Hallo ihr Lieben,


heute ist Montag, der 12.08.2024, und wir reisen nun schon seit ein paar Tagen durch das wunderschöne Namibia. Aktuell sitzen wir auf der Aussichtsplattform einer großartigen Lodge in Ozongaka und beobachten ein paar Tiere, die am nahegelegenen Wasserloch ihren Durst stillen. Nachdem wir in der letzten Woche viel erlebt haben und weite Strecken mit dem Auto hinter uns gebracht haben, legen wir hier einen Pausentag ein und genießen die Ruhe, bevor wir ab morgen im Etosha-Nationalpark erneut auf Safari gehen werden. Was wir die letzten Tage so getrieben haben? Nach den recht eintönigen zwei Wochen in Windhoek waren die vergangenen Tage erfreulicherweise abwechslungsreich und teilweise echt wild. Bevor wir euch mit einem Wochenrückblick beglücken, können wir euch noch einen Blick auf unsere Namibia Reise-Route empfehlen, damit ihr euch einen kleinen geographischen Überblick verschaffen könnt. Und damit wünschen wir viel Spaß beim Lesen.

Spitzkoppe: Schaffen wir es auf's Matterhorn Namibias?


Nachdem wir unseren Mietwagen (mit genug Bodenfreiheit) noch in Windhoek abgeholt hatten, deckten wir uns in einem Supermarkt noch mit Wasser und ein paar gesunden Snacks ein und fuhren Richtung Westen. Unser erstes Ziel in der Nähe von Spitzkoppe war eine kleine, wunderschöne Lodge in der Wüste inmitten von Bergen. Trotz aktueller Hauptsaison waren wir erstaunlicherweise die einzigen Gäste und so genossen wir die Schönheit der unendlichen, namibischen Weite und einen wunderschönen Sonnenuntergang. Am nächsten Morgen machten wir uns dann recht früh auf den Weg, denn wir hatten einen Plan: Wir wollten zur Spitzkoppe. Was das sein soll? Es handelt sich wohl um eines der am meisten fotografierten Bergmotive Namibias und bereits bei der Anfahrt war klar, wieso: Der Inselberg ragt recht unvermittelt aus einer relativ flachen Umgebung 700 Meter hoch und sieht einfach wunderschön aus. Genau genommen besteht das Gebiet aus getrennten Bergen: hier stehen die Große Spitzkoppe mit 1728 Metern, die Kleine Spitzkoppe mit 1584 Metern Höhe (über dem Meeresspiegel) sowie die Schwarze Spitzkoppe, die auch Pontok-Berg genannt wird.


Vor mehr als 100 Millionen Jahren entstand dieses Gebirge aus Vulkanaktivitäten. Das weichere Deckgestein wurde über die Zeit durch Winderosion abgetragen, bis nur noch das harte Granitgestein in Form von teils sehr skurrilen Felsformationen übrig blieb. Schön, schön und einfach schön. Und da das Internet auch noch ausgespuckt hatte, dass man dort wandern gehen könne, hatten wir eben das vor - wir hatten uns ja schließlich in Windhoek wieder ein bisschen sportlich betätigt und waren nun fit wie unsere Wanderschuhe. Die Wanderungen dürfen zwar nur mit einem Guide gemacht werden, buchen konnten wir einen solchen aber vorab nicht. Wir sollten morgens einfach an der Rezeption des Spitzkoppe Rest Camps auftauchen – ein Guide würde dann wahrscheinlich (!) zur Verfügung stehen. Bei dieser Art von Organisation kann ja gar nicht schiefgehen – haha. Als wir also dort ankamen, fragte uns die freundliche Rezeptionistin, ob wir die kürzere Tour (2-3 Stunden) oder die längere Wanderung (4-5 Stunden) unternehmen wollen. Da wir extra früh angereist waren und Lust auf Bewegung hatten, entschieden wir uns natürlich für die längere Route. Nach ein paar Telefonaten grinste sie uns an und verkündete, dass wir Glück hätten, denn die Route könne nicht jeder Guide laufen. McKenzie würde jedoch am Eingang auf uns warten. Wir dachten uns zunächst nichts Böses bei der Aussage und trafen uns mit unserem aufgeschlossenen Bergführer. „Mal schauen, wie weit wir kommen!“, waren seine ersten Worte und bei einem Blick auf den „Weg“ ahnten wir langsam, wieso:  Wir standen vor einer massiven Felswand und es gab keinen erkennbaren Weg. Vor uns lag ein steiles, verwirrendes Labyrinth aus Felsblöcken, Felstürmen, Platten und engen Schluchten. McKenzie berichtete lachend, dass sich nicht allzu viele Leute für diese Tour entscheiden, denn sie sei doch schon recht anspruchsvoll und wird auch gern mittendrin wegen des Schwierigkeitsgrades abgebrochen. Joa, das hatte Patty eventuell überlesen bei ihrer Recherche. Naja, aber natürlich war unser Ehrgeiz geweckt, und so hangelten wir uns teilweise auf allen Vieren an den steilen Felswänden entlang, passierten kurze Tunnel und Risse, zogen uns an morschen Baumstämmen hoch oder überwanden tiefe Felsschluchten mit ein paar gewagten Sprüngen. Patty mit ihren kurzen Zwergbeinen konnte die steilen Stufen teilweise auch nur durch den Einsatz ihrer Arme überwinden, während Pierre und McKenzie recht lässig hochstapften. Ab und zu kamen wir an Stahlketten vorbei, an denen wir uns Tarzan-und-Jane-mäßig hochziehen bzw. runterlassen mussten, was vor allem Pierre mit seinen rutschigen Sonnencreme-Händen äußerst erfreute. Für den ultimativen Nervenkitzel sorgten zusätzlich die unzähligen Kakteen und der „Giftboom“ (euphorbia virosa). Zweiteres ist ein Wolfsmilch-Gewächs mit extrem giftigem, milchigen Saft, mit dem die Buschmänner ihre Pfeile vergifteten. Unser Guide bat uns also, dass wir, falls wir ausrutschen sollten, bitte nicht in eine dieser Pflanzen fallen sollten. Wir lächelten gequält und versuchten, diesen mehr oder weniger sinnvoll umsetzbaren Tipp zu beherzigen.


