Sri Lanka, wir kommen: Unsere Malaysia-Ausreise mit Hindernissen


Hallo ihr Lieben,


es ist Sonntag, der 17.03.2024, und wir senden euch heute sonnige Grüße aus unserem mittlerweile vierten Land unserer Reise: Sri Lanka. Bevor wir euch aber mit unserem Wochenrückblick behelligen, wollen wir euch zunächst von unserer wilden Malaysia Ausreise erzählen.


Als alte Reise-Füchse planen wir, vor allem bei Flugreisen, immer genug Zeit für den gesamten Eincheck-Security-Zoll-Formalitäten-Prozess ein. Bei internationalen Flügen wie der von Kuala Lumpur (Malaysia) nach Colombo (Sri Lanka) sind wir daher immer ca. 3 Stunden vor Abflug am Flughafen, damit wir massig Puffer haben. Okay, dieses Mal waren es "nur" 2:45 Stunden, aber ihr wisst, worauf wir hinauswollen. Entsprechend entspannt suchten wir unseren Check-In Schalter, um unsere Rucksäcke aufzugeben. Die dortige Schlange war jedoch bereits extrem lang und es war auch recht offensichtlich, warum: In Zeitlupe arbeitende Mitarbeiter:innen und zu wenig geöffnete Schalter. Hinzu kamen Menschen, die sich frech vordrängelten. Unser Gepäck auf den Schultern und die wenig klimatisierte Abfertigungshalle trugen auch nicht sonderlich zu einer Party-Stimmung bei. Als wir dann nach einer Stunde (!) im wahrsten Sinne des Wortes erleichtert unsere Boardkarten in den Händen hielten, waren wir wieder guter Dinge und machten uns in Richtung Ausreiseschalter. Aber was sollen wir euch sagen: Eine weitere schier unendliche Geschichte äh Schlange tat sich vor uns auf, in die wir uns mürrisch einreihten. Nur langsam ging es voran und als wir die Schlange zu 90% geschafft hatten, hatten wir dann auch nur noch 60 Minuten bis zum Abflug bzw. eine halbe Stunde bis zum Boarding. Im Normalfall vollkommen machbar. Bei einem Blick auf unsere Tickets stellten wir jedoch dann mit Erschrecken fest, dass unser Flug um 30 Minuten VORverschoben wurde und das Boarding JETZT losgehen sollte. Wir hatten zu dem Zeitpunkt jedoch noch keinen Ausreisestempel, noch mindestens 20 Leute vor uns, den Security-Check nicht passiert und noch einen 15-minütigen Laufweg zum Gate vor uns. In uns brach ein bisher recht unbekanntes Gefühl aus: Stress (ja, sogar bei Pierre!). Nun mussten auch wir zu Vordränglern mutieren (was uns echt nicht leicht fiel) und so schlängelten wir uns entschuldigend durch die (erstaunlich verständnisvollen) Leute und holten uns unsere Ausreisestempel. Natürlich war dazu wie so oft ein Foto und Fingerscan notwendig - alles so Dinge, auf die man besonders Lust hat, wenn man in Eile ist. Mittlerweile war laut Ticket das Boarding bereits geschlossen und die elektronischen Anzeigetafeln drohten mit Final Call - also dem letzten Aufruf - für den Flug. Als wir dann feststellten, dass wir auch noch eine ganze Weile mit dem Bus zu unserem Abflug-Gate fahren müssen, dachten wir schon, dass wir vermutlich für immer und ewig in Malaysia bleiben müssen. Nach der Busfahrt legten wir einen letzten verzweifelten Usain Bolt Sprint ein und kamen völlig außer Atem an der menschenleeren Sicherheitskontrolle vor dem Gate an. Wir waren sicher, dass es so leer war, weil alle Passagiere bereits im Flugzeug waren. Panisch legten wir unsere Sachen auf's Band. Eine Sicherheitsmitarbeiterin sah Patty ihren hohen Cortisolspiegel vermutlich an und fragte freundlich: "Geht es Ihnen gut?" "Nicht wirklich" presste Patty zwischen ihren Lippen hervor "der Flug wurde verschoben und die Anzeige sagt, es sei der letzte Aufruf." Die Dame lächelte nur mitleidig und antwortete "Oh, die Anzeigen funktionieren öfter mal nicht - das Boarding hat noch lange nicht gestartet." Ihr könnt euch jetzt gern selbst vorstellen, wie unsere Gesichtsausdrücke in diesem Moment aussahen. Und so verließen wir erschöpft Malaysia. 

