Hallo ihr Lieben,
heute ist Sonntag, der 13.10.2024, und heute wollen wir euch mit unseren Highlights aus dem Umland von Cusco beglücken. Als wir nämlich an unserem ersten Abend in der ehemaligen Inka-Hauptstadt so im Bett saßen, kam uns eine glorreiche Idee: wir sollten ja eventuell mal nach Tickets für den Machu Picchu schauen. Natürlich mit Misserfolg – haha. Wir wollten dem Internet nicht glauben, aber der Besuch dort ist so beliebt, dass die „normalen“ Tickets und auch etwaige (mehrtägige) Wanderungen tatsächlich über mehrere Monate im Voraus ausgebucht sind. Auch unsere Gastgeberin bestätigte uns auf unsere verzweifelte Nachfrage, was wir bereits ahnten: auch die Tourenanbieter haben keine Kontingente mehr. Mit einer Ausnahme: die peruanische Zuggesellschaft Inca Rail hatte noch Tickets für uns – natürlich zu einem astronomisch hohen Preis und auch erst in 10 Tagen, aaaaber… wir haben schnell zugeschlagen. Tja, und so hatten wir plötzlich deutlich mehr Zeit in und um Cusco, als wir vorab gedacht hätten. Am nächsten Morgen wackelten wir dann zur Touristeninformation und ließen uns durch die 9302 Prospekte von möglichen Touren bei der Programmplanung für die kommenden Tage ein wenig inspirieren. Der nette Kerl dort gab uns dann noch den wertvollen Tipp mit, dass wir die Aktivitäten in den niedrigen Höhenlagen zuerst machen sollen und Besuche über 4.000 Meter auf die letzten Tage schieben sollten. Und so planten wir zunächst einen Tagesausflug in das Heilige Tal, eine Quadtour zu der alten Inka-Agraranlage Moray sowie die Besichtigung von imposanten Salzterrassen von Maras. Anschließend trauten wir uns an zwei Wanderungen in höheren Lagen ran und zwar zum Humantay See sowie zum Vinicunca, einem Berg mit 5036 Metern, der mit seinen sieben verschiedenen Farben wie ein Regenbogen aussieht. Den krönenden Abschluss sollte dann unser Ausflug zum Machu Picchu bilden. Erwähnenswert dabei ist, dass alle der nachfolgenden Touren zwischen 3:30 Uhr und 5:30 Uhr morgens begonnen haben – ganz zur Freude von Pierre, der das frühe Aufstehen ja bekanntlich liebt. Klingt nach viel Programm mit tiefblauen Augenringen? War es auch - haha.
Das Heilige Tal mit merkwürdigen Mitreisenden
Nachdem wir uns also morgens aus dem Bett geschält hatten, holte uns unser sympathischer und gesprächiger Guide für diesen Tag in einem kleinen Van in der Nähe unserer Unterkunft ab. Hinzu kamen ein finster reinschauendes Pärchen aus Litauen sowie ein eigenbrötlerischer Kerl aus Norwegen. Wir merkten schnell, dass wir uns nicht auf einer peruanischen Wellenlänge befinden, aber unser Guide hatte viele spannende Informationen für uns, sodass die Tatsache nicht allzu schlimm war. Wir fuhren also nördlich aus der Stadt raus und schon nach einer knappen halben Stunde machten wir einen kurzen Panorama-Stop mit Blick über das Heilige Tal, welches sich zwischen Cusco und dem Machu Picchu befindet. Es erstreckt sich entlang des Urubamba-Flusses und war einst das fruchtbare Herzstück des Inka-Reiches. Das Tal diente nicht nur der landwirtschaftlichen Versorgung, sondern hatte auch eine tief spirituelle Bedeutung für die Inkas. Sie glaubten nämlich, dass jedes Individuum auf Erden einen Vorfahren in den Sternen besitzt. In der Milchstraße sahen sie das Spiegelbild des Tals und dem Fluss, dessen kristallklares Wasser über die Berge von den Sternen kommt. Wir als nicht ganz so spirituell angehauchte Reisende empfanden das weite und offene Tal als ein atemberaubendes Zusammenspiel von grünen, terrassierten Hügeln, schneebedeckten Bergketten und klaren, sprudelnden Flüssen.