Nach knapp 2 Stunden kamen wir aber tatsächlich lebend oben am Gipfel an und besiegelten den Erfolg mit einem High Five und einem Eintrag im Gipfelbuch. Anschließend ging es denselben kraxeligen Weg wieder zurück, wobei der Abstieg aufgrund des Gefälles länger dauerte als der Aufstieg. Nach insgesamt 5 Stunden kamen wir dann erschöpft, aber glücklich, wieder unten an unserem Auto an. Die Tour kommt auf jeden Fall auf Platz 1 der „anspruchsvollsten Wanderungen“, aber hey: wir haben das Matterhorn Namibias erklommen – so wie die Große Spitzkoppe wegen ihrer markanten Form nämlich auch bezeichnet. Ob das Ganze gefährlich war? Das verraten wir euch nicht, sonst kaufen uns unsere Eltern vermutlich direkt ein Rückflugticket.


Anmerkung der Autorin: Sorry, Papa, ich passe nächstes Mal besser auf 😁

Swakopmund: Die Little 5 und Schwarzwälder Kirschtorte 


Nach einer rund 2-stündigen Autofahrt auf der gut asphaltierten Autobahn kamen wir dann abends in Swakopmund an. Es handelt sich dabei um eine Küstenstadt zwischen der Namib-Wüste und dem Atlantischem Ozean. Swakopmund wurde zwei Jahre später als Windhoek, im Jahr 1892, von Kapitän Curt von Francois als Haupthafen vom damaligen "Deutsch-Südwestafrika" gegründet. Der zunehmende Verkehr zwischen Deutschland und seiner Kolonie machte einen eigenen Hafen erforderlich, da das 33 Kilometer entfernte Walvis Bay bereits in britischem Besitz war. Die Architekten beschlossen, dass Swakopmund der deutschen Heimat so weit wie möglich ähneln sollte, weshalb die Stadt eben so aussieht, wie sie aussieht. Joa, und was sollen wir euch sagen? Swakopmund ist quasi eine deutsche Nordseestadt mit afrikanischem Flair oder eben andersherum. Anders als in Windhoek haben sich hier auch wirklich viele deutsche Menschen niedergelassen, und so wurden wir nicht nur von deutschen Straßennamen begrüßt, sondern hörten es auch überall gesprochen. Das Stadtbild mit den alten Kolonialgebäuden, den kleinen Gassen, dem rot-weißen Leuchtturm, den Brauhäusern mit Schnitzel und Bier nach deutschem Reinheitsgebot, den Cafés mit Schwarzwälder Kirschtorte und „Käsekuchen nach Oma’s Rezept“ sowie der Strandpromenade sah für uns ein bisschen so aus wie ein Fake-Dorf in einem Freizeitpark, welches alle deutschen Klischees erfüllen möchte. Lustig und irritierend zugleich.