Unsere Ankunft in der Hauptstadt Sri Lankas: Colombo


Nach dem 3 1/2-stündigen Flug kamen wir dann auf Sri Lanka an, ließen unser vorher online beantragten Visa begutachten und hatten dann auch schon unseren 4. Stempel im Reisepass. Wir kauften uns unsere Internet-SIM-Karten (3 € für 20 GB) und hoben Bargeld ab, bevor wir uns einen Fahrer buchten. Nachdem uns unsere geliebte Mobilitäts-App namens Grab in Kambodscha, Thailand und Malaysia immer zuverlässig von Tür zu Tür brachte, mussten wir traurig feststellen, dass diese in Sri Lanka nicht verfügbar ist. So luden wir uns kurzerhand noch am Flughafen die Apps Uber und PickMe auf die Smartphones, um weiter mobil zu sein. Nach einer knapp 1-stündigen Fahrt kamen wir dann in Colombo an. Der äußerst freundliche und extrem redselige Gastgeber Hillary hieß uns in unserer Unterkunft willkommen und versorgte uns mit jeglichen Tipps. 


Warum wir 3 Nächte in Colombo gebucht haben, wissen wir im Nachgang ehrlicherweise selbst nicht mehr so richtig. So gut wie alle Reiseführer raten nämlich davon ab. Wir dachten aber, da unsere Unterkunft schon mit einem "Beachfront View" - also einem tollen Blick auf den Strand und das Meer - lockte, dass wir zumindest einen schönen Strandabschnitt vorfinden würden. Dass Zugschienen die laute, befahrene Hauptstraße und den großteils nicht begehbaren "Fels-Strand" trennten, stellten wir erst bei einem Spaziergang dorthin fest. Aber fangen wir mit dem Positiven an: Die Menschen schauten uns wieder (größtenteils) freundlich und interessiert an und grüßten uns winkend. Das tat nach dem etwas unterkühlten Malaysia wieder richtig gut!



Nun aber zu unserem Colombo-Fazit: Auch wenn die Stadt mit zwei Millionen Einwohnern die größte des Landes ist, ist sie alles andere als aufregend. Es fehlt irgendwie das abenteuerlich-exotische Flair, das so viele andere Metropolen auszeichnet. Ebenso wenig gibt es weltbewegende Sehenswürdigkeiten, die eine Erkundung wert sind. Natürlich haben wir trotzdem eine schöne Zeit dort gehabt. Wir haben uns die Zeit genommen und morgens jeweils in dem total entspannten Café Seed unseren Aufenthalt auf Sri Lanka geplant - das hatten wir nämlich bislang noch nicht getan. Wir wussten nur, dass wir unsere letzte Woche auf der Insel in einem Surfcamp im Süden verbringen würden. So recherchierten wir und überlegten, worauf wir die 2 1/2 Wochen bis dahin Lust hatten und stellten uns eine schöne Rundreise mit vielen Wanderungen und einer Safari (jaa, die kann man hier auch machen) zusammen. 

Wie wir halb auf Betrüger reinfielen


Trotz der wenigen Sehenswürdigkeiten machten wir uns am zweiten Morgen auf den Weg, um diesen einen Besuch abzustatten. Weit kamen wir jedoch nicht, denn wir wurden innerhalb von 10 Minuten von 3 freundlichen Männern angesprochen, die uns detailreich von einer buddhistischen Parade erzählten, die nur einmal im Jahr im Gangaramaya-Tempel stattfindet. Wir schienen Glück zu haben, denn diese sollte innerhalb der nächsten halben Stunde starten und auch noch an dem Tempel, der auch auf unserer Liste stand - nur eben später, da er sich in einem anderen Teil der Stadt befand. Hilfsbereit riefen sie dann jeweils noch ein zufällig vorbeifahrendes Tuktuk heran, das uns hätte fahren können. Das fanden wir dann aber doch ein bisschen zu viel des Guten und wir haben darauf bestanden, dass wir uns selbst ein Tuktuk per App bestellen. Wir wunderten uns noch, wieso die Herren das dann nicht so pralle fanden, aber ließen uns von unserem Plan nicht abbringen. Unser mulmiges Bauchgefühl sollte sich schließlich auch als richtig herausstellen: Nachdem wir uns von (einem bestellten) Tuktuk an dem Tempel haben absetzen lassen, stellten wir verwirrt fest: Keine Parade, nur ein paar wenige betende Menschen. Wir googleten und stellten fest: Es handelt sich um eine typische Touristenfalle. Der eloquente "Anquatscher" erzählt ahnungslosen Touristenseelen etwas von religiösen Festlichkeiten in einem anderen Teil der Stadt und ruft einen vermeintlich unbeteiligten Fahrer herbei, der die erleichterten Reisenden dann dorthin fährt. Nach Ankunft fordert der Tuktuk-Fahrer (und natürlich Komplize des Ersten) unangemessene Preise und wird mehr als ungemütlich, wenn man nicht zahlt. Ganz zu schweigen davon, dass es das religiöse Ritual gar nicht gibt. Wir sind zum Glück nicht zu 100% darauf reingefallen. Aber irgendwie doch schon ein bisschen. Zwar haben wir uns nicht finanziell über's Ohr ziehen lassen, aber etwas hilflos haben wir uns doch gefühlt. 

