Cameron Highlands: Tarzan & Jane im Mooswald
Hallo ihr Lieben,
es ist Sonntag, der 03.03.2024, und wir befinden uns - um unseren germanischen Wurzeln zu entsprechen - beim Wandern! Genauer gesagt sitzen wir in den Cameron Highlands und kneten unsere Waden, um dem Muskelkater vorzubeugen.
Malaysia und Wanderungen? Ja, richtig gelesen! Nachdem wir uns die Tage zuvor auf Langkawi und in George Town nicht vor der malaysischen Hitze verstecken konnten, blieb uns nur eine Möglichkeit: In die Cameron Highlands fliehen. Dabei handelt es sich nämlich abkühlender- äh glücklicherweise um eine Region, die auf durchschnittlich 1.500 frischen Höhenmetern gelegen ist. So ist es kaum verwunderlich, dass das Hochland bereits seit den 1930er Jahren ein beliebtes Ausflugsziel unter Reisenden und Einheimischen ist, um dem sonst tropisch-heißen Klima von Malaysia zu entkommen. Da ihr historische Fakten genauso liebt wie wir, hier ein paar unnütze Informationen. Falls ihr bei "Wer wird Millionär?" mal danach gefragt werden solltet, dankt uns einfach mit einer finanziellen Beteiligung. Also: Seinen Namen verdankt das Hochland mal wieder einem Briten und zwar dem guten Sir William Cameron, einem Landvermesser der britischen Kolonialregierung, der das Gebiet 1885 entdeckte.
It's Teatime, baby!
Nachdem dann auch noch 1925 die Versuche zum Anbau von Tee, Kaffee und Obst gelangen, wurden die Cameron Highlands fortan ebenfalls als landwirtschaftliche Region genutzt. Eine besondere Stellung nehmen dabei die wunderschönen, terrassenartigen Teeplantagen ein. Die wohl (unter Kennenden) bekannteste Plantage ist die von John Archibald Russell aufgebaute BOH Teeplantage. Hier werden jährlich noch immer rund 600.000 Kilogramm Tee produziert. Selbstverständlich haben auch wir der BOH-Tee-Fabrik einen Besuch abgestattet. Nach einer wenig liebevollen, 5-minütigen "Führung" durch die Fabrik, in der die einzelnen Schritte der Tee-Herstellung "erklärt" wurden (wir durften durch Glasscheiben den Arbeitenden zuschauen und wenig informative Info-Tafeln lesen), haben wir trotzdem noch eine Tasse "Palas Supreme" getrunken. Bei dieser Teesorte werden nur die Blattknospe und die beiden darunter liegenden Blätter gepflückt, weshalb sie als besonders exquisit gilt. Hmh, joa, wir als alte Tee-Banausen haben die Exklusivität jetzt vielleicht nicht komplett herausgeschmeckt und stellten clever fest: Es handelt sich um einen Schwarztee.
Das Wandern ist des Müllers Lust - und auch unsere!