Aufgrund seiner geographischen Lage genießt Swakopmund übrigens ein mildes Wüstenklima. Wobei wir aktuell im namibischen Winter stecken und wir tagsüber nur mit Temperaturen von rund 14 Grad und Nebel beglückt wurden. Nebel? Ja, der kalte Benguelastrom versorgt das Gebiet so nämlich mit Feuchtigkeit und ist eine lebenswichtige Quelle für das Leben in der Wüste. Ja, auch hier richtig gelesen: die Wüste lebt! Das haben wir jedenfalls eindrücklich während unserer “Little Five Tour“ gezeigt bekommen. Anders als bei der Suche nach den „Big 5“ im Etosha Nationalpark, mussten wir für die kleinen Fünf schon genauer hinsehen, denn auf den ersten Blick könnte man die Namib-Wüste schnell für einen unbewohnbaren Ort halten. Mithilfe der beiden geschulten Ranger haben wir in den Sanddünen jedoch eine überraschend große Vielfalt an Tieren entdecken dürfen: Spinnen, Schlangen, Geckos, Chamäleon haben sich uns gezeigt, was an einem so kalten Morgen wohl aber eine Seltenheit zu sein scheint. Unsere deutschsprachigen Guides waren jedenfalls extrem überrascht und erfreut über den Umstand. Die anschließende Fahrt mit dem 4x4 durch die Sanddünen, die nur einen Katzensprung von Swakopsmund entfernt sind, war ein zusätzliches Highlight. Hätte die Fahrt jedoch noch länger gedauert, hätte Patty eine Anti-Übelkeitstablette gebraucht – war nämlich doch recht schaukelig, was ihr zarter Magen an diesem Tag nicht so gut verkraften wollte. 


Insgesamt blieben wir 3 Tage im "südlichsten Nordseebad“, die alle kalt und verregnet waren - passt ja aber auch irgendwie zum deutschen Wetter. Kulinarisch war die Stadt übrigens wunderbar mit Restaurants und Cafés ausgestattet, denen wir erfreut einen Besuch abgestattet haben. Im restlichen Teil des Landes rechneten wir nämlich nicht mehr mit allzu großen Highlights bezüglich des Essens (und wir sollten damit auch recht haben).

Walvis Bay: Flamingos, echte Flamingos! 


Wie bereits festgestellt, ist die Stadt Walvis Bay (was übersetzt so viel wie Walfischbucht heißt) nur einen Steinwurf von Swakopmund entfernt und stand damit ganz weit oben auf unserer To Do Liste. Wieso? In der Bucht soll sich eine riiiiesige Flamingo-Kolonie niedergelassen haben. Und riesig ist in diesem Fall mal nicht übertrieben, denn rund 50.000 Flamingos sollen hier ihre Nahrung finden, bevor sie zum Ende der Regenzeit zu ihren Brutstätten fliegen. So viele echte Flamingos? In der Natur? Wir hatten jedenfalls zuvor noch nie Flamingos in ihrem natürlichen Lebensraum gesehen, und konnten uns gar nicht vorstellen, die Tiere plötzlich in einer großen Menge zu sehen.


Mit riesigen Erwartungen und voller Vorfreude fuhren wir also los in die südlich von Swakopmund gelegene Industrie- und Arbeiterstadt. Wir kamen vorbei an großen Kränen und Funktürmen, die mit künstlichen Palmenwedeln an der Spitze dekoriert waren. In Summe war das Industriefeeling plus die künstlichen “Funk-Palmen” irgendwie absurd. Wir finden: keine sonderlich hübsche Stadt, aaaber wir waren ja auch wegen der rosanen Hühner da. Wir düsten also weiter und fuhren schließlich auf der Lagoon Promenade Road direkt am Wasser entlang. Die dortigen kleinen, schnuckeligen Wohnhäuser zeigten Richtung Meer und haben riesige Fensterfronten. Hier während des Sonnenuntergangs zu sitzen mit Flamingos im „Vorgarten“ ist bestimmt schön. Wir sahen an einer der Parkbuchten bereits ein paar Autos stehen und entscheiden uns, ebenfalls dort zu parken. Als wir ankamen, konnten wir es kaum fassen: hunderte, wenn nicht tausende, Flamingos! Was für ein besonderer Moment 🦩


Begeistert schauten wir ihnen zu, wie sie durch das flache Wasser wateten, ihre Schnäbel auf der Suche nach Futter ins Wasser steckten und einbeinig in der Lagune rumstanden. Die süßen Wasservögel ernähren sich hauptsächlich von Organismen, die im Schlamm vorkommen. Um diesen zu lockern, führen die Tiere zur Essenszeit einen Tanz auf – das dabei entstandene Platschen war ein total süßes Geräusch – wenn ihr versteht, was wir meinen. Wir hätten den pinken Farbklecksen wohl noch Stunden zuschauen können, aber wir konnten uns nach einem kleinen Spaziergang an der Promenade dann doch von ihnen trennen. Selbstverständlich haben wir die schönsten Exemplare mit einem mitgebrachten Seil und einem Kartoffelsack gefangen – so nah wie sie an der Promenade standen, wollten sie auch quasi mitgenommen werden. Bei einem Blick auf unsere Beute fiel dabei auf, dass es unterschiedliche Arten gibt: Rosaflamingos und Zwergflamingos. Na, erkennt ihr die Unterschiede? Wir können nun also behaupten, dass wir offiziell einen Vogel haben. Okay, der Witz war schlecht, sorry.