Unser Colombo-Fazit: Lotustürme und Dracula


Naja, da wir dann sowieso schon am Tempel waren, riskierten wir auch einen Blick hinein. Nach all den imposanten Tempelanlagen, die wir bereits gesehen hatten, fanden wir, dass es sich eher um Sammelsurium aus Schnick Schnack, kitschigen Figuren und künstliche Blumen handelt. Aber eventuell waren wir auch einfach noch überrumpelt von der Betrugsmasche, mit der wir einfach nicht gerechnet haben. Wir setzten unseren Spaziergang bei knapp 40 (gefühlten) Grad fort und suchten nach einem schönen Blick auf den Lotus Tower. Der 350 Meter hohe Fernsehturm ist das höchste Gebäude Sri Lankas und ist uns daher nicht ganz überraschend bereits bei unserer Ankunft ins Auge gesprungen. Die anderen Sehenswürdigkeiten wie die Jami Ul-Alfar Moschee oder das Basarviertel Pettah haben wir uns dann gespart, da wir uns ja genau ans andere Ende der Stadt haben fahren lassen.


Aber wir wollten unbedingt nochmal in den Viharamahadevi Park. Hier waren wir nämlich am Vortag bereits durchgelaufen und konnten unseren Augen nicht glauben: Wir liefen ahnungslos durch die Anlage und plötzlich sah Patty recht große Schatten auf dem Boden, die von irgendwelchen Flugobjekten kommen mussten. Nach einem Blick nach oben war ihr dann schnell klar, dass dort rund 500 Draculas durch die Luft kreisten und in den Bäumen hingen. Pierre wollte dieser transsilvanischen Erklärung nicht ganz trauen und so recherchierten wir und stellten fest: Es handelte sich um Indische Riesenflughunde, die eine unglaubliche Flügelspannweite von 112 Zentimetern haben. Die sich vegetarisch ernährenden Tiere sind neben Fledermäusen übrigens die einzigen Säugetiere, die fliegen können! Wir waren so begeistert von ihnen und riefen ihnen zu, dass wir für Fotos wiederkommen würden. Nach einer kleinen Foto-Session stopften wir uns dann also noch ein Exemplar in unseren Rucksack und hatten unser Ziel für Colombo erreicht.

Eine Zugfahrt, die ist lustig! Eine Zugfahrt, die ist schön!