Was wir sonst noch so gemacht haben außer parfümiertes Wasser zu trinken? Genau, hatten wir ja bereits geschrieben: Wir waren wandern! Und zwar durch die grünen und recht dichten Wälder mit nicht gerade wenig Höhenmetern. Kein Wunder also, dass so gut wie jede Wanderroute als Jungle Trail (Dschungel Wanderweg) ausgeschildert war. Insgesamt gibt es in den Cameron Highlands so zwischen 12 und 14 Wanderrouten. Manche sind jedoch temporär gesperrt und manche nach Regen (also so gut wie immer) unbegehbar. Und auch die Informationslandschaft lässt zu wünschen übrig: Die im Internet zu findenden Routeninformationen sind recht spärlich, die Schilder auf den Wegen sind teils nicht lesbar und oft zeigen nur Stofffetzen in den Bäumen die "Wege". Diese sind teilweise so zugewuchert, dass wir uns eine Machete gewünscht hätten. So ist es nicht verwunderlich, dass hier schon Menschen verschollen und nie wieder aufgetaucht sind wie z.B. der seit 1967 verschollene Jim Thompson. Es wird daher geraten, dass man sich erfahrenen und sachkundigen Wander-Guides anschließt, um sich durch den Dschungel führen zu lassen. Mittlerweile ist es auf einigen Routen sogar verboten, ohne Fachpersonal bzw. Genehmigung zu wandern. Leider ist es Reisenden nicht wirklich möglich, diese Genehmigungen im Vorfeld einzuholen und vor Ort sind diese (ohne Bestechung) nicht zu erhalten. Haben wir es daher eventuell wie der alte Jim gemacht und sind trotzdem allein losgewandert? Vielleicht! So sind wir an zwei Tagen jeweils ca. 15 Kilometer über Stock, Stein, Wurzel, umgekippte Bäume und Jim's Gebeine gekraxelt. Teilweise waren die Abschnitte so steil, dass wir rutschen oder uns an umherhängenden Zweigen abseilen mussten. So richtig elegant wie Tarzan und Jane sahen wir dabei vermutlich nicht aus, haben uns aber durchaus sportlich gefühlt. Wir sind übrigens ganz froh, dass wir nicht erwischt wurden, da die Strafen finanziell kein Ponyschlecken gewesen wären. Alternativ hätte ein malaysisches Gefängnis auf uns gewartet - wäre wohl vermutlich auch eher ein Flop gewesen. Aber Pierre hat die Warnschilder messerscharf analysiert mit folgender Feststellung: "Orange ist nicht rot und nur rot wäre wirklich verboten!"
Der Mossy Forest - Märchen oder nicht?
Eine geführte Tour haben wir dann aber doch gemacht und zwar in den Mossy Forest (Mooswald). Das Internet beschreibt das Ganze als "verzauberte Märchenwelt" und tatsächlich war der von Menschen geschaffene Holzweg durch die mit Moos bewachsenen Bäume durchaus besonders. Aufgrund der schnaufenden Menschen um uns herum, die scheinbar noch nie zuvor Sport gemacht hatten, und der Mittagszeit, in der das Licht bekanntlich nicht das romantischste ist, war es jedoch nicht wirklich märchenhaft. Morgens mit Nebel stellen wir uns das Ganze nochmal cooler vor. Vielleicht beim nächsten Mal.
Der Mossy Forest lag übrigens etwas abseits gelegen vom Hauptort der Cameron Highlands namens Tanah Rata, in dem wir mal wieder eine Airbnb Wohnung bewohnten. Tanah Rata selbst hat uns dabei an ein medium schönes Kaff im Harz erinnert. Es gibt eine Hauptstraße, an der sich viele mehr oder weniger olle Restaurants und staubige Souvenirläden befinden. Kulinarisch konnten uns auch nur ein Inder namens Highland Spices und ein kleiner Kaffeeladen namens Hidden Lab Coffee überzeugen. In Letzterem kannte man uns nach unseren 6 Übernachtungen auch schon so gut, dass wir bei unserer Bestellung nichts mehr sagen, sondern bei der Frage "Wie immer?" nur nicken mussten. Hier verriet man uns auch, dass wir richtig Glück mit dem Wetter hatten: Wir haben während unseres Aufenthaltes nämlich nur einmal abends Regen erlebt (für uns eine Sensation nach 2-monatiger Regenpause), aber die Wochen zuvor soll es wohl durchgehend gegossen haben. Vermutlich hätten wir dann unsere Wanderausflüge auch nicht gemacht, weil wir dann wohl unserem Kumpel Jim ins Wander-Jenseits gefolgt wären.
So haben wir unseren Wanderausflug bei den kühleren Temperaturen und dem ausbleibenden Regen jedenfalls sehr genossen, freuen uns nun aber auch auf unsere nächste Station Kuala Lumpur. Wie uns die Hauptstadt Malaysias so gefällt, erfahrt ihr in der nächsten Ausgabe unserer Fachzeitschrift.
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