Unser Freiwilligendienst im Elefanten-Reservat


Jetzt sitzen wir hier auf unserer Veranda eines kleinen Holzbungalows in dem Elefanten-Reservat namens "Elephant Sanctuary Cambodia" und hinter uns raschelt Sarai-Mia, eine 31 Jahre alte Elefantendame, an uns vorbei und spielt mit uns Verstecken (sie guckt immer abwechselnd mit einem Auge durch die Pfosten ihrer Unterkunft und freut sich prustend). Wer uns hierher gebracht hat? Ganz klar Patty. „Ich möchte was zurückgeben und was Gutes tun“ hat sie noch in Deutschland gesagt und so haben wir einen 1-wöchigen Freiwilligendienst gebucht. Pierre war zu diesem Zeitpunkt vielleicht eventuell unter Umständen ein bisschen skeptisch.


In dem 32.000 Hektar umfassenden Reservat nähe Siem Reap leben die 3 Elefanten Sarai Mia, DiPloh und Kavaan sowie Affen, Gibbons, Hunde, Katzen, Gänse, Hühner und ein gigantisch großes Schwein namens Puffy. Alle Elefanten kommen aus furchtbaren Haltungsformen und wurden vor ihrer Rettung für die illegale Rodung des Dschungels (Sarai-Mia und DiPloh) sowie als Zootier in Pakistan (Kavaan) gehalten. Nicht wenige Tiere kommen so durch Dehydrierung, Krankheiten, körperliche Überlastung oder mentale Zusammenbrüche ums Leben. Elefanten malen und tanzen nicht gern, sie stellen sich nicht auf die Hinterbeine, transportieren gerne Menschen oder lassen sich gern verkleiden. All das ist nur möglich durch Zwang und unnatürliche Trainingsmethoden und ist somit aus unserer Sicht absolute Tierquälerei. 


Aus diesem Grund tragen Einrichtungen wie diese hier einen wichtigen Teil zum Tierschutz bei. Was uns besonders gefällt: Es handelt sich um ein ethisches Camp und nicht um eine Touristenfalle. Wir füttern die Elefanten zwar, aber wir streicheln, baden oder reiten sie nicht. Hier geht es ausschließlich um das Tierwohl – kein Tier läuft in Ketten oder an Leinen oder wird zu irgendetwas gezwungen. Warum die Tiere nicht in die Wildnis ausgesetzt werden? Die Gründe sind vielseitig: Es gibt zu wenig Dschungel, Menschen würden die Elefanten einfangen und sie wieder zu Arbeitszwecken einsetzen oder sie würden sterben, da sie an Straßen angefahren oder von Farmern umgebracht werden würden, da sie eine Gefahr für deren Ernte darstellen.


Aus diesem Grund hat jeder der Elefanten eine eigene umzäunte Unterkunft für die Nacht und tagsüber werden sie von ihren Mahouts/Mahuts auf ihren Streifzügen durch den Dschungel begleitet. Ein Mahout ist eine Person, die für die Betreuung von Elefanten (Pflege, Fütterung, Spaziergänge) verantwortlich ist und oft eine enge Bindung zu seinem Elefanten aufbaut. Traditionell begleiten Mahouts die Elefanten auch bei ihren unethischen Aufgaben wie dem Holztransport, dem artistischen Training oder der Forstwirtschaft. Nicht selten werden Ketten, Peitschen und Haken für die Zähmung der freundlichen Riesen eingesetzt. Bei einem genaueren Blick sehen wir auch bei den 3 geretteten Tieren noch Narben an der Stirn und den Ohren – den sensibelsten Stellen der Tiere. Hier im Elefantenreservat kommen diese Methoden selbstverständlich nicht zum Einsatz. Die einfache, aber effektive Methode hier lautet: Futter 😊 Die freundlich mit den Ohren wedelnden Giganten sind nämlich wahre Fressmaschinen und lassen sich mehr als gern mit Bambus, Zuckerrohr und Melonen durch den Dschungel führen – und das ganz ohne Folter.