Unser Ausflug sollte uns zu zwei imposanten, steinerne Festungen der Inka bringen, die in die Hänge der sie umgebenden Berge eingebaut sind: Ollantaytambo und Pisac. Das Besondere daran ist, wie harmonisch die Bauwerke mit der Landschaft verschmelzen – als hätten die Inkas sie direkt aus den Bergen geformt. Während wir so durch die malerische Gegend fuhren, erzählte unser Guide lebhaft von jedem Stein, jeder Kurve und wahrscheinlich auch von der Lebensgeschichte jeder Kartoffel, die wir an diesem Tag sehen würden. Patty blieb während der Ausführungen höflich wach, während Pierre clever einfach ein Nickerchen machte. Echt cool fanden wir Ollantaytambo, das Touristen mit einer gut erhaltenen Inka-Festung imponiert, die wahrscheinlich um 1460 von dem Inka Pachacutec errichtet wurde. Es ist zudem einer der wenigen Orte, an denen die Spanier eine Niederlage einstecken mussten.
Zum Abschluss schauten wir noch in der kleinen Stadt Chinchero vorbei, deren Hauptattraktion ihr Sonntagsmarkt sein soll. Ob wir an einem Sonntag da waren? Nö. Und so fanden wir nur einen leeren Platz vor und schauten in einer muffigen Kolonialkirche aus Lehm vorbei, die auf Fundamenten und einer Mauer der Inka mit zehn trapezförmigen Nischen errichtet wurde. Während der gesamten Tour fiel der Kerl aus Norwegen auf: er nahm immer (!) andere Wege als der Rest der Gruppe, kletterte in irgendwelche Ruinenvorsprünge rein – immer etwas desorientiert wie ein Golden Retriever auf der Suche nach dem nächsten Leckerli. Als wir dann nach knapp 8 Stunden gemeinsamer Reisezeit wieder in Cusco abgesetzt wurden, verschwand er auch einfach ohne Verabschiedung. Naja, abgesehen von der merkwürdigen Reisebegleitung war unser erster Ausflug jedenfalls ein voller Erfolg und so freuten wir uns auf die nächsten Tage.
Maras und Moray: Wir zwischen Landwirtschaft und Salz
Maras und Moray. Nein, das sind nicht die neuesten Superfood-Trends oder mystische Figuren aus einem Inka-Comic, sondern echte Orte. Und das Beste ist: einen davon konnten wir mal wieder mit einem von uns lieb gewonnenen Quad besichtigen. Wir wurden also wieder in aller Frühe abgeholt und zu dem Camp gebracht, in dem wir unsere motorisierten Freunde bekamen. Und dann düsten wir knapp eine Stunde durch wunderschöne Landschaften zu den Rundterrassen von Moray. Während wir zum schnellen ersten Drittel der Gruppe gehörten, taten sich die Menschen hinter uns ein wenig schwer mit ihren Quads. Eine Dame verwechselte zum Beispiel Gas und Bremse miteinander und fuhr Patty einmal mit Schmackes hinten ins Gerät. Nach einem vielleicht etwas grummeligen Anbrummler hat sich die Lady dann zurückfallen lassen, sodass mit keinen weiteren Beulen zu rechnen war.
Als wir ankamen, staunten wir mal wieder nicht schlecht. Das Areal vor uns sah nämlich irgendwie aus wie eine riesige, runde Freiluftarena wie bei den Römern – aber statt Gladiatoren fanden hier Landwirtschaftsexperimente der Inkas statt. Jedes Level hat nämlich sein eigenes Mikroklima. Aufgrund der Temperaturunterschiede sowie der Ausrichtung der Terrassen zur Sonne wird vermutet, dass der Standort als landwirtschaftliches Forschungszentrum genutzt wurde. Hier haben sie angebaut, was das Herz begehrte, und die unterschiedlichen Mikroklimata genutzt, um herauszufinden, welche Pflanzen wo am besten wachsen. Es ist quasi das alte Äquivalent zu einem modernen Gewächshaus, nur ohne Glas und Hightech.
