch viele Minen aus Zeiten des Vietnamkrieges dort liegen. Zudem haben wir einen von Schweizern erbauten Wakepark besucht und haben auf Wasserski und Wakeboards unser Können unter Beweis gestellt. Die Stimmung dort war übrigens deutlich cooler und entspannter als in der Anlage, in der wir in Deutschland zum ersten Mal auf den Brettern standen. Und ein weiterer Vorteil: Ein umherfahrendes Tuktuk hat uns wieder eingesammelt, wenn wir mal geschmeidig einen Abgang ins Wasser gemacht haben. Ist natürlich kaum vorgekommen.
Dann war der Moment gekommen und wir mussten Abschied nehmen von unseren Gefährten Marie, Jonas und Monika, die sich wieder auf den Weg nach Phnom Penh machten. Wir haben den Abschiedsschmerz mit leckerem Essen, einem langen Spaziergang und einer Massage bekämpft, bevor wir uns am nächsten Tag zu unserem einwöchigen Freiwilligendienst in einer Elefantenauffangstation aufmachten. Dazu dann mehr beim nächsten Logbucheintrag.
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