Was wir hier während unserer Freiwilligenarbeit so gemacht haben? Wir haben Gras und Bananenbäume geschnitten (Futter für die Trötis), haben Affen- und Elefantenabendessen (u.a Wassermelonen, Zuckerrohr, Jack Fruit) vorbereitet und verfüttert, Hunde- und Katzenunterkünfte repariert, die Elefantengehege gereinigt, neue Bäume gepflanzt und eine Unterrichtsstunde in einer benachbarten Grundschule gegeben. Zum Abschluss hat jede:r Freiwillige (wir waren zu dritt) mit alter Mönchkleidung einen selbst ausgewählten Baum im Dschungel segnen dürfen. Kulinarisch wurden wir morgens um 7:00 Uhr, mittags um 11:30 Uhr und abends um 18:00 Uhr mit unfassbar leckerem, abwechslungsreichen und veganen Essen versorgt. Geleitet wird das Reservat hier von Pedro, einem australischen Tierschützer, der sich dem Tierwohl verschrieben hat und uns die Woche lang begleitet hat. Ein lustiger, cooler „Mate“ mit unfassbarem Know-how und einem riesigen Herz für Tiere. Auch die dritte Freiwillige (eine echt verrückte Nudel) kommt aus Australien (Melbourne) und war eine wahre Bereicherung – wir haben uns bestens verstanden, was die ganze Erfahrung noch einzigartiger gemacht hat.


"Und, hat sich deine anfängliche Skepsis gelegt?" fragt Patty nach Abschluss der Woche. "Ja, es war okay!" war die wie immer recht ausschweifende Antwort von Pierre. "Nur okay?" Patty versuchte, all die auf sie einprassendeln emotionalen Details einzufangen. "Sehr okay!" antwortete Pierre mit einem Schmunzeln. Nun gut, ein Mann der großen Worte wird er wahrscheinlich nie, daher hier eine kleine Rückblende: Vor ein paar Abenden hat Pierre nämlich vorgeschlagen, dass wir ja auch das "Mutterprojekt" in Chiang Mai (Thailand) besuchten könnten. Das war dann seine Art mitzuteilen, dass es eine wirklich coole Zeit war und dass das nicht die letzte Begegnung gewesen sein wird. Wir können also sagen: Mission "Elefant" geglückt.


PS: Weshalb unsere Backpacks nun jeweils um rund 3 Tonnen schwerer sind und tröten, ist uns selbst ein Rätsel.Neuer Text

Spannenden Fakten über Elefanten


  • Elefanten werden hauptsächlich in asiatische und afrikanische Elefanten unterteilt. Asiatische Elefanten sind kleiner, haben kleinere Ohren, haben eine Rüsselspitze mit nur einem Greiffinger und haben vier Hinterhufe (aka. Zehen)
  • Elefanten lieben es, Affen zu ärgern, indem sie sie auf Bäume jagen und mit ihrem Rüssel nach ihnen wedeln.
  • Elefanten haben ungefähr dieselbe Lebensspanne wie Menschen. In Reservaten werden sie durch den Schutz, die medizinische Versorgung und die auf sie abgestimmte Diät älter als in freier Wildbahn.
  • Elefanten sehen nicht sonderlich gut, aber riechen und hören dafür umso besser. Wenn man sich zudem direkt vor oder hinter sie stellt, kann es passieren, dass sie einen aus Versehen umtrampeln, da ihre Augen nur ein seitliches Blickfeld haben.
  • Elefanten zeigen ihr Glück und ihre Entspannung durch einen erhobenen Rüssel und langsam flatternde Ohren.
  • Elefanten sind mehr als friedliche Wesen. Nur einem Elefantenbullen während der Musth (ungefähr einmal im Jahr vorkommende Phase der Fortpflanzung) wollen wir nicht in der freien Wildbahn begegnen. Die Herren machen währenddessen nämlich Brei aus allem, was sie aufregt. Und im Endeffekt regt sie alles und jeder auf.
  • Elefantenfladen sind riesig, faserig, lassen sich wie Schneemänner aufeinanderstapeln und sind recht geruchsneutral. 


Empfehlenswerte Filme über Elefanten


  • Elephants and Termites
  • Love & Bananas
  • Free Kavaan (Der 1985 geborene Elefantenbulle ist als "der einsamste Elefant der Welt" zu trauriger Berühmtheit gekommen. Er wurde 2020 dank der Unterstützung der Sängerin Cher, Free the Wild, Four Paws sowie vieler anderer Menschen und Organisationen aus miserablen Bedingungen aus dem Islamabad Zoo in Pakistan gerettet und nach Kambodscha gebracht.)


Mehr Informationen zu den 3 Elefanten und dem Reservat findet ihr unter asianelephantprojects.com

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