Jeeedenfalls fuhren wir anschließend noch ein wenig weiter gen Süden, wo wir ein paar Kilometer später am Salzwerk angelangt sind, deren Hügel wie eine Schneelandschaft aussahen.  In der Lagune ist eine der größten Anlagen zur Gewinnung von Meersalz in Namibia und das Wasser in den abgetrennten flachen Becken weist einen entsprechend hohen Salzgehalt auf. Zusätzlich siedeln sich dort aufgrund der klimatischen Bedingungen bestimmte Mikroorganismen an, die das Wasser pink färben. Auf den Bildern, die wir dazu im Internet gesehen hatten, leuchtete das Wasser richtig pink, während es bei uns… naja eher rosa-schlammig war. Entweder waren die Lichtverhältnisse an diesem bewölkten Tag nicht so gut oder die Internetfotos waren bis zur Unendlichkeit bearbeitet. Aber war uns egal: Die Flamingos waren schließlich pink genug und so fuhren wir dann glücklich wieder nach Swakopmund. 

Kamanjab und Opuwo: Heeey, ab in den... Norden!  


Am nächsten Tag machten wir uns dann auf die bislang längste Strecke – knapp 450 Kilometer, für die wir knapp 5 Stunden brauchen sollten. Da Pierre von Gliederschmerzen geplagt wurde, hatte Patty die Ehre, die Tour allein zu fahren. Nachdem wir eine Weile gefahren war, war auffällig, dass sich der Nebel irgendwann verzogen hatte und es immer wärmer wurde, was wir gar nicht so verkehrt fanden. Kalter Nebel in Afrika passte nämlich irgendwie nicht so gut in unsere Vorstellung. Und so fuhren wir sonnengewärmt und belustigt an den für europäische Verhältnisse doch recht ungewöhnlichen Straßenschildern vorbei: Oder wurdet ihr schon vor Elefanten und Warzenschweinen gewarnt?


Während wir  übrigens an den Tagen zuvor (zumindest meistens) auf gut asphaltierten Straßen unterwegs waren, erwartete uns an diesem Tag eine löchrige und sandige Schotterpiste. Und so waren wir zunächst auch erst mit 40 km/h unterwegs, da wir nicht gerade wenig Angst um unsere Reifen hatten. Aber als wir dann andere Autos sahen, die mit deutlich mehr Geschwindigkeit unterwegs waren, trauten auch wir uns an 100 km/h heran. Es fühlte sich zwar manchmal so an, als würden wir gleich wegfliegen und im Straßengraben landen (ähnlich wie beim Fahren auf Schnee), aber Patty fuhr uns rallye-artig, aber sicher ans Ziel. Wir übernachteten in einer netten Lodge in Kamanjab, in der die Fahrerin dann auch allein zu Abend essen durfte, weil Pierre sich lieber im Bett auskurierte. Am nächsten Tag ging es Pierre zwar schon wieder ein wenig besser, aber die restlichen 2 ½ Stunden nach Opuwo fuhr Patty Verstappen trotzdem noch. Zum Glück und wider Erwarten war die Straße hier aber wieder asphaltiert, sodass wir eine recht angenehme Fahrt hatten. Selbstverständlich musste sich aber auch in Namibia wieder mit dem Gesetz angelegt werden: an einem ach so beliebten Stoppschild hielt Patty erneut nicht, aber dieses Mal mit Absicht (!) Es handelte sich nämlich um eine Kontrollzone und das Häuschen, in dem sich die Beamten befanden, war ca. 5 Meter weiter und so wollte Patty einfach nett an den Polizisten ran rollen. Der empfand das Ganze jedoch nicht als nett, sondern als Missachtung der Verkehrsordnung. Nachdem Patty ihm verzweifelt klar machen konnte, dass es WIRKLICH nur nett gemeint war, ließ er uns angesäuert weiterfahren.


Zur Mittagszeit kamen wir dann in unserem nördlichsten Ziel an. Was wir dort gemacht haben? Wir haben einen Traum von Patty erfüllt und mithilfe eines Guides ein indigenes Dorf des Himba Stammes besucht. Und da das ein so besonderer Besuch war, wollen wir ihm einen eigenen Beitrag widmen, der in den folgenden Tagen erscheinen wird. Seid also gespannt, wieso sich die Himba-Frauen nicht mit Wasser waschen dürfen und in welcher Form wir „Eintritt zahlen“ mussten. Bis dahin wünschen wir euch einen schönen Wochenanfang und winken euch von unserer Terrasse aus zu. 

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