Am dritten Tag waren wir dann gar nicht so traurig darüber, dass uns ein Zug weiter Richtung Norden in die winzige Stadt Habarana bringen sollte. Wir Sportmäuse wollten nämlich den berühmten Monolithen von Sigiriya, der auch Löwenfels genannt wird, bewandern. Als Transportmittel entschieden wir uns für den Zug, da das Zugfahren auf Sri Lanka zu den Highlights vieler Reisender gehört. Vor allem die Strecke zwischen Kandy und Ella hat mittlerweile Kultstatus. Da wir aber zu kurzfristig unsere Reiseroute geplant hatten, gab es für diesen Abschnitt keine Tickets mehr und so buchten wir die weniger bekannte Strecke von Colombo nach Kandy. Wir entschieden uns (im Gegensatz zu vielen anderen Reisenden) für ein Ticket in der 1. Klasse, da diese eine Klimaanlage hat und nur unwesentlich teurer ist als die anderen Kategorien. Ähnlich preisgünstig wie in Deutschland zahlten wir so jeweils 7,50 € für die 4-stündige Fahrt. In der 3. Klasse gibt es außer des Fahrtwindes übrigens keine Klimatisierung und in der 2. Klasse gibt es immerhin schrubbelige Ventilatoren. Das Ticket konnten wir zwar online buchen, mussten es aber am Bahnhof noch gegen ein ausgedrucktes Exemplar tauschen - klar, wieso auch einfach? Wo und wie der Umtausch stattfinden sollte, konnte uns das Internet im Vorfeld leider nicht sagen. So standen wir dann mit 3 Fragezeichen im Gesicht am Bahnhof in Colombo und ließen uns von einem mürrischen Mitarbeiter sagen, dass wir zu Schalter 17 sollen. Schalter 17 erinnerte uns dann direkt an unseren letzten Flug, weil sich eine laange Schlange dort gebildet hatte. Noch traumatisiert von der Anreise hatten wir hier knapp 1 1/2 Stunden Puffer mitgebracht, aber wir sahen uns schon den Zug verpassen. Mit Gepäck zur Mittagszeit fingen wir dann auch (mal wieder) fein an zu schwitzen. Nach ca. 20 Minuten lief der vorhin erwähnte Mitarbeiter zufällig an uns vorbei und versuchte uns und einem anderen Reisenden klarzumachen, dass wir einfach an der Schlange vorbeigehen sollen. Wir schickten den mutigen Mitreisenden vor und bahnten uns den Weg durch's Gedränge. Der Raum, in den wir dann traten, war antarktisch klimatisiert und bis auf ein paar Touristen-Seelen waren dort nur Mitarbeitende. Nach nur 2 Minuten hielten wir dann plötzlich unseren Ticket-Wisch in der Hand. Die verbleibende Wartezeit verbrachten wir damit, uns ein wohlverdientes Bier zu kaufen. Wir mussten dazu die Straßenseite wechseln, um den Laden, der einem Gefängnis ähnelte, zu finden. Schweres Gepäck, ein Bier in der Hand und gute Laune - kennen wir sonst nur von unseren Festivalbesuchen. Völlig durchgeschwitzt suchten wir anschließend unser Gleis und setzten uns auf unsere reservierten Plätze - der Zug war nämlich bereits 30 Minuten vor Abfahrt bereit. Wir tauschten noch schnell unsere durchweichten Shirts durch frischere Exemplare bevor die Fahrt durch die idyllische Landschaft Sri Lankas losging. Für umgerechnet 30 Cent kaufte sich Patty zwischendrin dann noch einen Snack bei einem fliegenden Händler, der eine Mischung aus süßem Milchbrötchen und feuriger Chillipaste aus der Unterwelt war. Nachdem wir in Kandy dann wirklich viele, sehr hartnäckige Fahrer abgewimmelt hatten, stiegen wir zu einem freundlich schauenden jungen Mann ins Auto, den wir per Uber für die verbleibende 2-stündige Auto-Fahrt organisiert hatten. Spät abends kamen wir in der winzigen Stadt an, gingen noch eine Kleinigkeit essen und fielen ins Bett. 

Habarana: Eine Stadt, in der jeder mit Dudley befreundet ist


Da wir geplant hatten, viel wandern zu gehen, buchten wir uns ein recht einfaches und preisgünstiges Zimmer in Dudley's Nature Resort. Der pensionierte Koch Dudley führt hier mit ein paar Angestellten eine kleine, grüne Anlage, aus der wir viele Tiere, von deren Existenz wir vorher nicht mal wussten, mitgehen lassen konnten wie z.B. Indische Mungos, gestreifte Palmenhörnchen, Sri-Lanka-Riesenhörnchen und Bindenwarane. Außerdem überzeugte uns der große Pool, in den wir dann nach unseren Reinhold Messner Expeditionen hüpfen konnten.


Nachdem wir schon so fies zu Colombo waren, muss man jetzt auch über Habarana sagen, dass es in dem Dorf keine Sehenswürdigkeiten gibt. Es handelt sich eigentlich nur um eine Hauptstraße mit ein paar mehr oder weniger guten Cafés und Restaurants sowie vielen Unterkünften in den kleinen, holprigen Nebenstraßen. Die Stadt ist jedoch ein guter Ausgangspunkt für die von uns geplanten Wander-Touren und hat uns richtig gut gefallen. Hier warteten freundliche Menschen, winkende und vor Freude quietschende Kinder und viel Gastfreundschaft auf uns. Außerdem schien jeder Mensch hier mit unserem Gastgeber befreundet zu sein: Egal, ob Restaurantinhaberin, Massage-Zentrum-Besitzer, Gärtner oder Tuktuk-Fahrer - das gab uns ebenfalls ein schönes, vertrautes Gefühl.