Anschließend wurden wir wieder in unseren Bus gestopft und fuhren zu den nicht allzu weit entfernten Salzminen von Maras. Das Besondere: hier liegt nicht Liebe, sondern Salz in der Luft – höhö. In einer Bergschlucht ist hier im Laufe der Jahrhunderte ein Mosaik an weiß-braunen Salzfeldern entstanden – mehr als 4000 Felder sollen es sein. Bereits zu Zeiten der Inka wurde hier Steinsalz, das sogenannte „Weiße Gold“, abgebaut. Die Nachfahren jener Hochkultur ernten bis heute das beliebte Sal de Maras, welches auch ins Ausland exportiert wird. Die Pools werden von einer heißen Salzwasser-Quelle gespeist, die von den Inkas umgeleitet wurde, um durch die Salinen zu fließen. Während das Wasser verdunstet, kristallisiert das Salz und wird geerntet. Jeder Pool kann so bis zu 150 Kilo Salz pro Monat liefern.
Da die Tour nur einen halben Tag gehen sollte, hatten wir nicht ewig Zeit für die Besichtigung, was aber angesichts der prallen Mittagssonne nicht allzu schlimm war. Mittags kamen wir dann also wieder im Zentrum von Cusco an, gingen eine Kleinigkeit essen und bummelten durch die unzähligen Souvenirshop auf der Suche nach dem besten Angebot.
Humantay Lagune - wer braucht schon ein Pferd zum Aufstieg?
Nach all der Akklimatisierung war es dann endlich an der Zeit für unsere erste Wanderung. Unser Ziel: die Humantay Lagune. Der Gletschersee liegt auf 4.200 Metern unterhalb dem schneebedeckten Berg Humantay, dessen Name aus dem Quechua stammt und übersetzt „Kopf der Götter“ bedeutet. Bevor es mit dem Aufstieg losging, gab es zunächst ein mäßig gutes Frühstück und wir wurden mit Muña- und Koka-Blättern vertraut gemacht, die angeblich Wunder gegen die Höhenkrankheit wirken sollen. Kokablätter sind in Deutschland übrigens verboten, da sie unter das Betäubungsmittelgesetz fallen. Kokablätter enthalten nämlich – wenn auch in sehr geringen Mengen - den Wirkstoff Kokain. Naja, geschmacklich erinnern sie jedenfalls an Minztee und wir hofften einfach, dass sich die Koks-Magie irgendwie doch positiv auf unsere Wanderfähigkeiten auswirken würde und wir danach nicht zu Abhängigen mutieren.
Unsere Truppe an diesem Tag war jedenfalls eine bunte Mischung aus sportlichen Wanderlustigen und cleveren „Ich-lass-mich-hoch-reiten“-Strategen, die sich gleich zu Beginn auf die dort bereitstehenden Pferde schwangen. Wir waren ein bisschen neidisch, als wir sahen, wie entspannt sie die steilen Pfade entlangtraben, während wir schwitzend und keuchend Schritt für Schritt nahmen. Ein Mitwanderer hatte dann aber auch für uns einen Geheimtipp parat: Agua de Florida. Dabei handelt es sich um eine Art parfümiertes Wasser, das in den Andenländern als Mittel gegen Höhenkrankheit verwendet wird. Man gibt ein wenig von der Flüssigkeit in die Hände, reibt sie zusammen, klatscht, und atmet dann den starken Duft tief ein. Der Geruch ist sehr intensiv – eine Mischung aus Alkohol, Zitrus, Blüten und Kräutern – und soll die Sinne beleben und helfen, die Symptome der Höhenkrankheit zu lindern. Ob das funktioniert hat? Wer weiß – aber es gab uns definitiv das Gefühl, dass wir alles Mögliche versuchten.