Ein bisschen verliebt haben wir uns zusätzlich in den nahegelegenen See, an dem die coole Bar namens Lake House Kitchen einen wunderschönen Blick auf den Sonnenuntergang und leckere alkoholische Kaltgetränke in Kokosnüssen bereithielt. Aber wir waren nicht nur zum Cocktailschlürfen dort, sondern hatten schließlich eine sportliche Mission!

Sigiriya oder auch "wie wir auf einen Löwen geklettert sind"


Bei unserer Recherche nach den besten Wanderungen stießen wir auf die zwei Felsen Sigiriya und Pidurangala und entschlossen uns, beide zu besteigen. Zuerst bestiegen wir den zum UNESCO Weltkulturerbe ernannten Monolithen Sigiriya, auf dem sich die Ruinen einer historischen Felsenfestung befinden. Der Name leitet sich von „Singha Giri“ ab, was „Löwenfelsen“ bedeutet. Wieso sich da oben eine Festung befindet? Gucken wir ein paar Jährchen in die Vergangenheit: 473 n. Chr. wurde der regierende König von seinem Sohn Kassapa umgebracht, der sich so die Thronfolge sicherte. Anschließend ließ der Killer-Spross aus Angst vor seinem Halbbruder und rechtmäßigen Thronfolger Moggallana die Festung errichten. Dort lebte er dann der Sage nach mit 500 (!) Konkubinen in seiner siebenstöckigen Residenz und dachte, er habe das Leben ausgetrickst. Sein Plan aber war nur so medium erfolgreich: 18 Jahre später kam Moggallana mit einer Armee aus dem südindischen Exil zurück und besiegte den Vatermörder Kassapa. Von dem riesigen Löwenkopf, durch dessen Maul man früher den letzten, steilsten Teil des Aufstiegs begann, sind nur die zwei mächtigen Tatzen übrig und auch vom Palastgebäude sind nur noch die Grundmauern zu sehen. Aber mit ein wenig Fantasie war das Ganze eine atemberaubende Vorstellung. Anders als man sich eine klassische Wanderung vorstellt, muss man bis zum Gipfel nur schlappe 1860 Stufen laufen. Dazu passiert man zunächst eine in den Stein gehauene Treppe, kommt an einer offenen Höhle mit Fresken von barbusigen Frauen (Wolkenmädchen) vorbei, schlenderten an der "Spiegelwand" entlang und geht schließlich durch die Löwentatzen, um die letzte Metall-Treppe hinauf zum Gipfel zu gelangen. Die Spiegelwand heißt Spiegelwand, da ihr Putz früher auf Hochglanz poliert wurde, sodass man sich darin erkennen konnte - cool, hm? Die ganzen erwähnten Treppen sind übrigens nicht rund 1500 Jahre alt, sondern wurden nachträglich für einen erleichterten Aufstieg erbaut. Gelegentlich haben wir jedoch in den Fels gemeißelte, Fuß-große Aushöhlungen gesehen, die wohl mal als Aufgang hoch zum Gipfel dienten. Oben angekommen haben wir uns durchaus gefragt, wie um alles in der Welt die Menschen zu Kassapa's Zeiten in der Lage waren, all die für die Festung benötigten Ziegelsteine hinaufzutragen und wie viele von ihnen vermutlich ihr Leben beim Bau gelassen haben.


Von diesen morbiden Gedanken schnell zu unserer zweiten Wanderung auf den Pidurangala, die mehr an eine klassische Wanderung erinnerte: Wir gingen eine steinige Treppe entlang eines schmalen Pfades im Dschungel hinauf, kletterten das letzte Stückchen ein paar Felsen hoch und wurden oben angekommen mit einem wunderschönen Panoramablick und vor allem mit einer Aussicht auf den Löwenfelsen belohnt. So wie der Sigiriya ist auch dieser Felsen rund 200 Meter hoch. Während wir für die Besteigung des Löwen rund 45 Minuten brauchten, haben wir für diesen Kumpel nur knappe 30 Minuten gebraucht. Fairerweise haben wir uns aber auch nicht sonderlich viel Zeit dabei gelassen, sondern sind quasi mit einem alpinen Super-Sprint hochgeflogen.