Der Weg hoch selbst war wunderschön, aber auch ein kleiner Test für die Lungenkapazität. Der steile Pfad windet sich durch die dramatische Landschaft, von grünen Tälern bis hin zu kargen Berghängen. Während der Aufstieg immer härter wurde und das Schnaufen lauter, motivierte uns der Gedanke an die türkisblau schimmernde Humantay-Lagune, die uns am Ende erwartet. Und dann, nach all dem Keuchen und Fluchen, waren wir endlich da – und der Anblick war es wert. Eingebettet zwischen schneebedeckten Gipfeln lag die Lagune da, so klar und blau, dass sie fast unecht wirkte. Wir saßen am Ufer, füllten unsere Lungen mit der klaren, kalten Bergluft und ließen uns von der Schönheit der Natur überwältigen. Während die Pferdereiter immer noch entspannt lächelten und auch den Rückweg auf den Tierchen absolvierten, waren wir stolz auf unsere wandernden Beine.
PS: Wir waren übrigens nicht die einzigen Besucher - die Hütte war ganz schön voll...
Regenbogenberg und Red Valley – muss Patty doch auf’s Pferd?
Wisst ihr: es gibt Wanderungen, die fordern nicht nur die Muskeln, sondern auch den Stolz heraus – und die zum Regenbogenberg gehört definitiv dazu. Aber von vorne: Während viele dieser Touren „erst“ um 4:30 Uhr starten, begann unsere bereits eine Stunde früher. Der Anbieter warb nämlich damit, dass man so vor allen anderen Touristen am Gipfel ankommt. Für Patty ein Traum, denn Fotos ohne andere Menschen klingen immer gut. Und so wurden wir mitten in der Nacht abgeholt und aßen auf halbem Weg mal wieder ein nur so medium gutes Frühstück. Am Startpunkt der Wanderung angekommen, wurde klar, dass wir eine sportliche Truppe sind, sodass sich alle für einen Aufstieg zu Fuß und nicht auf einem Pferderücken entschieden.
Die Landschaft auf dem Weg zum Regenbogenberg, auch Vinicunca genannt, war wie aus einem Gemälde, das man eigentlich nur in Reisemagazinen sieht. Eine dramatische Kulisse aus schroffen Felsen und beeindruckenden, schneebedeckten Gipfeln, die sich wie stille Riesen über uns erhoben. Immer wieder stießen wir auf Alpakas, die friedlich vor sich hin grasten – als wäre das alles ganz normal. Der Apu Ausangate, einer der heiligsten Berge der Anden, war wie ein ständiger, imposanter Begleiter auf unserem Weg. Sein massiver, weißer Gipfel blitzte durch die Wolken und verlieh der ganzen Landschaft eine fast übernatürliche Aura. Das Wetter spielte mit, der Pfad war nicht so steil wie am Vortag und als wir endlich oben auf 5.000 Metern ankamen, wurden wir mit der legendären Aussicht auf den farbenfrohen Berg belohnt. Seine bunten Streifen stammen übrigens von der einzigartigen Zusammensetzung der Mineralien in den Gesteinsschichten, die über Millionen von Jahren abgelagert wurden. Diese Schichten, die ursprünglich horizontal verliefen, wurden durch tektonische Verschiebungen und Erosion im Laufe der Zeit an die Oberfläche gebracht und so geneigt, dass sie nun die charakteristischen „Wellen“ bilden. Die Farben sind besonders intensiv in dieser Höhe, weil die dünne Atmosphäre das Licht anders bricht und reflektiert. Und tatsächlich waren wir vor vielen anderen Touristen hier oben und hatten das Naturspektakel und die (fragwürdig verkleideten) Tiere ganz für uns. Das Positive: die Tiere waren nicht anleint und wurden immer wieder zum Grasen und Spielen „entlassen“.
Pierre war zwar etwas fahl im Gesicht, aber wir fühlten uns noch so fit, dass wir uns dann auch noch zum Red Valley aufmachten – also nochmal gute 45 Minuten bergauf bei merklich dünner werdender Luft. Und auf dem Weg dorthin passierte es: Patty begann plötzlich stark unter Höhenkrankheit zu leiden. Kopfschmerzen, Lichtempfindlichkeit und das Gefühl, gleich umzukippen – es war, als hätte die Höhe aus dem Nichts zugeschlagen. Wir schleppten uns im Schneckentempo zum Aussichtspunkt, an dem auch andere Wandernde mit der Höhe rangen. Pierre knipste noch freudig ein paar Fotos von der spektakulären Natur um uns herum, während Patty keuchend auf dem Boden saß. Das Red Valley (Rotes Tal) hat seine markante rote Farbe hauptsächlich aufgrund des hohen Gehalts an Eisenoxid im Gestein. Die Region war einst ein Meeresboden, doch die andauernde Erosion durch Wind und Wetter hat das Tal schließlich in die heutigen dramatischen Formen mit schroffen Hügeln und steilen Hängen geformt. Es wirkt fast surreal, als würde man durch eine Marslandschaft wandern.
Es war wunderschön, aber auch gnadenlos sauerstoffarm, sodass wir den Rückweg antraten. Der knapp 2-stündige Abstieg war eine Mischung aus migräne-artigen Attacken und einem hilfsbereiten Pierre, der der durch die Gegend geisternden Patty den Rucksack abnahm und sie fürsorglich stützte. Kurz unterhalb des Regenbogenbergs gab es dann wieder die Möglichkeit auf ein Pferd zu steigen, aber keine Chance! Stolz kam hier vor Vernunft, und so musste Pierre weiter als halber Packesel fungieren. Wenn das nicht Liebe ist, hm? Als wir wieder am Bus ankamen, stellten wir fest, dass 90% unserer Mitreisenden deutlich mitgenommen aussahen und so schliefen alle direkt ein, bis es Mittagessen im Tal gab. Dort schienen alle hungrig und ausgelassen – außer Patty. Eventuell war ihr ein bisschen übel und so gab es für sie nur eine Cola für den extra Zucker-Boost, während sich der Rest der Gruppe durch die lokale Küche probierte.
Nachdem wir dann nach weiteren 2 Stunden Fahrt wieder in Cusco ankamen, waren auch bei Patty die Lebensgeister wieder zurückgekehrt und so können wir sagen: Der Tag war ein tolles Abenteuer, das Patty… äh… uns beide natürlich körperlich an unsere Grenzen brachte und uns trotzdem mit unvergesslichen Aussichten belohnte. Klar ist aber auch: höher als 5.000 Meter müssen wir in unseren Leben nicht unbedingt kommen. Der Mount Everest kann sich also schön selbst bewandern – nicht mit uns!
Machu Picchu: Regen, Lachsbagel und ein Weltwunder
Endlich war der Tag gekommen, auf den wir uns schon lange freuten: Unser Machu Picchu Tag. Ihr erinnert euch? Wir haben ein viel zu teures Komplettpaket gekauft, das jedoch den Vorteil hatte, dass wir uns um Nichts kümmern mussten. Entspannt kamen wir also nach einer 2-stündigen Busfahrt mal wieder in Ollantaytambo an, an dem ein an den Hogwarts-Express ähnelnder Zug auf uns wartete und uns knapp 1 ½ Stunden durch das abgelegene Urubambatal Tal fahren sollte. Wieso wir nicht komplett mit dem Bus durchgefahren sind? Es gibt einfach keine durchgängige befahrbare Straße von Cusco aus und so war das die einzige Möglichkeit. Unsere Fahrt war gespickt mit traditionellen Showeinlagen, die den Einen von uns total erfreuten und die Andere von uns so früh morgens einfach nur nervten. Und so tanzten die bunt gekleideten Menschen, die uns gerade noch Kaffee ausgeschenkt hatten, durch den Gang, während wir versuchten, das schwarze Gold nicht zu verschütten. Dann kam der Zug jedoch zum Stehen - eine Panne vor uns zwang uns zu einem ungewollten Stopp mitten im Nirgendwo. Aber gut, wir waren geduldig, schließlich wartete am Ende dieses Abenteuers ein Weltwunder auf uns! Mit einiger Verzögerung kamen wir endlich in Aguas Calientes an – eine kleine Stadt mit engen Straßen, die vor Touristen wimmelte.