Beide Wanderungen waren dabei etwas Besonderes für uns: Es waren unsere ersten Sonnenaufgangs-Aufstiege. Unser Gastgeber überzeugte uns nämlich davon, dass wir spätestens um 6 Uhr auf den Gipfeln sein sollten, um die ersten Sonnenstrahlen des Tages von oben zu begrüßen (Sonnenaufgang war gegen 6:15 Uhr). Das bedeutete, dass um 4 Uhr der Wecker klingelte und um 4:30 Uhr ein Tuktuk-Fahrer auf uns wartete. Nach der jeweils halbstündigen Fahrt kauften wir Nachteulen unsere Tickets: Pro Person bedeutete das übrigens (freche) 33 € für den Löwenfelsen und (schmale) 2,80 € für den Pidurangala. Oh und das Beste war: Die Aufstiege meisterten wir entsprechend in der Dunkelheit der Nacht - bewaffnet mit unserer Stirnlampe, die wir für solche Abenteuer dabei haben. Das Zweitbeste war knapp dahinter die Tatsache, dass die Temperaturen um die Uhrzeit noch erträglich waren und wir nicht in der brütenden Mittagssonne auf den nicht sonderlich schattigen Wegen herumhüpften. 

Kräutertonnen und selbstgekochtes Curry


Ayurveda bedeutet in der altindischen Sanskritsprache das "Wissen vom Leben" und ist die älteste uns überlieferte medizinische Wissenschaft. Kein Wunder, dass Patty hellhörig wurde, als sie von der Möglichkeit hörte, eine ayurvedische Massage zu bekommen. Nichtsahnend, was das im Endeffekt sein soll, ließ sie sich also auf die Erfahrung ein: Das ausführliche ärztliche Vorgespräch bestand darin, dass Patty ihren Namen, ihr Alter und ihr Herkunftsland nennen sollte. Dann griff die mindestens 157-jährige Rezeptionistin ungefragt Pattys Hand und ließ nicht mehr los. Vermutlich hat sie den Puls gemessen, aber ganz sicher sind wir uns nicht. Statt wie sonst höflich nach Krankheiten oder sonstigen Wehwehchen gefragt zu werden, wurde hier dann mit der wenig charmant formulierten Frage "What's wrong with you?" (also: "Was stimmt mit dir nicht?") die medizinische Befragung abgeschlossen. Es folgte eine einstündige, sehr ölige Ganzkörper-Massage. Sogar die Ohrengänge, in die sich so sonst nur Wattestäbchen hin verirren, wurden massiert. Anschließend folgte ein 15-minütiges Dampfbad in einer Kräutertonne. Es handelt sich dabei um ein menschengroßes Holzfass, in welchem man sich auf eine mit Blättern ausgelegte Liegefläche legt. Anschließend wird Wasser unter der Liegefläche erhitzt, sodass sich in der - dann geschlossenen Tonne - kräutiger Wasserdampf bildet und den öligen Körper von seinen Giftstoffen befreit aka. ihn ordentlich zum Schwitzen bringt. Zum Abschluss gab es dann noch einen verdammt süßen und gleichzeitig scharfen Tee, der von Patty liebevoll Pfefferhonigtee getauft wurde, wobei wir ziemlich sicher sind, dass es sich dabei nicht wirklich um die Zutaten handelt. Eine lustige und spannende Erfahrung - wobei Patty weiterhin die "einfachen" Rückenmassagen bevorzugt.



Unseren letzten Nachmittag verbrachten wir dann noch bei einem liebevoll durchgeführten Kochkurs. So waren wir zu Gast bei einer kleinen Familie, die zum Kochen ausschließlich die Zutaten nutzt, die sie in ihrem Garten anbaut. Gemeinsam mit den insgesamt 7 anderen Mitkochenden zauberten wir so insgesamt 12 leckere, typisch sri-lankische Gerichte, die wir im Anschluss landestypisch mit den Fingern aßen. Passend dazu gab es Ceylon-Tee, für den das Land bekannt ist, was wir als Tee-Experten natürlich lang vorher wussten. Glücklich und gesättigt ließen wir uns in unsere Unterkunft bringen bis wir uns am nächsten Morgen zu unserer nächsten Station - eine Stadt namens Ella - aufmachten. Wir verraten so viel: Es handelt sich dabei mal wieder um ein Hochland! Ihr dürfte drei Mal raten, was wir hier vorhaben und habt dafür bis kommenden Sonntag Zeit - dann folgt dann nämlich die Auflösung des schier unlösbaren Rätsels. Bis dahin wünschen wir euch eine wundervolle Woche und senden euch ein paar Umarmungen, falls ihr welche wollt. 

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