Nachdem wir uns durch einen Souvenirmarkt durchgekämpft hatten, wurden wir direkt in einen Bus verfrachtet, der uns den kurvigen Berg zum Gipfel hinaufschaukelte. Zeit für Frühstück im Tal war wegen der Zugpanne natürlich nicht geblieben. Joa, und oben angekommen gab es leider auch keine strahlende Sonne für uns, sondern nur dichte Regenwolken und strömenden Regen. Und so aßen wir in der Hoffnung auf besseres Wetter einfach noch einen Lachsbagel. Wie an Touristenorten jedoch üblich, war das kulinarisch natürlich eine wirklich schlechte Entscheidung. Und da sich auch die Sonne nicht blicken lassen wollte, zogen wir wohl oder übel unsere Regenjacken an. Auch die restlichen Besuchenden stülpten sich Regencapes über, und so marschierte eine Armee aus bunten Plastikhüllen die steilen Pfade hinauf.
Machu Picchu selbst? Absolut faszinierend, auch wenn sich die grandiose Aussicht zunächst im dichten Nebel versteckte. Trotzdem spürten wir die besondere Energie dieses Ortes, den die Inkas in schwindelerregender Höhe auf einem Berggipfel gebaut haben. Geschützt von zackigen Felswänden, zu deren Füßen der ungezähmte Fluss Urubamba durch das dichte Dschungeldickicht rauscht, liegt die Siedlung auf einem abgelegenen Hochplateau in 2430 Metern Höhe. Ohne Metallwerkzeuge, Wagen und Mörtel errichtete das stolze Andenvolk dieses Areal aus über 3000 steilen Treppen und 200 Häusern, die aus aufeinandergeschichteten, exakt in Form gebrachten Steinen bestehen. Wofür das Ganze? Sollte hier eine Pilgerstätte, eine königliche Sommerresidenz oder ein Verwaltungssitz entstehen? Alles wäre denkbar, nichts endgültig prüfbar, denn es gibt keine überlieferten Schriften. Noch nicht einmal der ursprüngliche Name der Siedlung ist bekannt, die inzwischen schlicht nach dem Berg benannt ist, auf dessen Rücken sie thront. Bis Hiram Bingham die Ruinenstadt 1911 für die westliche Welt entdeckte, hatte sie über 400 Jahre unter knorrigen Lianen und moosigen Schichten gelegen, denn selbst die Spanier hatten Machu Picchu auf ihren Plünderungszügen durch die unwegsame Bergwelt Perus nicht gefunden. Nahezu 60 Prozent des gesamten Areals sind bis heute im Originalzustand. Seit 1983 zählt die Inkastadt zum UNESCO-Welterbe und seit 2007 zu den neuen sieben Weltwundern. Und so standen wir da und blickten herab auf das beeindruckende Meisterwerk aus einer vergangenen Zeit.
Für den Abstieg entschieden wir uns dann gegen den Bus, da die Schlange schier unendlich war und wir auf die grummeligen Menschen im Regen verzichten wollten. So liefen wir dann knapp eine Stunde die steilen Treppen durch den schwülen dschungel-ähnlichen Wald nach Aguas Caliente zurück. Als wir am Ende der Tour klitschnass, aber überwältigt, wieder in den Zug stiegen, konnten wir nicht anders als zu lächeln. Machu Picchu ist ein Abenteuer, das wir so schnell nicht vergessen werden – trotz Regen, schlechtem Bagel und ein bisschen Nebelzauber.
Unser Danke - äh gracias - an die Inka
Ihr habt es eventuell mitbekommen: in und um Cusco hat es uns richtig gut gefallen. Und auch wenn wir bereits 12 Tage dort waren, hätten wir noch viel länger hier verbringen können. Ein besonderes Highlight könnten wir nicht hervorheben: zu aufregend, anstrengend und unterschiedlich waren alle Aktivitäten und Erlebnisse. Aber: wir würden es genauso wieder machen! Am Ende bleiben Cusco und die Orte im Heiligen Tal für uns absolut magisch – voller Geschichte, atemberaubender Landschaften und ein bisschen Höhenkrankheit. Und dafür sagen wir: „Danke, liebe Inkas!“
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